Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Monsieur Lacau, der Oberinspektor der Altertümerverwaltung, der örtliche Polizeichef und – für die nachfolgenden Ereignisse von größter Bedeutung – der Korrespondent der Times, Arthur Merton, eingeladen.
Da seit der Unabhängigkeitserklärung eine Reihe von Morden an britischen Bürgern verübt und das Kriegsrecht ausgerufen worden war, war man bestrebt, nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf das Ereignis zu ziehen. Wesentlich bedeutender war jedoch, dass sich auf offizieller Seite noch niemand des Stellenwerts des getätigten Fundes bewusst worden war. Monsieur Lacau und sein Assistent verpassten die erste Begehung: Sie waren zu beschäftigt und sahen erst am darauffolgenden Tag vorbei.
Als sie die Grabstätte besuchten, hatte die Times bereits den ersten Artikel einer Berichterstattung veröffentlicht, die sich zur längsten Nachrichtenstrecke in der Geschichte der Zeitung entwickeln sollte. Bis heute hat keine Begebenheit mehr Spalten gefüllt als das Ereignis um Carnarvon, Carter und Tutanchamun. Als guter Journalist hatte Merton sofort die Bedeutung dessen, was ihm gezeigt wurde, erkannt. Bald fiel die Weltpresse in Luxor ein, und die Berichterstatter campierten in den Gärten der Hotels, da keine Zimmer mehr frei waren. Die Times trat an Almina mit der Bitte heran, einen exklusiven Artikel über die Reisen zu schreiben, bei denen sie ihren Mann zu den Ausgrabungsarbeiten begleitet hatte. Almina kam diesem Wunsch gerne nach.
Der Belagerungszustand, der um die Grabstätte herum herrschte, stellte die Männer, die versuchten, ihrer mühevollen Arbeit nachzugehen, sofort vor Probleme. Carnarvon und Carter beschlossen, das Grab wieder zu versiegeln, während sie dem öffentlichen Interesse Genüge taten und ein komplettes Team von Experten zusammenstellten.
Neben dem Wunsch, mit der Arbeit fortzufahren, bestand auch das Bedürfnis zu feiern. Carnarvon veranstaltete im Winter Palace Hotel ein Fest, das der Allgemeinheit offenstand. Aus aller Welt trafen Glückwunschtelegramme ein. Eines der ersten kam von König Fuad, der den beiden Männern herzlich für ihre Arbeit dankte. Monsieur Lacau, der seine anfängliche Gleichgültigkeit offensichtlich korrigiert hatte, würdigte ihr objektives Urteilsvermögen und ihr wissenschaftliches Vorgehen.
Das Ausmaß des Interesses der Weltöffentlichkeit, ganz zu schweigen von dem beispiellosen historischen und kulturellen Stellenwert des Fundes, überwältigte die beiden Forscher. Carnarvon beschloss, mit Eve nach Hause zurückzukehren, um das weitere Vorgehen zu planen. Er verließ das Land in wachsender Unruhe angesichts der persönlichen Interessen, der Spannung und der Rivalitäten, die sie entfesselt hatten.
Carnarvon und seine Tochter trafen als berühmte Persönlichkeiten in Großbritannien ein. Am 22. Dezember besuchte der Earl auf Einladung des Königs den Buckingham Palace, um Ihre Hoheiten mit der Geschichte der Entdeckung zu unterhalten. Der König und die Königin baten um immer mehr Details, und Carnarvon zählte die höchst kostbaren Objekte und kunstvollen Artefakte auf, die sie in der ersten Kammer gefunden hatten. Er versicherte dem König, dass ein weiteres Vordringen in die Anlage die eigentliche Grabkammer des Pharaos zutage bringen würde.
Die Familie verbrachte Weihnachten in Highclere Castle in einem Zustand gedämpften Schocks. An Heiligabend schrieben alle an Carter. Carnarvons Brief enthielt eine ausführliche Liste der anstehenden Aufgaben und würde von ihrem gemeinsamen langjährigen Freund Dr. Gardiner überbracht werden, der Anfang Januar nach Ägypten reisen und das Team unterstützen würde. Carnarvon teilte Carter mit, dass er die Bereitstellung eines Ford-Automobils veranlasst habe, was die Arbeit beträchtlich erleichtern würde. Dem Päckchen wurde ein Plumpudding beigefügt.
Eve ließ Howard in ihrem Brief wissen, wie sehr sie sich für ihn freue und dass er nach all den Jahren harter Arbeit diesen Erfolg mehr als verdient habe. »Natürlich wird man rund um die Uhr belästigt … es gibt keinen Ort und keine Tageszeit, zu der nicht irgendwo ein Reporter lauert.« Sie merkte an, dass ihren Vater die immense Aufmerksamkeit sehr müde mache. Um ihn aufzumuntern, müsse sie ihn jedoch nur an die bevorstehende Entdeckung des Sarkophags erinnern, denn dieser Hinweis auf das »heiligste aller Heiligtümer wirke stets wie eine Magnum-Flasche Champagner«. Im Folgenden gerät Eve in bezaubernder Weise darüber in Schwärmen, als
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