Laden der Träume - Das Geheimnis des Goldenen Ritters: Band 3 (German Edition)
»Ich kann gar nicht hinsehen!«
Ben und Nepomuk blickten wie gebannt auf das Feld. Um sie herum wurde es mucksmäuschenstill.
Der Goldene Ritter schoss – und traf genau in die Mitte.
Ritter Sigurd war an der Reihe. Die Spannung in der Arena war fast greifbar, als er seinen Pfeil auf das Ziel richtete. Dann schoss er und traf daneben. Der Goldene Ritter hatte gewonnen. Der Jubel der Zuschauer wollte kein Ende nehmen. Viele von ihnen, besonders das einfache Volk, würden ihre Heimat verlieren, wenn der Goldene Ritter ver sagte, deshalb unterstützten sie ihn, so gut sie konnten.
Das Bogenschießen war entschieden. Die Knappen bauten den Turnierplatz für die nächste Disziplin um.
Ben nickte seinen Freunden zu. »Das ist unsere Gelegenheit! Dort hinten sind die Zeltlager der Turnierteilnehmer. Am besten, wir schleichen uns dorthin. Wenn die Knappen ihre Arbeit getan haben, werden sie sich dort versammeln. Dann können wir den Träumer suchen.«
Lara seufzte. Der Gedanke, etwas von dem Turn ier zu verpassen, gefiel ihr gar nicht. Aber sie wusste, dass Ben recht hatte. So sehr sie das Mittelalter auch mochte, so wenig Lust verspürte sie, für immer hier zu bleiben. Im Mittelalter gab es weder eine Heizung noch Fernsehen und schon gar kein Schokoladeneis. Eine ziemlich grauenvolle Vorstellung, fand sie.
Auf Bens Zeichen schlichen sich die drei durch die Zuschauermenge zum Lagerplatz, der mit Brettern eingezäunt war.
»Niemand zu sehen«, sagte Ben leise. »Los, kommt!«
Gerade als sie über die Umzäunung geklettert waren, hörten sie ein lautes: »Heda, Diebesgesindel! Verschwindet von hier!«
Drei Soldaten mit Lanzen waren ihnen auf den Fersen.
»Die halten uns für Diebe!«, flüsterte Nepomuk ängstlich.
Lara zog eine Grimasse. »Na toll, und schon wieder werden wir gejagt.«
»Die sehen jedenfalls nicht so aus, als ob sie Spaß verstehen«, sagte Ben.
Fieberhaft sah Lara sich um. »Ich lenke sie ab. Wir treffen uns dort hinten beim Wehrgang.«
Sie deutete auf eine Holzkonstruktion, die als Gang an der Burgmauer entlangführte. Dann schnappte sie sich ein Schwert vom Waffenständer und wedelte damit herum. »Hey, ihr Blechkameraden! Seht mal, ich habe ein Schwert geklaut! Los kommt und holt mich!«
Der Trick funktionierte: Die Soldaten jagten hinter Lara her. Wenn sie glaubten, leichtes Spiel zu haben, irrten sie sich gewaltig. Lara war schnell wie ein Pfeil und konnte klettern wie eine Katze. In Windeseile hatte sie ein Dach erklommen und grinste auf die Soldaten herunter.
»Na, jetzt zeigt mal, was ihr drauf habt, ihr Flaschen. Fangt mich, na los.«
Während die Männer versuchten, ihr hinterherzuklettern, versteckten sich Ben und Nepomuk im Wehrgang. Nepomuk staunte nicht schlecht: Von hier oben hatte man einen tollen Ausblick auf den Turnierplatz. Die Zielscheiben waren verschwunden. Stattdessen bauten die Knappen eine Begrenzung auf, vor der sich die Ritter mit langen Lanzen in Stellung brachten.
»Leopold, siehst du das auch?«, fragte Nepomuk. »Was machen die da?«
Leopold hüpfte aus der Tasche und quakte. »Die Tjost. Das Lanzenstechen! Die Ritter reiten mit Lanzen aufeinander los und versuchen sich gegenseitig aus dem Sattel zu heben. Sieger ist, wer als Letzter im Sattel bleibt.«
Ben hielt nach Lara Ausschau, doch die war verschwunden. Dafür sah er die drei Soldaten, die fluchend und schimpfend nach ihr suchten. Hoffentlich ging es ihr gut, dachte er besorgt.
Plötzlich hörten sie eine Stimme: »Vermisst ihr jemanden?«
Ben wirbelte herum. Lara hatte sich unbemerkt an sie herangeschlichen und grinste triumphierend. »Na, hab ich euch einen Schrecken eingejagt?«
Ben lächelte erleichtert. Auf Lara war Verlass.
Fanfaren ertönten und das Publikum applaudierte. Gebannt blickten die drei Kinder zum Turnierplatz, wo die erste Runde der Tjost begann: Ritter Stefan, ein junger Mann von 20 Jahren, trat gegen den Goldenen Ritter an. Die beiden galoppierten in atemberaubendem Tempo aufeinander los, hielten schützend ihre Schilde hoch und senkten ihre Lanzen. Mit einem lauten Klong! donnerte die Lanze des Goldenen Ritters gegen den Schild seines Gegners, sodass er aus dem Sattel gehoben wurde. Das Publikum johlte vor Begeisterung und in den Augen der Herzogin glomm Hoffnung auf: Wenn der Goldene Ritter seinem Ruf gerecht wurde, dann konnte ihre Burg vielleicht doch noch gerettet werden.
Ritter Joachim war an der Reihe. Er war fast zwei Köpfe größer als der Goldene Ritter und
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