L'Adultera
lächerlich. Und das vor Ihnen...«
Er nahm ihre Hand und fühlte, daß sie fieberte.
Die Sterne aber funkelten und spiegelten sich und
tanzten um sie her, und das Boot schaukelte leis und trieb im Strom, und in Melanies Herzen erklang es
immer lauter: wohin treiben wir?
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Und sieh, es war, als ob der Bootsjunge von dersel-
ben Frage beunruhigt worden wäre, denn er sprang
plötzlich auf und sah sich um, und wahrnehmend,
daß sie weit über die rechte Stelle hinaus waren, griff er jetzt mit beiden Rudern ein und warf die Jolle
nach links herum, um so schnell wie möglich aus der Strömung heraus und dem andern Ufer wieder näher
zu kommen. Und sieh, es gelang ihm auch, und ehe
fünf Minuten um waren, erkannte man die von zahl-
losen Lichtern erhellten Baumgruppen des Treptower
Parks, und Rubehn und Melanie hörten Anastasias
Lachen auf dem vorauffahrenden Boot. Und nun
schwieg das Lachen, und das Singen begann wieder.
Aber es war ein andres Lied, und über das Wasser
hin klang es »Rohtraut, Schön-Rohtraut«, erst laut
und jubelnd, bis es schwermütig in die Worte ver-
klang: »Schweig stille, mein Herze.«
»Schweig stille, mein Herze«, wiederholte Rubehn
und sagte leise: »Soll es?«
Melanie antwortete nicht. Das Boot aber lief ans U-
fer, an dem Elimar und Arnold schon in aller Dienst-beflissenheit warteten. Und gleich darauf kam auch
das Dampfschiff, und Riekchen und van der Straaten
stiegen aus. Er heiter und gesprächig.
Und er nahm Melanies Arm und schien die Szene, die
den Abend gestört hatte, vollkommen vergessen zu
haben.
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Zum Minister
»Wohin treiben wir?« hatte es in Melanies Herzen
gefragt, und die Frage war ihr unvergessen geblie-
ben. Aber der fieberhaften Erregung jener Stunde
hatte sie sich entschlagen, und in den Tagen, die
folgten, war ihr die Herrschaft über sich selbst zu-rückgekehrt.
Und diese Herrschaft blieb ihr auch, und sie zuckte nur einen Augenblick zusammen, als sie, nach Ablauf einer Woche, Rubehn am Gitter draußen halten und
gleich darauf auf die Veranda zukommen sah. Sie
ging ihm, wie gewöhnlich, einen Schritt entgegen
und sagte: »Wie ich mich freue, Sie wiederzusehen!
Sonst sahen wir Sie jeden dritten Tag, und Sie haben diesmal eine Woche vergehen lassen, fast eine Woche. Aber die Strafe folgt Ihnen auf dem Fuße. Sie
treffen nur Anastasia und mich. Unser Riekchen, das Sie ja zu schätzen wissen (wenn auch freilich nicht genug), hat uns auf einen ganzen Monat verlassen
und erzieht sieben kleine Vettern auf dem Lande.
Lauter Jungen und lauter Sawatzkis, und in ihren
übermütigsten Stunden auch mutmaßlich lauter
Sattler von der Hölle.«
»Sagen wir lieber gewiß. Und dazu Riekchen als Prä-
zeptor und Regente. Muß das eine Zügelführung
sein!«
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»Oh, Sie verkennen sie; sie weiß sich in Respekt zu setzen.«
»Und doch möcht' ich die Verzweiflung des Gärtners
über zertretene Rabatten und die des Försters über
angerichteten Wildschaden nicht mit Augen sehn.
Denn ein kleiner Junker schießt alles, was kreucht
und fleucht. Und nun gar sieben. Aber ich vergesse, mich meines Auftrags zu entledigen. Van der Straaten... Ihr Herr Gemahl... bittet, ihn zu Tische nicht erwarten zu wollen. Er ist zum Minister befohlen, und zwar in Sachen einer Enquête. Freilich erst morgen.
Aber heute hat er das Vorspiel: das Diner. Sie wis-
sen, meine gnädigste Frau, es gibt jetzt nur noch
Enquêten.«
»Es gibt nur noch Enquêten, aber es gibt keine gnä-
digste Frauen mehr. Wenigstens nicht hier und am
wenigsten zwischen uns. Eine Gnädigste bin ich ü-
berhaupt nur bei Gryczinskis. Ich hin Ihre gute
Freundin und weiter nichts. Nicht wahr?« Und sie
gab ihm ihre Hand, die er nahm und küßte. »Und ich
will nicht«, fuhr sie fort, »daß wir diese sechs Tage nur gelebt haben, um unsre Freundschaft um ebenso
viele Wochen zurückzudatieren. Also nichts mehr von einer ›gnädigsten Frau‹.« Und dabei zwang sie sich, ihn anzusehen. Aber ihr Herz schlug, und ihre Stimme zitterte bei der Erinnerung an den Abend, der nur zu deutlich vor ihrer Seele stand.
»Ja, lieber Freund«, nahm sie nach einer kurzen
Pause wieder das Wort, »ich mußte das zwischen uns
klar machen. Und da wir einmal beim Klarmachen
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sind, so muß auch noch ein andres heraus, auch et-
was Persönliches und Diffiziles. Ich muß Ihnen näm-
lich endlich einen Namen geben. Denn Sie haben
eigentlich keinen Namen, oder wenigstens
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