Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
Künstler, die Regierung, die Industrien, die Arbeiter –, wenn alle sich den letzten Rest Gefühl ausreißen, den letzten Rest Intuition, den letzten gesunden Instinkt: wenn es immer so weitergeht in einer algebraischen Reihe, so wie jetzt: dann fahr wohl, menschliche Spezies! Leb wohl, mein Herz! Die Schlange verschlingt sich selbst, und zurück bleibt Leere, ’n bißchen beschissen, aber nicht hoffnungslos. Nett, was? Wenn wilde Hunde um Wragby heulen und wilde Grubenpferdchen auf den Tevershaller Kohlenhalden wiehern! Te deum laudamus! »
    Connie lachte, aber nicht sehr fröhlich.
    «Dann solltest du dich doch freuen, daß sie alle Bolschewisten sind», sagte sie. «Du solltest froh sein, daß sie dem Ende zueilen.»
    «Das bin ich auch. Ich halte sie nicht auf. Weil ich’s nicht könnte, auch wenn ich wollte.»
    «Warum bist du dann so verbittert?»
    «Das bin ich gar nicht. Wann mein Hahn zum letztenmal kräht, ist mir egal.»
    «Aber wenn du ein Kind hättest?» fragte sie.
    Er ließ den Kopf sinken.
    «Ach, weißt du», sagte er endlich, «ist es nicht bitteres Unrecht, ein Kind in diese Welt zu setzen?»
    «Nein! Sag das nicht! Sag das nicht!» flehte sie. «Ich glaube, ich bekomme eines. Sag, daß du dich freust!» Sie legte ihre Hand auf die seine.
    «Ich freue mich, weil du dich freust», sagte er, «aber mir kommt es wie ein gemeiner Verrat an dem Ungeborenen vor.»
    «Ah, nein!» sagte sie entsetzt. «Dann kannst du mich nicht wirklich wollen! Du kannst mich nicht wirklich wollen, wenn du das denkst!»
    Wieder schwieg er, sein Gesicht war verdrossen. Draußen war nur das Dreschen des Regens.
    «Es ist nicht wahr!» flüsterte sie. «Es ist nicht wahr! Es gibt noch eine andere Wahrheit!» Sie fühlte jetzt, er war verbittert – nicht zuletzt, weil sie ihn allein ließ, weil sie vorsätzlich fortging, nach Venedig. Und das freute sie fast.
    Sie riß seine Kleider auf und legte seinen Bauch bloß und küßte seinen Nabel. Dann legte sie ihre Wangen an seinen Bauch und schlang den Arm um seine warmen, stillen Hüften. Sie waren allein in der Flut.
    «Sag mir, daß du ein Kind willst, daß du darauf hoffst!» murmelte sie und preßte ihr Gesicht gegen seinen Bauch. «Sag mir, daß du es willst!»
    «Weißt du», sagte er endlich, und sie fühlte den seltsamen Schauer wechselnder Bewußtheit und Entspannung durch seinen Körper rinnen. «Manchmal sag ich mir: wenn man es nur versucht, hier, unter den Kumpels zum Beispiel. Sie arbeiten miserabel und verdienen einen Dreck. Wenn denen nun einer sagte: Denkt doch nicht immer bloß ans Geld! Wenn’s drauf hinaus soll, wieviel einer braucht , braucht einer verflucht wenig. Lebt doch nicht immer nur fürs Geld, möchte ich denen sagen.»
    Sie rieb sanft ihre Wange an seinem Bauch und nahm seine Hoden in die Hand. Der Penis rührte sich sacht in seltsamem Leben, aber er erhob sich nicht. Draußen schlug prasselnd der Regen nieder.
    «Lebt einmal für was anderes, möchte ich denen sagen! Lebt einmal nicht nur, um Geld zu machen – nicht für euch selber und nicht für wen andern. Jetzt müssen wir es noch. Wir müssen einen Haufen für uns selber machen und einen noch größeren Haufen für die Bosse. Macht Schluß damit! Was brauchen wir uns abzurackern. Macht Schluß! Nach und nach Schluß mit dem Sauleben und der Sauindustrie. Umkehren. Schon das kleinste bißchen Geld reicht aus. Für alle. Für dich und für mich und für die Bosse und alle feinen Herren und für Seine Majestät den König obendrein – es reicht für alle. Nur wollen müßt ihr’s. Dann seid ihr aus dem Dreck!» Er hielt inne und fuhr dann fort:
    «Ich würde ihnen sagen: Schaut her! Schaut euch den an, den Joe! Wie lustig der sich bewegt! Schaut, wie er sich bewegt – lebendig und aufgeweckt! Er ist schön! Und dann schaut euch den Jonah an! Er ist plump, er ist häßlich, weil er nie den Willen hat, sich aufzurappeln. Ich würde ihnen sagen: Schaut euch selber an! Die eine Schulter schief, die Beine krumm, die Füße wie zwei Klumpen. Was habt ihr aus euch gemacht, ihr mit eurer beschissenen Arbeit? Kaputtgemacht habt ihr euch! Ihr habt’s doch gar nicht nötig, so zu schuften. Zieht euch aus und schaut euch an! Ihr solltet lebendig sein und schön, statt dessen seid ihr garstig und halbkrepiert, würde ich ihnen sagen. Und ich würde die Burschen dazu kriegen, daß sie andere Kleider tragen: vielleicht enge rote Hosen, knallrote, und eine kurze weiße Jacke. Verlaß dich drauf:

Weitere Kostenlose Bücher