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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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Werke aus der Bibliothek des Landsitzes bei Sotheby’s zur Versteigerung an. Er war sich bewusst, dass Alminas Einkommensquelle nicht mehr zur Verfügung stand und Haushalten nicht zu den Stärken seiner Frau gehörte.
    Almina dagegen fühlte sich durch ihr immenses Erbe vollkommen abgesichert und sah keinen Grund, ihre Ausgaben zu reduzieren. Während sich der Lord darum sorgte, ob die Pächter imstande sein würden, ihre Zahlungen zu leisten, bereitete Almina für Eve, die im Sommer in die gehobene Gesellschaft eingeführt werden sollte, einen Ball vor. Die Kosten spielten dabei für sie keine Rolle. Hunderte Gäste wurden eingeladen und tanzten die ganze Nacht hindurch, die Times berichtete von der immensen Größe des Ereignisses. In Seamore Place wurden regelmäßig Gäste unterhalten. Die Köchin war angewiesen, die Speisen mit dem prächtigen Ambiente in Einklang zu bringen. Folglich hatte sie in dem Haus, das Zeugnis der Liebe Sir Alfreds zu großen Schätzen war, alle Hände voll zu tun. Ihre Arbeitsstelle muss unter den Köchinnen die begehrteste in ganz London gewesen sein. Sie konnte ihrer Kreativität freien Lauf lassen und wurde durch ein gewaltiges Budget abgesichert.
    Mit ihrer Leidenschaft, die größten und besten Festlichkeiten auszurichten, verlieh Almina ihrer Absicht, die gesellschaftliche Stellung der Carnarvons in der Nachkriegszeit zu erhöhen, statt sie herabzusetzen, in aller Deutlichkeit Ausdruck. Eine Begebenheit während der Ballsaison 1920 war charakteristisch für dieses Bestreben. Almina und Eve besuchten eine Geselligkeit, die Sir Earnest Cassel, einer der reichsten Bankiers jener Zeit, für seine Tochter Edwina veranstaltete. Almina amüsierte sich so gut, dass sie zu Eve sagte: »Lass uns morgen selbst einen Ball veranstalten.« Eve war entsetzt und fragte sich, wie um alles in der Welt dieses Vorhaben gelingen wollte. (Eve war wesentlich bodenständiger als Almina; vielleicht konnte sie sich vorstellen, wie die Köchin auf die Anweisung, innerhalb von 24 Stunden ein Seamore House würdiges Festmahl vorzubereiten, reagieren würde.) Almina teilte ihrer Tochter mit, sie habe »alle der hier Anwesenden bereits eingeladen« und sei sich sicher, dass es ein »wunderbares Ereignis« werden würde.
    Ihren Ehemann, der ohnehin kein Freund großer Gesellschaften war, hatte Almina anscheinend nicht informiert. Der Tag des Balls war ein Freitag, und an diesem Wochentag fuhr Lord Carnarvon üblicherweise mit dem Sechsuhrzug nach Highclere. An der Art und Weise, wie sich Carnarvon im Haus herumdrückte, konnte Eve ablesen, dass er etwas ahnte. Almina wartete verzweifelt darauf, mit den Vorbereitungen fortfahren zu können, und erkundigte sich wiederholt bei Roberts, ob Seine Lordschaft das Haus verlassen habe. Schließlich brach Carnarvon auf, doch Roberts teilte Almina mit, dass ihr Mann just in jenem Moment an der Hintertreppe vorbeigekommen war, als von den Dienern zehn Dutzend Hummer hereingetragen wurden. Der Ball war ein voller Erfolg, und als Almina am nächsten Tag in Highclere Castle eintraf, erkundigte sich Lord Carnarvon lediglich mit einem Lächeln, ob sie nicht sehr müde sei. Ein weiser Mann weiß seine Schlachten auszuwählen.
    Lord Carnarvon war Experte darin, mit den Launen kapriziöser Familienmitglieder umzugehen. Aubrey lenkte sich von seiner Schwermut ab, indem er immer mehr Zeit in seinem geliebten Albanien verbrachte. Bei einer Fahrt nach Konstantinopel im Spätsommer 1920 erfuhr er, dass der bulgarische Premierminister im selben Zug reiste. Stambolijski machte sich mit Aubrey bekannt, der später seinem Bruder schrieb: »Der Kerl sah wie ein Räuber aus, der sich durch einen Brombeerbusch schlägt.« Dieses Urteil war nicht ganz so vernichtend, wie es klingt, denn Aubrey ersuchte Carnarvon auch, Stambolijski nach Highclere einzuladen. Carnarvon leistete dieser Bitte Folge. Am 17. Oktober trug sich der bulgarische Premierminister ins Gästebuch ein. Carnarvon sah dem Besuch kritisch entgegen, da sich Bulgarien im Krieg auf die Seite der Mittelmächte gestellt hatte, doch Aubrey versicherte ihm, dass Stambolijski eine probritische Einstellung besitze. Der Earl bat einige Orientexperten aus seinem Bekanntenkreis dazu, um sicherzugehen, dass die Konversation nicht ins Stocken geriet. So zählten auch Sir William Garstin und T. E. Lawrence zu den Gästen. Letztendlich genossen alle das Wochenende. Carnarvon zeigte Stambolijski das Gestüt und den landwirtschaftlichen

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