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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Stunde bis zum ministe-
    riellen Diner au sein de sa famille zu verbringen.
    Und nun nahm er Platz und rief in das Haus hinein:
    »Liddi, Liddi. Rasch. Antreten. Immer flink. Und Heth auch; das Stiefkind, die Kleine, die vernachlässigt wird, weil sie mir ähnlich sieht...«
    »Und von der ich eben erzählt habe, daß sie gren-
    zenlos verwöhnt würde.«
    Die Kinder waren inzwischen erschienen, und der
    glückliche Vater nahm ein elegantes Tütchen mit
    papierenem Spitzenbesatz aus der Tasche und hielt
    es Lydia hin. Diese nahm's und gab es an die Kleine weiter. »Da, Heth.«
    »Magst du nicht?« fragte van der Straaten. »Sieh
    doch erst nach. Es sind ja Pralinés. Und noch dazu
    von Sarotti.«
    Aber Lydia sah mit einem Streifblick zu Rubehn hin-
    über und sagte: »Tüten sind für Kinder. Ich mag
    nicht.«
    Alles lachte, selbst Rubehn, trotzdem er wohl fühlte, daß er der Grund dieser Ablehnung war. Van der
    Straaten indes nahm die kleine Heth auf den Schoß

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    und sagte: »Du bist deines Vaters Kind. Ohne Faxen
    und Haberei. Lydia spielt schon die de Caparoux.«
    »Laß sie«, sagte Melanie.
    »Ich werde sie lassen müssen. Und sonderbar zu sagen, ich hasse die Vornehmheitsallüren eigentlich nur für mich selbst. In meiner Familie sind sie mir ganz recht, wenigstens gelegentlich, abgesehen, davon, daß sich auch für meine Person allerhand
    Wandlungen vorbereiten. Denn in meiner Eigenschaft
    als Mitglied einer Enquêtenkommission hab' ich die
    Verpflichtung höherer gesellschaftlicher Formen ü-
    bernommen, und geht das so weiter, Melanie, so
    hältst du zwischen heut' und sechs Wochen einen
    halben Oberzeremonienmeister in deinen Händen. In
    den Sechswochenschaften hat ja von Uranfang an
    etwas mysteriös Bedeutungsvolles geschlummert.«
    »Eine Wendung, lieber van der Straaten, die mir vor-läufig nur wieder zeigt, wie weitab du noch von deiner neuen Charge bist.«
    »Allerdings, allerdings«, lachte van der Straaten.
    »Gut Ding will Weile haben, und Rom wurde nicht an
    einem Tage gebaut. Und nun sage mir, denn ich ha-
    be nur noch zehn Minuten, wie du diesen Nachmittag
    zu verbringen und unsern Freund Rubehn zu diver-
    tieren gedenkst. Verzeih die Frage. Aber ich kenne
    deine mitunter ängstliche Gleichgiltigkeit gegen
    Tisch- und Tafelfreuden und berechne mir in der Eile, daß deine Bohnen und Hammelkoteletts, auch wenn
    die Bohnen ziepsig und die Koteletts zähe sind, nicht 103
    gut über eine halbe Stunde hinaus ausgedehnt wer-
    den können. Auch nicht unter Heranziehung eines
    Desserts von Erdbeeren und Stiltonkäse. Und so
    sorg' ich mich denn um euch, und zwar um so mehr,
    als ihr nicht die geringste Chance habt, mich vor
    neun Uhr wieder hier zu sehn.«
    »Ängstige dich nicht«, entgegnete Melanie. »Es ist
    keine Frage, daß wir dich schmerzlich entbehren
    werden. Du wirst uns fehlen, du mußt uns fehlen.
    Denn wer könnt' uns, um nur eines zu nennen, den
    Hochflug deiner bilderreichen Einbildungskraft ersetzen. Kaum, daß wir ihr zu folgen verstehn. Und doch verbürg' ich mich für Unterbringung dieser armen,
    verlorenen Stunden, die dir so viel Sorge machen.
    Und du sollst sogar das Programm wissen.«
    »Da wär' ich neugierig.«
    »Erst singen wir.«
    »Tristan?«
    »Nein. Und Anastasia begleitet. Und dann haben wir
    unser Diner oder doch das, was dafür aufkommen
    muß. Und es wird sich schon machen. Denn immer,
    wenn du nicht da bist, suchen wir uns durch einen
    besseren Tisch und ein paar eingeschobene süße
    Speisen zu trösten.«
    »Glaub's, glaub's. Und dann?«

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    »Dann hab' ich vor, unsern lieben Freund, den ich dir übrigens, nach einem allerjüngsten Übereinkommen,
    als Rubehn mit dem gestrichenen h, also schlecht-
    weg als unsern Freund Ruben vorstelle, mit den
    Schätzen und Schönheiten unsrer Villa bekannt zu
    machen. Er ist eine Legion von Malen, wenn auch
    immer noch nicht oft genug, unser lieber Gast gewe-
    sen und kennt trotz alledem nichts von dieser gan-
    zen Herrlichkeit als unser Eß- und Musikzimmer und
    hier draußen die Veranda mit dem kreischenden
    Pfau, der ihm natürlich ein Greuel ist. Aber er soll heute noch in seinem halb freireichsstädtischen und halb überseeischen Hochmute gedemütigt werden.
    Ich habe vor, mit deinem Obstgarten zu beginnen
    und dem Obstgarten das Palmenhaus und dem Pal-
    menhause das Aquarium folgen zu lassen.«
    »Ein gutes Programm, das mich nur hinsichtlich sei-
    ner letzten Nummer etwas erschreckt oder wenigs-
    tens zur

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