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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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in seinen Mundwinkeln nistete. Zu seinem Mondgewand trug er das Abzeichen seiner neuen Würde, einen hohen, spitz zulaufenden Hut mit herabhängenden silbernen Bändern.
    Natürlich war er nicht zur Audienz erschienen. Der Oberpriester des Mondtempels hatte beinahe jederzeit Zutritt zum König, wenngleich eine vorherige Anmeldung erwünscht war. Natürlich hatte Gaidaron sich nicht daran gehalten, er liebte Überraschungen.
    Rastafan musterte die Kopfbedeckung mit einem belustigten Blick, dann bat er ihn höflich, doch Platz zu nehmen. Dazu führte er ihn zu einer Sitzecke, die hohen Persönlichkeiten vorbehalten war. Dementsprechend kostbar waren die Möbel. »Wie ich sehe«, begann er, »hast du dein Ziel inzwischen erreicht. Ich gratuliere dir, Gaidaron, und hoffe auf ein gutes Einvernehmen.«
    Mit sorgfältiger Gebärde setzte Gaidaron den Hut ab und stellte ihn auf den Tisch, damit er nicht aus Rastafans Blickfeld geriet. »Ich danke dir. An mir soll es nicht liegen. Uns beiden sind ja Pflichten auferlegt, denen wir nachzukommen geschworen haben. In der Erfüllung dieser Pflichten werden wir gut zusammenarbeiten.«
    Rastafan wusste, was Gaidaron meinte, aber er ging darüber hinweg. »So ist es. Tatsächlich werden es täglich mehr, und auch du dürftest in deinem neuen Amt kaum noch Zeit für deine ganz persönlichen Neigungen erübrigen können.«
    »Oh, es ist im Grunde nur ein formelles Amt. Wir im Mondtempel sind so gut aufeinander eingespielt, dass mein Eingreifen kaum nötig sein wird. Ich dachte daher daran, dich mehr bei deinen Aufgaben zu unterstützen. Ich hörte von Suthranna, dass du Hilfe benötigst?«
    Alte Schlange!, dachte Rastafan. Du weißt noch nicht, dass dir die Giftzähne längst gezogen wurden und glaubst, mich lenken zu können, doch du hast nichts gegen mich in der Hand, als einen Furz von einem lahmen Gaul. Aber dass ich dich brauchen kann, das stimmt.
    »Oh ja, ich könnte deine Hilfe gut gebrauchen«, erwiderte Rastafan. »Woran hast du gedacht? Wähle selbst, bei welcher Aufgabe du dich bewähren möchtest.«
    Gaidaron runzelte die Stirn. »Bewähren? Ich muss mich nicht beweisen. Das habe ich nicht nötig.«
    »Verzeih, es musste natürlich heißen, welche Aufgabe du auf dich nehmen möchtest.«
    »Auf mich nehmen dürfte ebenfalls übertrieben sein«, erwiderte Gaidaron mit drohendem Unterton, denn er spürte, dass Rastafan ihn veralbern wollte. »Sagen wir doch, welche Aufgabe meiner würdig ist.«
    »Wie wahr. Du nimmst mir das Wort aus dem Mund.«
    »Ich warne dich, Rastafan. Deine spöttischen Bemerkungen verfangen bei mir nicht. Ich weiß, dass du über die Kunst der überzeugenden Rede verfügst, sonst hättest du Suthranna nicht so schnell zum Verzicht auf sein Amt bewegen können.«
    Rastafan unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Gaidaron wusste also nicht, dass Suthranna es ihm aus freien Stücken überlassen hatte.
    »Ich habe mir natürlich bereits Gedanken gemacht, was ich dir anbieten könnte.« Rastafan lehnte sich zurück, und seine Miene wurde ernst. »Alberne Spielchen zwischen uns können wir uns nicht erlauben. Hier geht es um Jawendor. Um ganz Jawendor und nicht nur um ein überfüttertes Schwein in der Suhle wie Margan. Jaryn hat ein Gesetzeswerk begonnen, das ich versuche fortzuführen, was mir aber aus Zeitgründen nur selten möglich ist. Ich möchte dich bitten, dich dieser Sache anzunehmen und daran weiterzuarbeiten.«
    »Wieder schiebst du mir Dienstbotenarbeiten zu«, nörgelte Gaidaron.
    »Oh nein, Gaidaron. Wenn du das als Dienstbotenarbeit ansiehst, dann bist du für jegliches hohe Amt völlig ungeeignet. Jaryn war ein Prinz und hat es nicht für unter seiner Würde erachtet, ganz im Gegenteil. Er hielt es für äußerst wichtig, die skandalösen Zustände in unserem Land zu untersuchen und zu beseitigen. Das ist auch mein Bestreben. Wenn du mir dabei helfen willst, bin ich dir dankbar. Solltest du aber lediglich die Pfründe Margans im Auge haben, kann ich dich nicht gebrauchen.«
    Gaidaron zuckte innerlich zusammen. Rastafan war nicht so willfährig, wie er geglaubt hatte. Natürlich wusste er, dass eine Gesetzesreform etwas Großes darstellte, aber es handelte sich einmal wieder um Schreibstubenarbeit, und er hatte sich mehr Einfluss auf Entscheidungen erhofft. Hinzu kam, dass er ahnte, welche Richtung dieses große Werk nehmen sollte: Beschneidung der adeligen Vorrechte – Begünstigung des Pöbels. Er empfand es als erniedrigend, daran auch

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