Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
Eintritt zu Rastafan verschaffen wollte, und den bedauernswerten Wächter, der niemanden vorlassen, aber den Oberpriester des Mondtempels auch nicht abweisen durfte.
Rastafan ahnte, wer die Oberhand behalten würde. Kurz darauf trat Gaidaron mit forschen Schritten bei ihm ein, während hinter der Tür der ruhelose Schatten des unterlegenen Wächters zu sehen war, der es nicht wagte, das Bad zu betreten.
Rastafan machte eine träge Handbewegung. »Gaidaron! Was für eine Überraschung. Aber findest du es richtig, meinen Wächter in Verlegenheit zu bringen, weil du mich mit deinem ungehobelten Verhalten in Verlegenheit bringen möchtest?«
Gaidaron, abermals im vollen Ornat des Oberpriesters erschienen, zuckte irritiert mit den Brauen. Bevor er noch ein Wort herausgebracht hatte, war es Rastafan schon gelungen, ihn zu verunsichern.
Rastafan hob seinen Oberkörper aus dem Wasser und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Rand des Beckens ab. »Bitte sei doch so freundlich und sage ihm, es täte dir leid, dass du darauf beharrt hast, vorgelassen zu werden, denn er hatte den ausdrücklichen Befehl, mich auf keinen Fall zu stören.«
Gaidaron schlug dem Wächter die Tür vor der Nase zu. »Das fehlte noch«, zischte er. »Du hast wohl vergessen, dass ich jederzeit Zutritt zu dir habe.«
»In der Tat«, seufzte Rastafan. »Ich habe versäumt, meinem Wächter diese Ausnahme mitzuteilen. Da trifft dann wohl doch mich die Schuld? Nun, ich werde das mit dem Wächter später regeln. Darf ich fragen, was dich so dringend zu mir führt, dass du mich beim Baden störst?«
Gaidaron legte seinen hohen Hut mit gemessener Geste auf einen Schemel. »Ich bin hier, weil ich einen Teil unserer Vereinbarung einfordere. Dir erspare ich so das Entkleiden, du bist bereits nackt.«
Rastafan, der selbstverständlich wusste, was Gaidaron hergetrieben hatte, lächelte. »Findest du das nicht ein bisschen einfallslos, mich im Bad zu vögeln? Das kannst du mit jedem haben. Wir beide wissen uns doch besser zu amüsieren.«
»Schon möglich.« Gaidaron setzte sich auf einen anderen Schemel, und in seine Augen trat ein begehrliches Funkeln, als seine Blicke Rastafans Körper abtasteten. »Ich habe für gute Vorschläge ein offenes Ohr.«
Rastafan nickte nachdenklich. »Vielleicht würde es dir gefallen, wenn ich es mit dir triebe wie seinerzeit mit Caelian?«
Gaidarons frische Farbe machte fahler Blässe Platz. »Mit Caelian?«, keuchte er. »Du und Caelian? Ihr …?«
»Aber Gaidaron! Du wirst doch keine Besitzansprüche an ihn stellen wollen? Zwischen uns war alles freiwillig. Und ich muss sagen, Caelian hat mir dabei ganz neue Sachen beigebracht.«
Gaidaron schloss erschüttert die Augen. Das musste er erst einmal schlucken. »Heiliger Dämonenfurz«, murmelte er. »Der Bursche hat sich an dich herangemacht. Und du hast es natürlich ausgenutzt.«
»Rede keinen Unsinn! Wenn zwei Männer es tun wollen, dann tun sie es. Ich nutze niemanden aus, nicht einmal dich, obwohl dich dein Verlangen bereits umbringt.«
»Was habt ihr gemacht?«, stammelte Gaidaron. »Caelian ist …«
»Er liebt es brutal, ich weiß. Aber keine Sorge, ich habe ihm nichts getan, was er nicht wollte. Wenn ich es mit dir ebenso machen soll, musst du es mir nur sagen. Es ging um schmerzhafte Fesselungen und um das hier.« Rastafan ballte seine rechte Hand zur Faust.
»Das hat er gewollt?«, flüsterte Gaidaron. »Ich habe mit ihm – ich meine, er hat mich verlassen, weil er diese Dinge fürchtete.«
»Nein, du hast nie begriffen, wo das Spiel mit der Lust aufhört. Nämlich genau da, wo der andere keine Lust mehr verspürt. Aber davor hast du die Augen verschlossen und Caelian verloren.«
»Ich weiß«, erwiderte Gaidaron tonlos. »Ich habe es bereut, aber er hat mir nie die Gelegenheit gegeben, es wiedergutzumachen. Ich habe ihn wirklich geliebt.«
»Mag sein. Früher glaubte ich, Männer wie wir können nicht lieben und nur ihren Trieben nachgeben. Aber es war ein Irrtum.«
Gaidaron lächelte schief. »Jaryn?«
»Ja. Wir haben beide unseren Geliebten verloren, und nun müssen wir miteinander vorliebnehmen. Aber allzu schwer dürfte uns das nicht fallen, wir sind ja beide keine keuschen Jungfrauen und außerdem gut gebaut.« Als wollte er das beweisen, stieg er aus dem Wasser, trat auf Gaidaron zu, nahm dessen Hut vom Schemel und betrachtete ihn von allen Seiten. »Dieses Kunstwerk starrt mich schon die ganze Zeit an. Komm, zeig mir lieber, wie weit
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