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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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in den langen und schmalen Spa-
    liergang einmündete. Hier, im Zentrum der ganzen
    Anlage, erhoben sich denn auch, nach dem Vorbilde
    der berühmten englischen Gärten in Kew, ein paar
    hohe, glasgekuppelte Palmenhäuser, an deren eines
    sich ein altmodisches Treibhaus anlehnte, das, früher der Herrschaft zugehörig, inzwischen mit all seinen Blattpflanzen und Topfgewächsen in die Hände des
    alten Gärtners übergegangen und die Grundlage zum
    Betrieb eines sehr einträglichen Privatgeschäftes geworden war. Unmittelbar neben dem Treibhause hat-
    te der Gärtner seine Wohnung, ein nur zweifenstri-

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    ges und ganz von Efeu überwachsenes Häuschen,
    über das ein alter, schrägstehender Akazienbaum
    seine Zweige breitete. Zwei, drei Steinstufen führten bis in den Flur, und neben diesen Stufen stand eine Bank, deren Rücklehne von dem Efeu mit überwachsen war.
    »Setzen wir uns«, sagte Melanie. »Immer vorausge-
    setzt, daß wir dürfen. Denn unser alter Freund hier ist nicht immer guter Laune. Nicht wahr, Kagelmann?«
    Diese Worte hatten sich an einen kleinen und ziem-
    lich häßlichen Mann gerichtet, der, wiewohl kahlköpfig (was übrigens die Sommermütze verdeckte),
    nichtsdestoweniger an beiden Schläfen ein paar lan-
    ge glatte Haarsträhnen hatte, die bis tief auf die
    Schulter niederhingen. Alles an ihm war außer Ver-
    hältnis, und so kam es, daß, seiner Kleinheit uner-
    achtet, oder vielleicht auch um dieser willen, alles zu groß an ihm erschien: die Nase, die Ohren, die Hän-de. Und eigentlich auch die Augen. Aber diese sah
    man nur, wenn er, was öfters geschah, die ganz
    verblakte Hornbrille abnahm. Er war eine typische
    Gärtnerfigur: unfreundlich, grob und habsüchtig, vor allem auch seinem Wohltäter, dem Kommerzienrat,
    gegenüber, und nur wenn er die »Frau Rätin« sah,
    erwies er sich auffallend verbindlich und guter Lau-ne.
    So nahm er denn auch heute das scherzhaft hinge-
    worfene »wenn wir dürfen« in bester Stimmung auf
    und sagte, während er mit der Rechten (in der er

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    einen kleinen Aurikeltopf hielt) seine großschirmige Mütze nach hinten schob: »Jott, Frau Rätin, ob Sie dürfen! Solche Frau! Solche Frau wie Sie darf allens.
    Un warum? Weil Ihnen allens kleid't. Un wen alles
    kleid't, der darf ooch alles. Uff's Kleiden kommt's an.
    's gibt welche, die sagen, die Blumen machen dumm
    und simplig. Aber daß es uff's Kleiden ankommt, so
    viel lernt man bei de Blumens.«
    »Immer mein galanter Kagelmann«, lachte Melanie.
    »Man merkt doch den Unverheirateten, den Jungge-
    sellen. Und doch ist es unrecht, Kagelmann, daß Sie so geblieben sind. Ich meine, so ledig. Ein Mann wie Sie, so frisch und gesund, und ein so gutes Geschäft.
    Und reich dazu. Die Leute sagen ja, Sie hätten ein
    Rittergut. Aber ich will es nicht wissen, Kagelmann.
    Ich respektiere Geheimnisse. Nur das ist wahr, Ihr
    Efeuhaus ist zu klein, immer vorausgesetzt, daß Sie sich noch mal anders besinnen.«
    »Ja, kleen is es man. Aber vor mir is es jroß genug, das heißt vor mir alleine. Sonst... Aber ich bin ja nu all sechzig.«
    »Sechzig. Mein Gott, sechzig. Sechzig ist ja gar kein Alter.«
    »Nee«, sagte Kagelmann. »En Alter is es eigentlich
    noch nich. Un es jeht ooch allens noch. Un janz jut.
    Un es schmeckt ooch noch, un die Gebrüder Bene-
    kens dragen einen ooch noch. Aber viel mehr is es
    ooch nich. Un wen soll man denn am Ende nehmen?
    Sehen Se, Frau Rätin, die so vor mir passen, die ge-110
    fallen mir nich, un die mir gefallen, die passen wieder nich. - Ich wäre so vor dreißig oder so drum
    rum. Dreißig is jut, un dreißig zu dreißig, das stimmt ooch. Aber sechzig in dreißig jeht nich. Und da sagt denn die Frau: borg' ich mir einen.«
    Melanie lachte.
    Kagelmann aber fuhr fort: »Ach, Frau Kommerzien-
    rätin, Sie hören so was nich un glauben jar nich, wie die Welt is un was allens passiert. Da war hier einer drüben bei Flatows, Cohn und Flatow, großes Leder-geschäft (un sie sollen's ja von Amerika kriegen, na, mir is es jleich), und war ooch en Gärtner, un war
    woll so sechsundfufzig. Oder vielleicht ooch erst fün-fundfufzig. Un er nahm sich ja nu so 'n Madamchen,
    so von 'n Jahrer dreißig, un war 'ne Wittib, un immer janz schwarz, un 'ne hübsche Person, un saß immer
    ins mittelste Zelt, Nummer 4, wo Kaiser Wilhelm
    steht un wo immer die Musik is mit Klavier un Flöte.
    Ja, du mein Jott, was hat er gehabt? Jar nichts hat er gehabt. Un da sitzt er nu mit seine drei Würmer,

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