Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
wollte, du würdest nicht nörgeln, Hilda.»
    «Das will ich auch nicht. Aber irgendeiner muß doch ein bißchen weiter denken. Dein Leben muß doch eine gewisse Stetigkeit haben. Du kannst nicht einfach alles laufenlassen, wie es will.»
    Einen Augenblick lang sprach niemand.
    «Stetigkeit!» sagte er dann. «Hat sich was. Was für eine Stetigkeit gibt’s denn in Ihrem Leben? Ich dachte, Sie wollen sich scheiden lassen. Was für eine Stetigkeit ist denn das? Die Stetigkeit Ihres Eigensinns. Soviel ich sehe. Und was haben Sie davon? Krank werden Sie von Ihrer Stetigkeit, noch bevor Sie ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. ’ne halsstarrige Frau und ihr Eigensinn; weiß Gott, ’ne schöne Stetigkeit! Gott sei Dank bin ich es nicht, der sich mit Ihnen rumplagen muß!»
    «Was für ein Recht haben Sie, so mit mir zu sprechen?» rief Hilda.
    «Recht! Was für’n Recht haben Sie, andere Leute in Ihre Stetigkeit einzuspannen? Überlassen Sie andere ihrer eigenen Stetigkeit!»
    «Mein lieber Mann, glauben Sie, es ginge mir um Sie ?» fragte Hilda sanft.
    «Natürlich», erwiderte er. «Sind ja gezwungen dazu. Sind ja mehr oder weniger meine Schwägerin.»
    «Davon bin ich noch weit entfernt, das versichere ich Ihnen!»
    «Nicht allzu weit, das versichere ich Ihnen. Ich hab meine eigene Stetigkeit, verlassen Sie sich drauf. Die ist noch immer genauso gut wie Ihre. Und wenn Ihre Schwester zu mir kommt wegen ein bißchen Schlafen und Zärtlichkeit, dann weiß sie, was sie will. Sie ist schon in meinem Bett gewesen, wo Sie nicht gewesen sind, Gott sei Dank, Sie, mit Ihrer Stetigkeit!»
    Lähmende Stille herrschte, dann setzte er hinzu:
    «Nein, ich trag meine Hose nicht mit dem Arsch voran. Und wenn ich ein unerwartetes Glück hab, dann dank ich meinem Himmel dafür. Ein Mann findet ’ne Menge Vergnügen an dem Mädchen da, und das ist mehr, als jemand von einer wie Sie haben kann. Ist schade, denn Sie könnten ein guter Apfel sein statt ein schöner Holzapfel. Frauen wie Sie haben es nötig, mal anständig aufgepfropft zu werden.»
    Mit einem merkwürdigen, flackernden Lächeln sah er sie an – ein wenig sinnlich und anerkennend.
    «Und Männer wie Sie», sagte sie, «sollten isoliert werden. Sie rechtfertigen nur ihre eigene Gewöhnlichkeit und ihre egoistische Gier.»
    «Jawohl, gnädige Frau. Zum Glück gibt’s noch ’n paar Männer wie mich. Aber Sie werden schon kriegen, was Sie verdienen: mutterseelenallein gelassen zu werden.»
    Hilda war aufgestanden und zur Tür gegangen. Er erhob sich und nahm seine Joppe vom Haken.
    «Ich kann meinen Weg ganz gut allein finden», sagte sie.
    «Da bin ich nicht so sicher», entgegnete er obenhin.
    In lächerlichem Gänsemarsch stapften sie wieder den Heckenweg hinunter und schwiegen. Noch immer schrie eine Eule. Er wußte, er sollte sie eigentlich schießen.
    Niemand hatte den Wagen berührt, er stand dort, ein wenig tauüberzogen. Hilda stieg ein und ließ den Motor an. Die beiden anderen warteten.
    «Ich meine nur», sagte sie aus ihrer Verschanzung hervor, «daß ich bezweifle, ob ihr feststellen werdet, daß es sich gelohnt hat für euch beide!»
    «Was dem einen Nektar ist, ist dem andern Gift», sagte er aus dem Dunkel. «Aber für mich ist es Nektar und Ambrosia.»
    Die Lampen flammten auf.
    «Laß mich morgen früh nicht warten, Connie.»
    «Nein, bestimmt nicht. Gute Nacht.»
    Langsam kroch der Wagen zur Landstraße hinauf und glitt dann schnell davon, die Nacht ihrer Stille überlassend.
    Connie nahm schüchtern seinen Arm, und sie gingen wieder den Heckenweg entlang. Er sprach nicht. Schließlich zwang sie ihn, stehenzubleiben. «Küß mich», murmelte sie.
    «Nein, wart ein bißchen. Ich muß mich erst auskochen lassen», sagte er.
    Das belustigte sie. Sie hielt noch immer seinen Arm, und schnell und ohne zu sprechen gingen sie den Weg hinunter. Sie war so froh, mit ihm zusammen zu sein – gerade jetzt. Sie schauderte beim Gedanken, daß Hilda sie hätte von ihm reißen können. Sein Schweigen war unergründlich.
    Als sie wieder im Haus waren, hüpfte sie beinah vor Vergnügen, weil sie die Schwester jetzt los war.
    «Aber du warst abscheulich zu Hilda», sagte sie.
    «Sie hätt beizeiten ihre Tracht Prügel kriegen sollen.»
    «Aber warum? Sie ist doch so nett.»
    Er gab keine Antwort, ging umher und tat seine abendlichen Verrichtungen mit ruhigen, selbstverständlichen Bewegungen. Er war äußerlich zornig, aber nicht mit ihr. Das fühlte Connie. Und sein

Weitere Kostenlose Bücher