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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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heut' und die kindische Sehnsucht über sie kam, zu steigen und zu fallen wie sie.
    Und nun hielt sie sich auf die Brücke zu, die nach
    dem Spittelmarkte führt, und sah nichts als den La-
    ternenanstecker ihres Reviers, der mit seiner langen schmalen Leiter immer vor ihr her lief und, wenn er oben stand, halb neugierig und halb pfiffig auf sie niedersah und nicht recht wußte, was er aus ihr machen sollte.
    Jenseits der Brücke kam eine Droschke langsam auf
    sie zu. Der Kutscher schlief, und das Pferd eigentlich auch, und da nichts Besseres in Sicht war, so zupfte 148
    sie den immer noch Verschlafenen an seinem Mantel
    und stieg endlich ein und nannt' ihm den Bahnhof.
    Und es war auch, als ob er sie verstanden und zuge-
    stimmt habe. Kaum aber, daß sie saß, so wandt' er
    sich auf dem Bock um und brummelte durch das
    kleine Guckloch: »er sei Nachtdroschke, un janz
    klamm, un von Klock elwe nichts in 'n Leib. Un er
    wolle jetzt nach Hause.« Da mußte sie sich aufs Bitten legen, bis er endlich nachgab. Und nun schlug er auf das arme Tier los, und holprig ging es die lange Straße hinunter.
    Sie warf sich zurück und stemmte die Füße gegen
    den Rücksitz, aber die Kissen waren feucht und kalt, und das eben erlöschende Lämpchen füllte die
    Droschke mit einem trüben Qualm. Ihre Schläfen
    fühlten mehr und mehr einen Druck, und ihr wurde
    weh und widrig in der elenden Armeleuteluft. Endlich ließ sie die Fenster nieder und freute sich des frischen Windes, der durchzog. Und freute sich auch
    des erwachenden Lebens der Stadt, und jeden Bä-
    ckerjungen, der trällernd und pfeifend und seinen
    Korb mit Backwaren hoch auf dem Kopf an ihr vor-
    überzog, hätte sie grüßen mögen. Es war doch ein
    heiterer Ton, an dem sich ihre Niedergedrücktheit
    aufrichten konnte.
    Sie waren jetzt bis an die letzte Querstraße gekom-
    men, und in fortgesetztem und immer nervöser wer-
    dendem Hinaussehen erschien es ihr, als ob alle
    Fuhrwerke, die denselben Weg hatten, ihr eignes
    elendes Gefährt in wachsender Eil' überholten. Erst einige, dann viele. Sie klopfte, rief. Aber alles um-149
    sonst. Und zuletzt war es ihr, als läg' es an ihr und als versagten ihr die Kräfte, und als sollte sie die letzte sein und käme nicht mehr mit, heute nicht und morgen nicht und nie mehr. Und ein Gefühl unendli-chen Elends überkam sie. »Mut, Mut«, rief sie sich zu und raffte sich zusammen und zog ihre Füße von
    dem Rücksitzkissen und richtete sich auf. Und sieh, ihr wurde besser. Mit ihrer äußeren Haltung kam ihr auch die innere zurück.
    Und nun endlich hielt die Droschke, und weil weder
    oben noch auch vorne bei dem Kutscher etwas von
    Gepäckstücken sichtbar war, war auch niemand da,
    der sich dienstbar gezeigt und den Droschkenschlag
    geöffnet hätte. Sie mußt' es von innen her selber tun und sah sich um und suchte. »Wenn er nicht da wä-
    re!« Doch sie hatte nicht Zeit, es auszudenken. Im
    nächsten Augenblicke schon trat von einem der Auf-
    fahrtspfeiler her Rubehn an sie heran und bot ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Ihr Fuß stand eben auf dem mit Stroh umwickelten Tritt, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter und flüsterte: »Gott sei Dank! Ach, war das eine Stunde! Sei gut, einzig Geliebter, und lehre sie mich vergessen.«
    Und er hob die geliebte Last und setzte sie nieder
    und nahm ihren Arm und das Täschchen, und so
    schritten sie die Treppe hinauf, die zu dem Perron
    und dem schon haltenden Zuge führte.
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Della Salute
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    »Nach Süden!« Und in kurzen, oft mehrtägig unter-
    brochenen Fahrten, wie sie Melanies erschütterte
    Gesundheit unerläßlich machte, ging es über den
    Brenner, bis sie gegen Ende Februar in Rom eintra-
    fen, um daselbst das Osterfest abzuwarten und
    »Nachrichten aus der Heimat«. Es war ein absichtlich indifferentes Wort, das sie wählten, während es sich doch in Wahrheit um Mitteilungen handelte, die für
    ihr Leben entscheidend waren und die länger aus-
    blieben als erwünscht. Aber endlich waren sie da,
    diese »Nachrichten aus der Heimat«, und der nächs-
    te Morgen bereits sah beide vor dem Eingang einer
    kleinen englischen Kapelle, deren alten Reverend sie schon vorher kennengelernt und, durch seine Milde
    dazu bestimmt, ins Vertrauen gezogen hatten. Auch
    ein paar Freunde waren zugegen, und unmittelbar
    nach der kirchlichen Handlung brach man auf, um,
    nach monatelangem Eingeschlossensein in der Stadt,
    einmal außerhalb ihrer Mauern aufatmen

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