Laden der Träume - Das Geheimnis des Goldenen Ritters: Band 3 (German Edition)
»Du hast ein tapferes Herz, Ben. Und eines Tages wirst du ein großer Mann sein.« Sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange und legte das purpurne Tuch wieder in seine Hände. »Es gehört dir. Behalte es.«
Errötend senkte Ben das Haupt. In diesem Moment wusste er, dass seine Mutter recht gehabt hatte und dass es das Wichtigste war, an das Gute in sich zu glauben. »Danke, Durchlaucht.«
Die Herzogin klatschte in die Hände und rief: »Nun soll gefeiert werden, bis die Sonne aufgeht. Entzündet ein Feuer! Holt Brot und Wein!«
Lara strahlte: »Ein mittelalterliches Fest, das wollte ich schon immer mal erleben.«
Die Nachricht vom Sieg des Goldenen Ritters verbreitete sich rasend schnell im ganzen Land. Als die Sonne unterging, loderte ein prächtiges Feuer im Innenhof von Burg Falkenstein, und die Menschen kamen von nah und fern. Musikanten spielten auf, Feuerspucker und Zauberer sorgten für große Augen bei den Kindern, es wurde getrunken, gerauft, gelacht und getanzt. Sogar Leopold hatte seinen Spaß und hüpfte vergnügt quakend umher. Schließlich kam auch die kleine Lena mit ihrer Familie.
»Ich wusste doch, dass ihr drei Engel seid!«, sagte sie.
Zusammen mit den anderen Kindern tanzten sie um das Feuer, bis alle müde und glücklich ins Gras sanken und die Zeit des Abschiednehmens näherrückte.
Lara sah zu Felix, der in die Sterne blickte. »Jetzt kennt jeder das Geheimnis des Goldenen Ritters.«
Felix zuckte mit den Schultern. »Ach, das ist nicht schlimm. Ich habe die Rüstung lange genug getragen. Vielleicht kommt irgendwann ein anderer und nimmt meinen Platz ein.«
»Wirst du deine Abenteuer nicht vermissen?«, fragte Nepomuk.
Felix seufzte. »Hm, ich weiß nicht. Ehrlich gesagt freue ich mich jetzt sehr auf zu Hause. Wieder bei meiner Familie zu sein und ein schönes, weiches Bett zu haben. Ohne Wanzen darin.«
Lara, Ben und Nepomuk mussten kichern. Auch sie hatten nichts gegen ein gemütliches Bett einzuwenden. Außerdem wartete Filomenus sicher schon sehnsüchtig auf sie.
»Lebt wohl, meine Freunde«, sagte Herzogin Eleonore. »Und erzählt sie weiter, die Geschichte des Goldenen Ritters.«
Ben nickte. »Das werden wir.«
Die Freunde richteten noch einen letzten Blick auf Burg Falkenstein, die wie ein mächtiger Fels aus der Dunkelheit ragte. Schon verblassten die Gerüche, Geräusche und Farben des Mittelalters immer mehr und bald hatten die drei Kinder wieder den festen Boden von Filomenus Feuertals Zauberladen unter den Füßen.
»Ha-pschi!«, nieste der Zauberer und putzte seine rote Nase. »Na, was habe ich euch gesagt? Ein Spaziergang.«
Ben, Lara und Nepomuk hätten am liebsten laut aufgelacht. Aber sie beließen es bei einem stummen Grinsen. Wenn sie Filomenus die Wahrheit über das gefährliche Ritter-Abenteuer verraten hätten, dann würde er ihnen vielleicht keine neuen Reisen in die Welt der Träume gestatten, und das wollten sie auf keinen Fall riskieren. Schließlich gab es noch so viel zu erleben.
Ben spürte etwas in seiner Hand: das purpurne Tuch von Herzogin Eleonore. Er hätte es gern behalten, als Erinnerung daran, dass er in der Rüstung des Goldenen Ritters auch das Herz der schönen Adligen erobert hatte. Aber er wusste, dass Filomenus es dringender brauchte. Schließlich waren Ben und die Geschwister schuld daran, dass ihm seine gesammelten Träume verloren gegangen waren.
»Hier, Filomenus. Ein neues Traum-Artefakt für dein Glas«, sagte er.
Der Zauberer strahlte über das ganze Gesicht. »Danke, Ben. Das habt ihr gut gemacht.« Als Leopold seine Nase aus Nepomuks Tasche hervorstreckte und quakte, fügte er rasch hinzu: »Natürlich bist du auch damit gemeint, Leopold.«
Filomenus steckte das purpurne Tuch in sein Glas, wo es sich zusammen mit den anderen gesammelten Träumen zu wunderschönen Farben verwirbelte. Er nickte zufrieden. »Wenn ihr weiterhin so fleißig seid, ist mein Traumglas bald wieder gefüllt.«
Lara konnte ihre Neugier nicht länger bezwingen. »Sag mal, Filomenus: Warum sammelst du eigentlich all diese Träume?«
»Du brauchst sie für einen großen Zauber, nicht wahr?«, vermutete Nepomuk.
Filomenus versuchte vergeblich, sich hinter seinem dicken Schal zu verbergen. Er redete nur sehr ungern über seine Geheimnisse. Als er in die wissbegierigen Augen seiner jungen Freunde sah, entschied er sich, zumindest einen kleinen Teil des Rätsels zu lüften. »Ja, es stimmt. Wenn das Glas erst voll ist, kann ich damit einen sehr,
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