Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
obwohl Garmojar sich nicht vorstellen konnte, was die beiden Männer dazu veranlasst haben könnte. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass Radomas mit seinem ärgsten Feind einen nächtlichen Spaziergang in die Wüste unternommen hatte.
Die beiden Begleiter Lacunars lagen noch immer gefesselt im Zelt und verfolgten besorgt die Gesprächsfetzen, die sie auffingen. Auch sie konnten sich auf das Gehörte keinen Reim machen.
Garmojar schickte drei seiner Leute ins Lager zurück, ob die beiden Vermissten dort eingetroffen seien. Sie nahmen auch die beiden Gefangenen mit. Später würde man entscheiden, was mit ihnen geschehen sollte. Bis zur Rückkehr der Männer wollten sie hier ausharren und auf Radomas warten.
Es begann bereits zu dunkeln, als zwei seiner Männer aus dem Lager zurückkamen. Sie hatten die Gefangenen abgeliefert, aber weder Radomas noch Lacunar dort angetroffen. Es hatte sie auch niemand gesehen oder etwas gehört.
Garmojar fluchte. Was war das für eine undurchsichtige Geschichte! Hatten die Dämonen der Weißen Wüste ihre Hand im Spiel? Eigentlich hielt er sich für einen vernünftigen Mann, der dergleichen verlachte, doch bei rätselhaften Vorkommnissen nisteten sich schnell solche Gedanken ein. Er ärgerte sich selbst darüber, aber er wusste auch nicht, was er tun sollte. Die beiden suchen? Aber wo? Seine Gefährten konnten auch nichts Gescheites dazu beitragen.
Sie verbrachten noch eine Nacht am Teich, doch am nächsten Morgen brachen sie auf und kehrten ins Lager zurück. Die Pferde nahmen sie mit. Sollten die beiden doch noch zurückkommen, mussten sie eben zu Fuß gehen. Sie konnten die Pferde schließlich nicht sich selbst überlassen. Garmojar sagte sich, dass Radomas und Lacunar, wenn sie noch lebten, auf alle Fälle im Lager auftauchen würden.
Der Einzige, der sich bei der Nachricht die richtigen Gedanken und keine Sorgen machte, war Thorgan. Er war sicher, dass die beiden sich allein auf den Weg zu dem verborgenen Eingang gemacht hatten, denn er hatte Radomas damals bei der Suche nach der Pyramide begleitet. Er wusste, dass die Sache seinem Herrn keine Ruhe lassen würde, und er hätte schwören mögen, dass Radomas sie alle dafür verkauft und dass Lacunar ihm den Eingang zur Pyramide verraten hatte. Da sie in der Umgebung der Spitze keinen Hinweis auf ihn gefunden hatten, musste er sich ganz woanders befinden; dort, wo niemand ihn vermutete. Und den Ort wollten sie nicht verraten. Während sich hier alle die Köpfe zerbrachen, ob den beiden ein Unglück zugestoßen sein könnte, räuberten sie wahrscheinlich längst in aller Stille die Pyramide aus.
Thorgan ballte zornig die Fäuste. So lange hatten er und seine Leute hier vergeblich gegraben, und nun wollte Radomas den Schatz offensichtlich mit Lacunar allein heben. Ja, er wollte ihn sogar mit seinem ärgsten Rivalen teilen, und wo geteilt wurde, blieb eben nur die Hälfte übrig. Wie viel mochte dann für ihn und die anderen bleiben? Brosamen wahrscheinlich, die Radomas nach Gutdünken und Willfährigkeit verteilte.
Jetzt konnte er nichts unternehmen, aber wenn Radomas zurückkam, würde er ihm schon sagen, was er von ihm hielt. Thorgan war jedenfalls nicht gewillt, sich übers Ohr hauen zu lassen.
20
Abends nach getaner Arbeit nahm Rastafan meistens ein Bad. Dabei schätzte er nicht nur das kalte und warme Wasser, das ihm in zwei verschiedenen Becken zur Verfügung stand, sondern vor allem die Ruhe nach einem hektischen Tag. Er wollte in dieser Stunde an nichts denken, sich nur im Wasser treiben lassen und entspannen. Deshalb duldete er auch keine Sklaven um sich, und die Wächter hatten Anweisung, ihn nur zu stören, wenn der Weltuntergang bevorstand.
Rastafan lag im Warmwasserbecken, die Hände im Nacken verschränkt und dachte an nichts. Jedenfalls wollte er an nichts denken, was ihm allerdings nie gelang. Dennoch flossen die Gedanken in dieser gelösten Haltung träger durch sein Gehirn, und es machte sich eine wohlige Müdigkeit bemerkbar. Er schloss die Augen und ließ Bilder an sich vorübergleiten, die ihn in eine angenehme Stimmung versetzten. Er erinnerte sich an Streiche aus seiner Kindheit in den Rabenhügeln, die ein Lächeln auf seine Lippen zauberten.
Gerade sah er sich als Zwölfjähriger durch das Gebüsch schleichen, als unangenehmer Lärm ihm das Bild verdarb. Er hörte zwei Männer miteinander streiten. Rastafan erkannte die Stimmen und stöhnte. Es handelte sich um Gaidaron, der sich lautstark
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