Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Betrieb und stellte fest, dass er sich mit seinem Gast, der einer Bauernfamilie entstammte, ausführlich über Viehzucht unterhalten konnte.
    Am 11. November 1920, am Jahrestag des Waffenstillstands, hielt sich die gesamte Familie in London auf. Es war ein Tag der nationalen Trauer und des Gedenkens. Hunderttausende säumten die Straßen, als eine Lafette mit dem Sarg des unbekannten Soldaten von sechs schwarzen Pferden durch London gezogen wurde. Sie wurde von 100 Männern begleitet, die mit dem Victoria Cross, der höchsten Auszeichnung für Angehörige des britischen Militärs, bedacht worden waren. König George V. enthüllte das Grabmal im Hauptschiff der Westminster Abbey, nach zwei Schweigeminuten wurde der Leichnam des unbekannten Soldaten, der aus einem nicht gekennzeichneten Grab in Frankreich nach London gebracht worden war, seiner letzten Ruhestätte zugeführt. Während des feierlichen Zeremoniells warf George V. eine Handvoll Erde von einem Schlachtfeld in Flandern in das offene Grab. Der Respekt, der diesem einen nicht identifizierten Soldaten gezollt wurde, bot all jenen Familien Trost, die nicht wussten, wo ihre im Krieg gefallenen Männer, wie Frederick Fifield und Tommy Hills, begraben worden waren. Dieses Ereignis markierte einen Wendepunkt für die in Trauer befangene Nation. Immer noch waren weite Teile der Bevölkerung traumatisiert, doch nun hatte das Land seine Toten geehrt.
    Im April des darauffolgenden Jahres bekamen Aubrey und Mary einen Sohn, der nach dem Cousin und Freund, um den Aubrey immer noch trauerte, Auberon Mark Henry Ivo Molyneux genannt wurde. Aubreys Einstellung Kindern gegenüber war von jeher von der für ihn typischen Exzentrik geprägt. Bezüglich Marys Schwangerschaft teilte er seinem Bruder Mervyn mit: »Es ist eine Herausforderung. Ich habe in Kindern nie etwas anderes gesehen als eine Missliebigkeit – gleich der lästigen Verpflichtung, eine öffentliche Rede zu halten –, doch nun ist es unterwegs.« Doch Aubrey und seine Familie konnten gute Nachrichten brauchen. Nachdem die letzten Jahre als endlose Reihe von Begräbnissen erschienen waren, setzte die Geburt eines Kindes nun einen positiven Akzent.
    Im Januar 1921 reisten die Carnarvons wie üblich nach Ägypten. Die Verhältnisse im Land waren beinahe so unsicher wie zuvor. Es zeichnete sich ab, dass die Briten das Protektorat nicht würden halten können. Sie hatten Saad Zaghlul ein weiteres Mal ins Exil verwiesen, da dieser aus Protest gegen die von Sultan Fuad vorgenommene Ernennung eines Rivalen zum Premierminister Demonstrationen initiiert hatte. Erneut reagierte die Bevölkerung auf Zaghluls Verbannung mit Krawallen. Als die Carnarvons in Kairo eintrafen, brach Lord Allenby gerade nach London auf, um das Kabinett dazu zu bewegen, Ägypten in die Unabhängigkeit zu entlassen.
    Auch den Ausgrabungsarbeiten wohnte inzwischen eine ermüdende Routine inne. Obwohl sie die lang ersehnte Lizenz für Arbeiten im Tal der Könige erhalten hatten, tätigten Carter und Carnarvon keine Funde nennenswerter Bedeutung. Angesichts der immensen Kosten seines Ägyptenaufenthalts plagten den Earl nun akute Geldsorgen. Im Juli 1921 verkaufte er weite Teile des Mobiliars von Bretby, vorher hatte er bereits für einen Gegenwert von fünf Pfund pro Morgen Land für den Bau von Häusern an das Dulverton Rural Council veräußert.
    Lord Carnarvon mochte Land verkaufen, doch niemals seine ägyptische Kunst. Die Objekte, die Lord Carnarvon im zum »Antiquitätenraum« verwandelten Frühstückszimmer in Highclere Castle präsentierte, galten inzwischen als die beste Privatsammlung der Welt. Die Wände zierten Gemälde, die sich seit Generationen im Familienbesitz befanden. Über dem Kamin hing ein Stillleben des niederländischen Malers Jan Weenix aus dem 16. Jahrhundert, das sich bis heute an dieser Stelle befindet. An zwei Seiten des Raumes waren in dunklem Holz gearbeitete Vitrinen aufgestellt, die die exquisiten Artefakte des Earls bargen: einen Fayence-Kelch, Schmuck aus dem Grab der Königin Teje, einen bronzenen Spiegel aus der 12. Dynastie, der also rund 4000 Jahre alt war, eine wunderschöne Statue mit Gold-Silber-Legierung, mehrere Vasen, zauberhafte Stücke mit filigranen Schnitzereien von Tieren sowie eine Goldstatue, die Thutmosis III. in Gestalt des Gottes Amun zeigt.
    Im Sommer weilte Howard Carter zusammen mit anderen Freunden aus Ägypten wie Leonard Wooley und Percy Newburry in Highclere Castle. Auch ein neuer