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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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doch, die Sarkophage rücken zusammen. Wir müssen nur noch ein wenig warten, dann wird sich die Wand heben.«
    Sie starrten abwechselnd auf die Sarkophage und auf die Wand. Ihr Atem ging keuchend, ihr Herzschlag raste. »Geh doch auf, du verfluchte Wand«, flüsterte Radomas.
    Lacunar schüttelte den Kopf. »Wir müssen weitersuchen. Das war es nicht.« Ein merkwürdiges Geräusch in seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Er kannte es. So hörte sich Sand an, der von den Dünen rieselte. Sein Arm schoss nach oben. »Da!«, schrie er entsetzt.
    Radomas drehte sich um. In der Decke hatten sich zwei faustgroße Löcher aufgetan, aus denen jeweils ein armdicker Sandstrahl floss. Der Sand fiel auf die Sarkophage und bildete rasch Häufchen, die immer größer wurden. »Nein!«, brüllte er und kletterte auf den Sarkophag, aber seine Hände reichten nicht bis an die Decke. »Wir müssen sie verstopfen!«, schrie er.
    Seine Fackel hatte er in der Hast fallen lassen. Lacunar hob sie auf und sah sich mit wilden Blicken um. Hier gab es nichts, was sie benutzen konnten. »Unsere Kleider, wir stopfen sie mit unseren Sachen zu.«
    »Ich reiche nicht heran«, stöhnte Radomas.
    »Wir machen es wie bei den Krügen. Ich steige auf deine Schultern.« Lacunar lehnte die Fackeln an die Wand, riss sich das Gewand vom Leib und kletterte auf den Sarkophag. Doch kaum stand er, da fielen ihnen kleine Felsbrocken auf den Kopf. Sie starrten nach oben und erkannten mit Schaudern, dass die Löcher sich vergrößert hatten und von ihren Rändern immer mehr Gestein abbröckelte. Der Sand schoss nun mit größerer Gewalt herein. Diese Löcher verstopfte kein Gewand mehr.
    In ihrer Todesangst taumelten beide und stürzten vom Sarkophag hinunter. Lacunar kroch auf den Knien zurück und tastete unter dem Sand nach der Steinplatte. »Wir müssen die Platten drücken!«, keuchte er. »Dann schließen sich die Löcher vielleicht wieder.«
    Radomas hielt sich sein schmerzendes Knie und humpelte hinüber. Der Mechanismus funktionierte tadellos. Die Sarkophage glitten auseinander, und in der Mitte erhob sich das nadelspitze Gitter. Doch die Klappen in der Decke schlossen sich nicht mehr. Sie hatten der Gewalt des hindurchströmenden Sandes nichts entgegenzusetzen.
    Kraftlos sank Lacunar auf den Boden. »Das ist das Ende«, sagte er mit tonloser Stimme.
    Radomas stierte ihn an, einen irren Ausdruck im Gesicht. »Nein, das kann nicht das Ende sein. Da draußen warten fünf Krüge auf mich. Ich weiß, ich komme hier raus. Ich bin ein Mabraont! Ich werde Fürst sein von Achlad. Tausend Krieger werde ich mir kaufen, nein zehntausend. Ich werde Jawendor erobern, dann Xaytan. Ich werde mir alle Länder untertan machen, die ganze Welt!«
    Lacunar schloss gequält die Augen. Radomas’ Geschwätz war nun seine Grabrede. Das habe ich nicht verdient, dachte er in einem letzten Anflug von Humor. Muss ich wirklich langsam im Sand ersticken und mir sein Geplapper bis zum bitteren Ende anhören?
    »Nein«, sagte er laut und erhob sich.
    Radomas hob schützend die Hände vor das Gesicht und kreischte: »Willst du mich jetzt umbringen, du Geier, du Hyäne? Das wolltest du schon die ganze Zeit, gib es zu!«
    Lacunar streifte ihn mit einem müden Blick. »Du feiger Trottel«, murmelte er. »Stirb wenigstens wie ein Mann.« Er erklomm den Sarkophag und breitete die Arme aus. »Caelian!«, schrie er und warf sich mit einem kühnen Schwung auf das Gitter. Die spitzen Enden, scharf wie Schwerter, durchbohrten ihn. Er war sofort tot.
    Radomas war entsetzt zurückgewichen und starrte auf seinen aufgespießten Gegner. Dann brach er in ein wahnsinniges Gelächter aus. »Siehst du, Lacunar, jetzt bist du tot. Jetzt gehört mir alles, alles …«
    Und der Sand fiel und fiel …
    ~·~
    Als Garmojar und seine Männer am Morgen erwachten, mussten sie feststellen, dass Radomas samt dem Fürsten verschwunden war. Natürlich suchten sie sofort den gesamten Teich und die nähere Umgebung ab, aber sie wurden nicht gefunden, und etwaige Fußspuren hatte der Wind verweht. Merkwürdig war, dass sie ihre Pferde zurückgelassen hatten. Was mochte passiert sein? Wohin waren sie mitten in der Nacht gegangen?
    Garmojar konnte sich das nicht erklären. Lacunar war Radomas’ Gefangener. War er freiwillig mitgegangen? Oder hatte er gar Radomas überwältigt? Doch wo waren sie? Niemand marschierte ohne Reittiere und Proviant durch die Wüste. Natürlich konnten sie beide zum Lager zurückgekehrt sein,

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