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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und sich
    der Krokus- und Veilchenpracht in Villa d'Este freuen zu können. Und alles freute sich wirklich, am meisten aber Melanie. Sie war glücklich, unendlich glücklich.
    Alles, was ihr das Herz bedrückt hatte, war wie mit einem Schlage von ihr genommen, und sie lachte
    wieder, wie sie seit lange nicht mehr gelacht hatte, kindlich und harmlos. Ach, wem dies Lachen wurde, dem bleibt es, und wenn es schwand, so kehrt es
    wieder. Und es überdauert alle Schuld und baut uns
    die Brücken vorwärts und rückwärts in eine bessere
    Zeit.
    Wohl, es war ihr so frei geworden an diesem Tag,
    aber sie wollt' es noch freier haben, und als sie, bei 151
    Dunkelwerden, in ihre Wohnung zurückkehrte, drin
    die treffliche römische Wirtin außer dem hohen Ka-
    minfeuer auch schon die dreidochtige Lampe ange-
    zündet hatte, beschloß sie, denselben Abend noch an ihre Schwester Jacobine zu schreiben, allerlei Fragen zu tun und nebenher von ihrem Glück und ihrer Reise zu plaudern,
    Und sie tat es und schrieb:
    »Meine liebe Jacobine. Heute war ein rechter Fes-
    testag und, was mehr ist, auch ein glücklicher Tag, und ich möchte meinem Danke so gern einen Ausdruck geben. Und da schreib' ich denn. Und an wen
    lieber als an Dich, Du mein geliebtes Schwesterherz.
    Oder willst Du das Wort nicht mehr hören? Oder
    darfst Du nicht?
    Ich schreibe Dir diese Zeilen in der Via Catena, einer kleinen Querstraße, die nach dem Tiber hinführt, und wenn ich die Straße hinuntersehe, so blinken mir,
    vom andern Ufer her, ein paar Lichter entgegen. Und diese Lichter kommen von der Farnesina, der be-rühmten Villa, drin Amor und Psyche sozusagen aus
    allen Fensterkappen sehen. Aber ich sollte nicht so scherzhaft über derlei Dinge sprechen, und ich könnt'
    es auch nicht, wenn wir heute nicht in der Kapelle
    gewesen wären. Endlich, endlich! Und weißt Du, wer
    mit unter den Zeugen war? Unser Hauptmann von
    Brausewetter, Dein alter Tänzer von Dachrödens her.
    Und lieb und gut und ohne Hoffart. Und wenn man in
    der Acht ist, die noch schlimmer ist als das Unglück, so hat man ein Auge dafür, und das Bild, Du weißt

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    schon, über das ich damals so viel gespottet und
    gescherzt habe, es will mir nicht aus dem Sinn. Im-
    mer dasselbe ›Steinige, steinige‹. Und die Stimme
    schweigt, die vor den Pharisäern das himmlische
    Wort sprach.
    Aber nichts mehr davon, ich plaudre lieber.
    Wir reisten in kleinen Tagereisen, und ich war an-
    fänglich abgespannt und freudlos, und wenn ich eine Freude zeigte, so war es nur um Rubens willen. Denn er tat mir so leid. Eine weinerliche Frau! Ach, das ist das Schlimmste, was es gibt. Und gar erst auf Reisen. Und so ging es eine ganze Woche lang, bis wir
    in die Berge kamen. Da wurd' es besser, und als wir neben dem schäumenden Inn hinfuhren und an
    demselben Nachmittage noch in Innsbruck ein wun-
    dervolles Quartier fanden, da fiel es von mir ab und ich konnte wieder aufatmen. Und als Ruben sah, daß
    mir alles so wohltat und mich erquickte, da blieb er noch den folgenden Tag und besuchte mit mir alle
    Kirchen und Schlösser und zuletzt auch die Kirche,
    wo Kaiser Max begraben liegt. Es ist derselbe von
    der Martinswand her, und derselbe auch, der zu Lu-
    thers Zeiten lebte. Freilich schon als ein sehr alter Herr. Und es ist auch der, den Anastasius Grün als
    ›Letzten Ritter‹ gefeiert hat, worin er vielleicht etwas zu weit gegangen ist. Ich glaube nämlich nicht, daß er der letzte Ritter war. Er war überhaupt zu stark und zu korpulent für einen Ritter, und ohne Dir
    schmeicheln zu wollen, find' ich, daß Gryczinski ritterlicher ist. Sonderbarerweise fühl' ich mich überhaupt eingepreußter, als ich dachte, so daß mir auch 153
    das Bildnis Andreas Hofers wenig gefallen hat. Er
    trägt einen Tiroler Spruchgürtel um den Leib und
    wurde zu Mantua, wie Du vielleicht gehört haben
    wirst, erschossen. Manche tadeln es, daß er sich ge-
    ängstigt haben soll. Ich für mein Teil habe nie be-
    greifen können, wie man es tadeln will, nicht gern
    erschossen zu werden.
    Und dann gingen wir über den Brenner, der ganz in
    Schnee lag, und es sah wundervoll aus, wie wir an
    derselben Bergwand, an der unser Zug emporkletter-
    te, zwei, drei andre Züge tief unter uns sahen, so
    winzig und unscheinbar wie die Futterkästchen an
    einem Zeisigbauer. Und denselben Abend noch wa-
    ren wir in Verona. Das vorige Mal, als ich dort war, hatt' ich es nur passiert, jetzt aber blieben wir einen Tag, weil mir Ruben das

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