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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Lungenentzündung – ist sie wohl ganz ausgeheilt?»
    «So ziemlich. Mein Herz ist nicht mehr so kräftig, und die Lungen sind nicht mehr so elastisch. Etwas bleibt immer zurück.»
    «Du darfst dich eigentlich keinen heftigen körperlichen Anstrengungen aussetzen?»
    «Möglichst nicht.»
    In zornigem Schweigen stapfte sie weiter.
    «Hast du Clifford gehaßt?» fragte sie schließlich.
    «Gehaßt? Nein! Ich bin schon zu vielen von seiner Sorte begegnet, um Kraft damit zu verschwenden, sie zu hassen. Ich weiß im voraus, daß ich solche Menschen nicht mag, und damit lasse ich’s gut sein.»
    «Was für Menschen sind das – seine Sorte?»
    «Na komm, du kennst sie besser als ich. Diese jungen, feinen Herren, die so was Damenhaftes haben und keine richtigen Eier.»
    «Was für Eier?»
    «Eier! Wie ein Mann sie hat!»
    Sie bedachte das.
    «Aber hängt es denn davon ab?» fragte sie ein wenig verärgert.
    «Man sagt, ein Mann hat keinen Verstand, wenn er ’n Narr ist; und kein Herz, wenn er gemein ist; und kein Mark, wenn er ’n Feigling ist. Und wenn er das nicht drin hat, den Mumm von ’nem richtigen Mann, sagt man, er hat keine richtigen Eier. Wenn er zahm ist, sozusagen.»
    Sie dachte darüber nach.
    «Und ist Clifford zahm?» fragte sie.
    «Zahm und ekelhaft – wie die meisten von ihnen, wenn man sich mit ihnen anlegt.»
    «Und glaubst du, daß du nicht zahm bist?»
    «Vielleicht nicht ganz!»
    Nach einer Weile sah sie in der Ferne ein gelbes Licht.
    Sie blieb stehen.
    «Da ist ein Licht», sagte sie.
    «Ich lasse immer Licht im Haus brennen», erwiderte er.
    Sie ging weiter an seiner Seite, ohne ihn zu berühren. Und sie fragte sich, warum sie überhaupt mit ihm ging.
    Er schloß auf, und sie traten ein, und er riegelte hinter ihnen die Tür zu. Wie ein Gefängnis, dachte sie. Der Kessel summte über dem roten Feuer, und Tassen standen auf dem Tisch.
    Sie setzte sich in den hölzernen Lehnstuhl neben dem Herd. Es war warm hier nach der Kühle draußen.
    «Ich werde meine Schuhe ausziehen, sie sind naß», sagte sie.
    Sie saß da, die bestrumpften Füße auf dem blanken Herdgitter. Er ging in die Speisekammer und holte etwas zu essen: Brot und Butter und Pökelzunge. Ihr wurde warm: sie zog ihren Mantel aus. Er hing ihn an die Tür.
    «Möchtest du Kakao oder Tee oder Kaffee haben?» fragte er.
    «Ich glaube, ich möchte gar nichts», erwiderte sie und sah zum Tisch hinüber. «Aber iß du nur.»
    «Nein, mir ist gar nicht danach. Ich will bloß den Hund füttern.»
    Mit ruhiger Entschlossenheit ging er über den Backsteinboden und stellte dem Hund in einer braunen Schüssel sein Futter hin. Ängstlich sah der Spaniel zu ihm auf.
    «Na komm, hier ist dein Abendbrot! Brauchst gar nicht so zu gucken, als ob du nichts kriegst!» sagte der Mann.
    Er stellte den Napf auf die Matte am Fuß der Treppe und setzte sich auf einen Stuhl an der Wand, um seine Gamaschen und seine Stiefel auszuziehen. Anstatt zu fressen, kam der Hund wieder zu ihm, setzte sich vor ihn hin und sah ihn verwirrt an.
    Langsam schnallte der Heger seine Gamaschen auf. Der Hund rückte ein wenig näher.
    «Was ist denn los mit dir? Bist ganz meschugge, weil noch jemand anders da ist? Bist mir schon ’n rechtes Frauenzimmer! Geh und friß dein Abendbrot.»
    Er legte der Hündin die Hand auf den Kopf, und sie lehnte ihren Kopf seitlich an ihn. Langsam, ganz langsam zog er sie an ihrem langen, seidigen Ohr.
    «Da!» sagte er. «Da! Geh und friß dein Abendbrot! Na, geh!»
    Er rückte mit dem Stuhl ein wenig zur Schüssel auf der Matte hin, und der Hund trottete demütig hinüber und fing an zu fressen.
«Magst du Hunde?» fragte Connie.
    «Nein, eigentlich nicht. Sie sind mir zu zahm und anhänglich.»
    Er hatte seine Gamaschen abgenommen und schnürte jetzt die schweren Stiefel auf. Connie hatte sich vom Feuer weggewandt. Wie kahl der kleine Raum war! Doch an der Wand über seinem Kopf hing eine scheußliche, vergrößerte Fotografie eines jungverheirateten Paares – zweifellos handelte es sich um ihn und seine Frau, eine dreistgesichtige junge Person.
    «Bist du das?» fragte Connie.
    Er drehte sich um und sah auf die Fotografie über seinem Kopf.
    «Ja. Es ist aufgenommen, kurz bevor wir geheiratet haben – ich war einundzwanzig damals.» Gleichmütig sah er das Bild an.
    «Magst du es gern?» wollte Connie wissen.
    «Ob ich es mag? Nein! Ich hab das Ding nie gemocht. Aber sie hat’s schon so arrangiert, daß es gemacht wurde.»
    Er drehte

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