Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Diener König Georges V., und Monsieur Lacau von der Altertümerverwaltung, Mr Engelbach mit drei örtlichen Inspektoren sowie H. E. Abd el Halim Pascha Suleiman als Vertreter der Regierung von König Fuad.
Carter begann, die Steine des blockierten Eingangs zu entfernen, und arbeitete sich dabei von oben nach unten vor. Er hatte eine kleine Plattform errichtet, um die Lücke zu verbergen, durch die die drei Entdecker vormals in die Kammer gelangt waren. Nach einer halben Stunde konnten die Zuschauer nur einige Zentimeter hinter der Mauer eine Art goldene Platte auftauchen sehen. Carter schob eine Matratze durch die Öffnung, um das Objekt zu schützen, und setzte seine Arbeit, assistiert von Lacau und Callender, mit größter Vorsicht weitere zwei Stunden lang fort. Als sie fertig waren, hatten sie einen goldenen Schrein freigelegt, der etwa so groß war wie die Vorkammer, in der sie standen, jedoch um rund einen Meter niedriger.
Carter, Carnarvon und Lacau gingen gebückt durch den schmalen Zugangsweg, wobei sie das elektrische Kabel abrollten, um für ein wenig Licht zu sorgen. Die Wände der Kammer waren mit Szenen aus dem Ägyptischen Totenbuch, die Darstellungen überlebensgroßer Figuren zeigten, prächtig bemalt. In einer Ecke waren die sieben Ruder aufgestellt, die der Pharao benötigte, um in das Reich der Toten überzusetzen. Die beiden goldenen Türen des Schreins waren mit Kartuschen und Hieroglyphen bedeckt und durch eine Stange und Seile verschlossen. Als die drei Männer vorsichtig die Stange entfernt hatten, die Seile lösten und die Türen öffneten, fanden sie im Innern einen weiteren goldenen Schrein mit intakten Siegeln vor.
Nun schloss sich ihnen der Rest der Gruppe an. Eve folgte als Erste. Carter hatte seine Aufmerksamkeit einer weiteren Kammer zugewandt, einer Schatzkammer, in der sich ein Kanopenschrein aus cremefarbenem Alabaster befand, den er später als eines der erhabensten Kunstwerke beschrieb, die er je gesehen habe. Die Grabkammer war nun voller Menschen, die angesichts des Privilegs, einer solchen Entdeckung beiwohnen zu dürfen, sprachlos waren. Sie standen neben dem heiligsten der Heiligtümer und blickten auf die beeindruckenden Relikte einer längst vergangenen Welt.
Für den ersten Tag war dies ausreichend. Voranschreiten würde bedeuten, sich mit dem eigentlichen Sarkophag zu beschäftigen. Carnarvon und Carter waren übereingekommen, diesen mit der größten Ehrerbietung zu behandeln und die letzte Ruhestätte des Pharaos im Tal der Könige zu belassen. Die Gruppe zog sich, überwältigt von dem, was sie gesehen hatte, zurück. Die beiden Männer, die das Unternehmen leiteten, waren erschöpft und von dem Zwiespalt zwischen Begeisterung und Bangen aufgerieben.
Vom 19. bis zum 25. Februar war die Grabkammer der Presse und der Öffentlichkeit zugänglich. Carter und Carnarvon hofften, dadurch den Groll der Presse zu besänftigen. Der Plan schlug fehl. Zornig darüber, dass zwar auf die Fachkenntnisse ihrer Landsleute zurückgegriffen wurde, ihnen selbst aber der Zutritt zu dem Geschehen vollkommen verwehrt wurde, begannen die amerikanischen Journalisten die völlig irrige Behauptung in Umlauf zu bringen, Carnarvon hege die Absicht, Tutanchamuns Mumie nach England zu bringen. Carnarvon war verärgert und gekränkt. Carter war nervlich auf dem Tiefpunkt, zermürbt von den ständigen Unterbrechungen. Sein Tagebuch verzeichnet acht Tage hintereinander kurz und bündig: »Besucher in der Grabkammer, Besucher haben übernommen«.
Die Beziehung zwischen den Freunden war angespannt. Am 21. Februar suchte Carnarvon das »Castle Carter« auf, in der Absicht, die Sache in Ordnung zu bringen. Die beiden gerieten jedoch in eine hitzige Auseinandersetzung, und Carnarvon marschierte zum Hotel zurück. Eve half als geübte Vermittlerin, ihren Vater zu beruhigen und Carter zu besänftigen. Sie wusste, wie viel den Männern ihre Freundschaft bedeutete. Auf ihren Rat hin schrieb Lord Carnarvon am 23. Februar einen Brief an Carter, und fünf Tage später gelangten sie gemeinsam zu der Entscheidung, die Grabkammer für Besichtigungen zu schließen und eine Woche Pause zu machen. Carter verbrachte die Zeit zu Hause und traf niemanden außer seine alten Freunde General Sir John und Lady Maxwell. Carnarvon mietete ein dahabieh (ein Nilschiff mit Verdeck und Kajüten) und segelte in Begleitung seiner Tochter Eve, Charles Mace’ und Sir Charles Custs nach Assuan. Er war völlig erschöpft, doch
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