Laden der Träume - Das Geheimnis des Goldenen Ritters: Band 3 (German Edition)
Traurigkeit in ihren fein geschnittenen Gesichtszügen. Ohne es auszusprechen, war den drei Kindern klar, dass das Herzogin Eleonore sein musste. Sie lächelte ihrem Volk zu und nahm auf dem großen Stuhl in der Mitte der Loge Platz.
Ihr gegenüber, in einer anderen Loge, saßen Männer in schweren, kostbaren Gewändern, die bester Laune waren. Das mussten die gegnerischen Herzöge, Grafen und Fürsten sein, dachte Ben grimmig. Sie ließen sich Wein und Wildbret bringen und plauderten lachend, als feierten sie schon ihren Sieg.
Ein Mann betrat nun die Arena, gekleidet in leuchtende Gewänder und mit einem prächtigen bunten Filzhut auf dem Kopf.
»Was ist das denn für ein Vogel?«, fragte Lara leise.
Leopold spitzte vorsichtig aus Nepomuks Tasche hervor, immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. »Das ist der Truchsess der Herzogin, Lara. Ihr Berater und Haushofmeister.«
Der Truchsess warf einen strengen Blick in die Runde. Als die letzten Stimmen verstummt waren, entrollte er ein Pergament und verlas es mit gewichtiger Stimme: »Hochwohlgeborene Gäste, seid willkommen auf Burg Falkenstein, dem Herrensitz unserer geliebten Herzogin Eleonore von Falkenstein. Wir schreiben das Jahr unseres Herrn 1280. Edle Ritter von Mut und hoher Gesinnung haben sich hier versammelt, um im Wettkampf gegeneinander anzutreten. Dem Sieger dieses Turniers soll Burg Falkenstein gehören.«
Gemurmel war im Publikum zu hören, als diese Worte gesprochen wurden, doch der Truchsess war noch nicht am Ende.
»Heißet nun mit mir die Herausforderer willkommen, welche sich auf dem Feld der Ehre messen wollen: Ritter Sigurd von Feldenburg, Ritter Stefan von Taufkirchen, Ritter Caspar von Eichenstadt, Ritter Bartholomeus von Grafenstein, Ritter Joachim von Heidelberg und Ritter Markus von Pfisterburg.«
Unter Fanfarenklängen und zögerlichem Applaus ritten hochgewachsene Männer mit ihren Rüstu ngen, Lanzen und Schwertern in die Arena. Ihre Helme waren offen, sodass man ihre grimmigen Mienen sehen konnte. Vor ihnen liefen ihre Knappen her, die das Banner mit dem Familienwappen trugen.
»Filomenus hat gesagt, dass das träumende Kind ein Knappe ist«, erinnerte sich Lara nachdenklich. »Da sind aber ganz schön viele von denen. Wird gar nicht so einfach, den Richtigen zu finden.«
»Wir müssen uns umsehen«, schlug Ben vor. »Wenn das Turnier erst losgeht, achtet niemand mehr auf uns.«
Der Truchsess wollte weitersprechen, doch in diesem Augenblick brandete Jubel und Applaus auf, wie ihn die Kinder noch nicht erlebt hatten. Ein weiterer Turnierteilnehmer ritt nun in die Arena ein. Er trug eine glänzende goldene Rüstung und eine blaue Feder auf seinem Helm. Sein Visier war geschlossen, sodass niemand sehen konnte, wer sich dahinter verbarg. Als Einziger im Turnier hatte er keinen Knappen.
Die Augen der drei Kinder leuchteten. »Das also ist der geheimnisvolle Goldene Ritter«, raunte Lara.
»Und er tritt wirklich ganz allein gegen alle anderen an«, sagte Nepomuk. »Ganz schön mutig.«
Ben nickte nachdenklich. »Ich wüsste wirklich gern, wer sich hinter dieser Rüstung verbirgt.«
Der Truchsess hob die Hand und mahnte das Publikum zur Ruhe. »Für unsere geliebte Herzogin Eleonore kämpft der Goldene Ritter. Da nunmehr alle Teilnehmer versammelt sind, erkläre ich das Turnier für eröffnet. Möge der Beste gewinnen!«
Eine letzte Fanfare war zu hören, dann räumten die Ritter das Feld. Ihre Knappen bauten Zielscheiben aus Stroh auf.
»Die erste Disziplin ist das Bogenschießen«, krächzte Leopold. »Dann folgt das Lanzenstechen und zuletzt der Schwertkampf Mann gegen Mann.«
»Woher weißt du das?«, erkundigte sich Nepomuk.
»Als echter Prinz kenne ich mich natürlich in solchen Dingen aus, Nepomuk.«
Der Reihe nach traten die Ritter zum Bogenschießen an. Jeder Teilnehmer hatte drei Versuche, um das Zentrum der Schießscheibe zu treffen. Dann wurde der Abstand vergrößert. Gespannt sahen Ben, Lara und Nepomuk zu, wie ein Ritter nach dem anderen aus dem Wettbewerb fiel, weil er zu oft danebenschoss. Als Ritter Bartholomeus sogar die Scheibe verfehlte, zerbrach er vor lauter Wut seinen Bogen und stapfte unter Hohn und Spott der Zuschauer aus der Arena.
Schließlich waren nur noch zwei Wettkämpfer übrig: Ritter Sigurd und der Goldene Ritter. Ein letztes Mal wurde der Abstand zur Zielscheibe vergrößert. Der Goldene Ritter schoss als Erster. Er legte an und spannte seinen Bogen.
Lara hielt sich die Augen zu.
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