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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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ließ sich ihr unglücklicherweise nichts entgegnen.
    Der Abend im Hotel zog sich einförmig hin, und schließlich setzten sie sich zu einer einförmigen Mahlzeit. Dann steckte Connie ein paar Sachen in einen kleinen, seidenen Beutel und kämmte sich noch einmal das Haar.
    «Weißt du, Hilda», sagte sie, «Liebe kann wundervoll sein; wenn man fühlt, daß man lebt und im Mittelpunkt der Schöpfung steht.» Fast war es, als prahle sie.
    «Jede Mücke empfindet vermutlich dasselbe», erwiderte Hilda.
    «Meinst du? Um so besser für sie!»
    Der Abend war herrlich klar und währte lange – sogar in der kleinen Stadt. Die ganze Nacht lang würde es fast hell bleiben.
    Hildas Gesicht war vor Groll wie eine Maske; sie ließ den Wagen wieder an, und die beiden fuhren dorthin zurück, woher sie gekommen waren; aber sie nahmen die Straße über Bolsover.
    Connie trug ihre Brille und die vermummende Autokappe und saß schweigend da. Sie hielt leidenschaftlich zu dem Mann, weil Hilda so gegen ihn war; durch dick und dünn würde sie mit ihm gehen.
    Sie hatten die Scheinwerfer eingeschaltet, als sie durch Crosshill fuhren, und der kleine, erleuchtete Zug, der neben ihnen in der Senke dahinpuffte, gab ihnen den Eindruck, als sei es wirklich Nacht. Hilda hatte beizeiten ans Einbiegen in den Heckenweg am Brückenende gedacht. Sie bremste hart und schwenkte von der Straße ab; die Lichter fielen gleißend weiß in den grasüberwachsenen Weg. Connie spähte hinaus. Sie sah eine schattenhafte Gestalt und öffnete den Schlag.
    «Da sind wir!» sagte sie leise.
    Aber Hilda hatte die Lichter ausgeschaltet und war damit beschäftigt, den Wagen zurückzusetzen, um wenden zu können.
    «Nichts auf der Brücke?» fragte sie kurz.
    «Fahren Sie nur», kam die Stimme des Mannes.
    Sie fuhr rückwärts auf die Brücke hinaus, kehrte um, ließ den Wagen ein paar Meter auf der Straße weiterrollen und fuhr dann rückwärts wieder in den Heckenweg hinein, unter eine Bergulme und zermalmte das Gras und die Farne. Dann gingen alle Lichter aus. Connie kletterte heraus. Der Mann stand unter den Bäumen.
    «Hast du lange gewartet?» fragte Connie.
    «Nicht sehr», erwiderte er.
    Beide warteten sie dann, daß Hilda ausstiege. Aber Hilda zog den Wagenschlag zu und blieb steif und stumm sitzen.
    «Das ist meine Schwester Hilda. Willst du nicht näher kommen und sie begrüßen? Hilda! Das ist Mr.   Mellors.»
    Der Heger zog den Hut, kam aber nicht näher.
    «Komm mit uns zum Forsthaus hinunter, Hilda», bat Connie. «Es ist nicht weit.»
    «Was ist mit dem Wagen?»
    «Man kann ihn hier ruhig am Weg stehen lassen. Du hast ja den Schlüssel.»
    Hilda schwieg und überlegte. Dann sah sie zurück, den Heckenweg hinunter.
    «Kann ich um diesen Busch herum zurückfahren?» fragte sie.
    «Ja, gewiß», erwiderte der Heger.
    Langsam setzte sie den Wagen zurück, bis er außer Sichtweite der Straße war, verschloß ihn und ging zu den beiden. Es war Nacht, doch die Dunkelheit war licht. Hoch und wildwuchernd und sehr dunkel stiegen die Hecken längs des unbenützten Weges auf. Ein frischer, süßer Duft hing in der Luft. Der Heger ging voran, dann kam Connie, dann Hilda, und sie schwiegen. Unwegsame Stellen beleuchtete er mit einer Taschenlampe, und dann gingen sie wieder weiter, während über den Eichen eine Eule leise schrie und Flossie stumm um sie herumschwänzelte. Niemand sprach. Es gab nichts zu sagen.
    Nach einer Weile sah Connie das gelbe Licht des Hauses, und ihr Herz schlug schnell. Sie hatte ein wenig Angst. Noch immer trotteten sie im Gänsemarsch hintereinander her.
    Er schloß die Tür auf und trat vor ihnen in den warmen, aber kahlen kleinen Raum. Das Feuer im Herd brannte niedrig und rot. Der Tisch war mit zwei Tellern und zwei Gläsern und ausnahmsweise einem richtigen weißen Tuch gedeckt. Hilda schüttelte ihr Haar und sah sich in dem kahlen, trostlosen Zimmerchen um. Dann nahm sie ihren Mut zusammen und sah den Mann an.
    Er war mäßig groß und hager, und sie fand, daß er gut aussah. Er wahrte seine gelassene Distanz und schien absolut nicht gewillt zu sprechen.
    «Setz dich doch, Hilda», sagte Connie.
    «Ja, bitte!» sagte er. «Soll ich Tee machen oder irgend etwas anderes, oder möchten Sie ein Glas Bier? Es ist gut gekühlt.»
    «Bier!» sagte Connie.
    «Für mich bitte auch Bier!» sagte Hilda in einer Art gemachter Schüchternheit. Er sah zu ihr hin und blinzelte.
    Dann nahm er einen Krug und ging in die Waschküche. Als er mit dem

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