Laden der Träume - Das Geheimnis des Goldenen Ritters: Band 3 (German Edition)
als Scherz gedacht war, so kam sie der Wahrheit doch ziemlich nahe. Warmes Wasser, Licht und ein Kühlschrank voller Essen waren für diese Menschen hier gewiss die Vorstellung vom Paradies.
Als es dunkel wurde, bereiteten sich die Kinder ihr Nachtlager im Stall. Leopold zog es vor, in der Nähe des Bachs zu bleiben, wo es feucht war und von dicken Fliegen wimmelte.
»Wenn es stimmt, was Lena sagt, liegt Burg Falkenstein eine Stunde Fußmarsch von hier entfernt. Ich würde vorschlagen, dass wir bei Sonnenaufgang aufbrechen«, sagte Ben.
Nepomuk gähnte. »Können wir nicht etwas länger schlafen?«
»Das würde dir so passen, Schlafmütze! Ich will das Turnier sehen!«, rief Lara.
Ben sah durch die Stalltür hinaus auf den sternenglänzenden Himmel. Warmer Sommerwind strich über die Felder und man konnte die Grillen zirpen hören. Ein trügerischer Frieden. Was auch geschah, Ben wusste, dass Filomenus sich getäuscht hatte: Dieses Abenteuer würde gefährlich werden. Ganz sicher.
Beim Krähen des Hahns rüttelte Ben die Geschwister wach. Lara war sofort auf den Beinen, Nepomuk dagegen brummte nur: »Es ist so schön warm im Heu! Kann ich nicht noch ein bisschen schlafen?«
Ben blieb unbarmherzig. »Los, Schlafmütze! Wir müssen zur Burg Falkenstein.«
Murrend holte Nepomuk Leopold, der satt und zufrieden im Bach plantschte. Lena, die schon lange wach war und bereits Kühe gemolken hatte, gab ihnen einen Krug mit frischer Milch und etwas Brot als Wegzehrung. Die Kinder bedankten sich und versprachen, alles zu tun, um ein Wunder zu bewirken. Lena strahlte bis über beide Ohren, als sie das hörte.
Nach einer Stunde kräftigen Marsches sahen Ben, Lara und Nepomuk Burg Falkenstein vor sich. Sie thronte hoch über den Wäldern auf einem Hügel. Hinter wehrhaften Mauern leuchteten die Dächer der Wohntürme, der Kapelle und des mächtigen Bergfrieds, der, wie Nepomuk wusste, als Symbol von Macht und Stärke diente. Über allen Mauern, Türmen und Zinnen wehten die rot-gelben Banner der Herzogin von Falkenstein.
Leopolds Augen glitzerten. »Diese Burg ist ja fast so schön wie mein Schloss in Mooresgrund.«
Lara vergaß immer wieder, dass Leopold ja eigentlich ein verzauberter Prinz war – oder zumindest behauptete, einer zu sein. Ganz sicher war sie sich da nicht.
»Leute, seht euch das an«, rief Nepomuk.
Ein gewaltiger Tross von Kutschen und Reitern, Rittern und Edelleuten zog in die Burg ein. Auf ihren Schildern waren die Wappen der Familien zu sehen: Löwen, Adler oder Bären und dazu Symbole der Macht wie Schwerter, Kronen oder Burgen.
»Wisst ihr eigentlich, dass der Spruch › der führt was im Schilde ‹ von den Rittern stammt?«, fragte Nepomuk.
Ben schüttelte den Kopf.
Nepomuk machte ein wichtiges Gesicht. »Ist aber so. Weil auf dem Schild nämlich auch oft der Leitspruch des Ritters steht. Sodass jeder gleich sieht, was er im Schilde führt.«
Eine Fanfare ertönte. Ungeduldig mahnte Lara zur Eile: »Das Turnier geht gleich los! Kommt, wir müssen uns beeilen!«
Sie rannten, so schnell sie konnten, und reihten sich in den Tross der Besucher ein. Hinter einer Truppe von Soldaten liefen sie über die Zugbrücke. Darunter gähnte ein beeindruckend tiefer Burggraben.
»Wozu braucht man eigentlich eine Zugbrücke?«, fragte Lara.
»Ist doch logisch: Die kann man bei einer Belagerung einfach hochziehen, sodass die Gegner nicht mehr in die Burg hineinkommen«, sagte Nepomuk.
»Aber auch niemand mehr heraus. Was macht das denn für einen Sinn?«
»Dann wird die Burg belagert. Wenn die Burgherren ordentlich Vorräte gebunkert haben, kann sich so eine Belagerung ganz schön lange hinziehen«, sagte Ben.
Wieder war eine Fanfare zu hören, dieses Mal laut und deutlich. Die Kinder drängten sich bis zum weitläufigen Innenhof der Burg durch, der zum Turnierplatz umgestaltet worden war. Hunderte von Zuschauern saßen auf den eigens errichteten Tribünen. Vor dem Herrenhaus der Burg war eine Loge aufgebaut worden, die der Gastgeberin vorbehalten war. Musiker in bunten Gewändern standen davor und bliesen in ihre Fanfarenhörner, an denen die Banner des Herzogtums wehten. Lara konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war bei einem echten Ritterturnier dabei!
Plötzlich wurde es still im Publikum. Eine junge Frau betrat die Loge. Sie trug ein schlichtes purpurfarbenes Gewand und eine Haube auf dem Kopf, die ihr rot gelocktes Haar bändigte. Sie war sehr schön und stolz. Gleichzeitig lag da eine tiefe
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