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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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jetzt noch zu teuer und zu umständlich. Um die Industrie am Leben zu halten, mußte man mehr Industrien errichten – welch ein Wahnsinn!
    Es war Wahnsinn, und es bedurfte eines Wahnsinnigen, Erfolg darin zu haben. Nun, er war ein wenig wahnsinnig. Connie kam es so vor. Seine Intensität und sein Scharfsinn bei allen Bergwerksfragen – gerade das schien ihr wie eine Manifestation des Wahnsinns, seine Inspirationen waren die Inspirationen der Schizophrenie.
    Er sprach zu ihr über all seine ernsten Pläne, und sie hörte ihm staunend zu und ließ ihn reden. Dann versiegte sein Redestrom, und er schaltete das Radio ein und wurde leer, und dabei spulten sich seine Pläne sichtlich weiter in ihm ab, wie ein Traum.
    Und jede Nacht jetzt spielte er Vingt-et-un mit Mrs.   Bolton – das Spiel der Tommies – und es ging um Sixpence-Stücke. Und auch hier, beim Spiel um Geld, war er in einer Art Unbewußtheit verloren, einem leeren Rausch oder in einem Rausch der Leere – wie immer man es sehen mochte. Connie konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Aber wenn sie schlafen gegangen war, spielten er und Mrs.   Bolton weiter bis zwei oder drei in der Frühe, ungestört und mit einer sonderbaren Lust. Mrs.   Bolton war von dieser Lust ebenso gepackt wie Clifford: um so mehr, als sie fast immer verlor.
    Eines Tages sagte sie zu Connie: «Ich habe letzte Nacht 23 Shilling an Sir Clifford verloren.»
    «Und hat er das Geld von Ihnen genommen ?» fragte Connie entsetzt.
    «Ja, natürlich, Mylady! Ehrenschulden!»
    Connie machte ihnen unumwunden strenge Vorhaltungen und schalt mit beiden. Das Ergebnis war, daß Sir Clifford Mrs.   Boltons Gehalt um 100 Pfund im Jahr erhöhte, und diese Summe konnte sie dann verspielen. Und unterdessen schien es Connie, als sterbe Clifford immer mehr ab.
    Schließlich teilte sie ihm mit, daß sie am siebzehnten abfahren würde.
    «Am siebzehnten!» sagte er. «Und wann kommst du wieder?»
    «Spätestens um den 20. Juli.»
    «Ja, am 20. Juli.»
    Fremd und leer sah er sie an, mit der Unbestimmtheit eines Kindes und zugleich mit der sonderbaren, leeren Verschlagenheit eines alten Mannes.
    «Du läßt mich nicht im Stich, nicht wahr?» fragte er.
    «Wieso?»
    «Wenn du weg bist. Ich meine, du bist doch sicher, daß du wiederkommst?»
    «Ich bin so sicher, wie ich nur sein kann, daß ich wiederkomme.»
    «Ja, gut. Also am 20. Juli.»
    Aber er wollte wirklich, daß sie ginge. Das war das Merkwürdige. Er wollte ganz entschieden, daß sie ginge, daß sie ihre kleinen Aventüren hätte und vielleicht schwanger würde und so fort. Und zugleich hatte er Angst vor ihrer Reise.
    Sie zitterte vor Ungeduld und wartete auf die Gelegenheit, da sie ihn endgültig verlassen könnte, wartete auf den Zeitpunkt, da sie und er reif sein würden dafür.
    Sie saß mit dem Heger zusammen und sprach mit ihm über ihre Reise ins Ausland.
    «Und wenn ich zurückkomme», sagte sie, «kann ich Clifford sagen, daß ich ihn verlassen muß. Und du und ich, wir können weggehen. Es braucht nicht einmal jemand zu wissen, daß du es bist. Wir können in ein anderes Land gehen. Wollen wir? Nach Afrika oder Australien. Wollen wir?»
    Sie war ganz erregt von ihrem Plan.
    «Du bist noch nie in den Kolonien gewesen, nicht?» fragte er.
    «Nein. Du?»
    «Ich bin in Indien gewesen, in Südafrika und in Ägypten.»
    «Warum gehen wir nicht nach Südafrika?»
    «Das könnten wir», erwiderte er langsam.
    «Oder willst du nicht?» fragte sie.
    «Es ist mir egal. Es ist mir ziemlich egal, was ich tue.»
    «Macht es dich nicht glücklich? Warum nicht? Wir werden nicht arm sein. Ich habe ungefähr sechshundert im Jahr. Ich habe mich in einem Brief danach erkundigt. Es ist nicht viel, aber es ist genug, findest du nicht?»
    «Für mich ist das Reichtum.»
    «Oh, wie herrlich es sein wird!»
    «Aber ich müßte mich scheiden lassen, und du müßtest das auch, wenn wir keine Komplikationen haben wollen.»
    Es gab so viel zu bedenken.
    Eines anderen Tages fragte sie ihn nach ihm selbst. Sie waren in der Hütte, und draußen tobte ein Gewitter.
    «Und warst du glücklich, als du Offizier warst und ein Gentleman?»
    «Glücklich? Ja, schon. Ich habe meinen Obersten gemocht.»
    «Hast du ihn geliebt?»
    «Ja, ich habe ihn geliebt.»
    «Und er hat dich geliebt?»
    «Ja. In einer Weise.»
    «Erzähl mir von ihm.»
    «Was ist da zu erzählen? Er war vom einfachen Soldaten avanciert. Er liebte das Militär. Und er hatte nie geheiratet. Er war

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