Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
unflätigen Gedröhn bist, das gegen Ende des Monats jedoch ganz verklungen sein wird.
    Du siehst also, wir sind Tiefsee-Ungeheuer, und wenn der Hummer durch den Schlamm kriecht, wirbelt er ihn für jedermann auf. Wir müssen es notgedrungen philosophisch nehmen.»
    Der verdrießliche Ton in Cliffords Brief und der Mangel jeglicher Anteilnahme hatten eine schlimme Wirkung auf Connie. Aber sie verstand das Ganze besser, als sie die folgenden Zeilen von Mellors erhielt: «Die Katze ist aus dem Sack, zusammen mit verschiedenen anderen Kätzchen. Du hast gehört, daß mein Weib Bertha in meine unliebenden Arme zurückgekehrt ist und sich im Forsthaus niedergelassen hat: wo sie, um despektierlich zu sprechen, bald den Braten roch: in Form einer kleinen Flasche Coty. Anderes Beweismaterial fand sie nicht – wenigstens in den nächsten Tagen nicht –, und dann fing sie an, über die verbrannte Fotografie zu heulen. Sie entdeckte das Glas und die Pappe in dem leerstehenden Schlafzimmer. Unseligerweise hatte jemand kleine Zeichnungen auf die Pappe gekrakelt und mehrmals die Initialen: C. S. R. Die boten ihr aber noch keinen Anhaltspunkt. Bis sie dann in die Hütte einbrach und eines von Deinen Büchern fand: die Autobiographie der Schauspielerin Judith mit Deinem Namen, Constance Stewart Reid, auf dem Titelblatt. Hiernach lief sie mehrere Tage lang herum und verkündete laut, daß meine Amantin keine geringere sei als die Lady Chatterley. Die Kunde drang dann schließlich an die Ohren des Pfarrers, Mr.   Burroughs’ und Sir Cliffords. Sie unternahmen also gerichtliche Schritte gegen meine Angetraute, die ihrerseits verschwand, da sie immer schon eine Heidenangst vor der Polizei hatte.
    Sir Clifford beorderte mich zu sich, und ich ging also hin. Er redete um die Dinge herum und schien verärgert über mich. Dann fragte er mich, ob ich wüßte, daß sogar der Name Ihrer Gnaden hineingezogen worden sei. Ich sagte, ich hörte niemals auf Skandalgeklatsch und sei überrascht, derlei von Sir Clifford selbst zu hören. Er sagte, es sei natürlich eine grobe Beleidigung, und ich erzählte ihm, daß auf dem Kalender in meiner Waschküche Königin Mary abgebildet sei – zweifellos deshalb, weil Ihre Majestät zu meinem Harem gehöre. Aber er hatte keinen Sinn für Sarkasmus. Was er sagte, lief darauf hinaus, ich sei ein verrufenes Subjekt, das mit aufgeknöpfter Hose herumlaufe, und ich entgegnete darauf so ungefähr, er hätte jedenfalls nichts zum Aufknöpfen, und so entließ er mich fristlos. Ich gehe Sonnabend in einer Woche, und der Ort wird mich von da ab nicht wiedersehen.
    Ich gehe nach London, und meine alte Wirtin, Mrs.   Inger, 17 Coburg Square, wird entweder ein Zimmer für mich haben oder eines für mich finden.
    Sei gewiß: deine Sünde sucht dich heim – besonders, wenn du verheiratest bist und sie Bertha heißt. –»
    Kein Wort über sie selber, keines an sie. Connie nahm das übel. Er hätte doch ein paar Worte des Trostes und der Beruhigung finden können. Aber sie wußte, er ließ ihr ihre Freiheit – die Freiheit, nach Wragby zurückzukehren und zu Clifford. Auch das nahm sie übel. Er brauchte nicht diese falsche Chevalerie an den Tag zu legen. Sie wünschte, er hätte zu Clifford gesagt: ‹Ja, ich liebe sie, und sie ist meine Geliebte, und ich bin stolz darauf.› Aber so weit würde sein Mut nicht reichen.
    Also in Tevershall wurde ihr Name mit dem seinen in Zusammenhang gebracht! Eine schöne Bescherung. Aber das würde sich wohl bald wieder geben.
    Sie war verärgert, empfand einen unübersichtlichen, wirren Ärger, der sie lähmte. Sie wußte weder, was sie tun, noch, was sie sagen sollte, so sagte und tat sie nichts. Sie lebte in Venedig fort wie bisher: ruderte mit Duncan Forbes in der Gondel hinaus, badete, ließ die Tage verstreichen. Duncan, der zehn Jahre zuvor ziemlich aussichtslos in sie verliebt gewesen war, hatte sich wieder in sie verliebt. Aber sie sagte ihm: «Ich möchte nur eines von Männern – daß sie mich in Ruhe lassen.»
    Und so ließ Duncan sie in Ruhe: im Grunde war er ganz froh, diesen Freibrief zu haben. Trotzdem aber ließ er den sanften Strom einer sonderbaren, invertierten Liebe zu ihr hinfliegen: er wollte um sie sein.
    «Haben Sie je darüber nachgedacht», sagte er eines Tages zu ihr, «wie wenig Menschen miteinander verbunden sind? Sehen Sie sich Daniele an! Er ist schön wie der Sohn der Sonne. Aber sehen Sie nur, wie einsam er aussieht in seiner Schönheit.

Weitere Kostenlose Bücher