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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Und doch wette ich, daß er eine Frau hat und eine Familie und daß er sie unmöglich je verlassen könnte.»
    «Fragen Sie ihn», sagte Connie.
    Duncan tat es. Daniele sagte, er sei verheiratet und habe zwei Kinder, beides Jungen, und sie seien sieben und neun Jahre alt. Aber er zeigte keine Gemütsbewegung deswegen.
    «Vielleicht wirken nur Menschen, die eines wahren Zusammenseins fähig sind, so, als seien sie allein im Universum», sagte Connie. «Die anderen kleben einfach, sie kleben an der Masse wie Giovanni» – ‹und›, dachte sie für sich, ‹wie du, Duncan›.

ACHTZEHNTES KAPITEL
    Sie mußte sich entscheiden, was sie tun sollte. Sie würde in Venedig am selben Sonnabend aufbrechen, an dem er Wragby verließ: in sechs Tagen. Am darauffolgenden Montag würde sie in London eintreffen und ihn sehen. Sie schrieb ihm an die Londoner Adresse und bat ihn, ihr einen Brief ins Hotel Hartland zu schicken und sie am Montag abend um sieben aufzusuchen.
    Sie war von einem merkwürdigen, verworrenen Ärger erfüllt und ganz empfindungslos. Sie weigerte sich sogar, sich Hilda anzuvertrauen, und Hilda, gekränkt durch das beharrliche Schweigen ihrer Schwester, hatte sich ziemlich eng einer Holländerin angeschlossen. Connie haßte diese stickige Vertraulichkeit zwischen Frauen – Verhältnisse, die Hilda immer mit großer Intensität einging.
    Sir Malcolm entschied sich, mit Connie zu reisen, und Duncan sollte mit Hilda heimfahren. Der alte Künstler ließ sich’s immer wohl sein: er reservierte Schlafwagenplätze im Orientexpreß, trotz Connies Abneigung gegen trains de luxe , wegen der Atmosphäre vulgärer Verderbtheit, die heute in ihnen herrscht. Immerhin, die Fahrt nach Paris würde kürzer dadurch werden.
    Sir Malcolm war es immer unbehaglich zumut, wenn er zu seiner Frau heimkehrte. Das war noch eine Gewohnheit aus der Zeit seiner ersten Ehe. Aber es sollte eine große Gesellschaft zur Moorhuhnjagd stattfinden, und er wollte frühzeitig dasein. Connie, sonnverbrannt und hübsch, saß schweigsam da und hatte keinen Blick für die Landschaft.
    «Ein bißchen trübselig für dich, nach Wragby zurückzugehen», sagte der Vater, als er ihren Mißmut sah.
    «Ich bin gar nicht sicher, ob ich nach Wragby zurückgehe», sagte sie überraschend plötzlich und sah dabei mit ihren großen blauen Augen in die seinen. Und seine großen blauen Augen bekamen den erschreckten Ausdruck eines Mannes, dessen soziales Gewissen nicht ganz rein ist.
    «Du meinst, du willst eine Weile in Paris bleiben?»
    «Nein. Ich meine, daß ich gar nicht mehr nach Wragby zurück will.»
    Er war von seinen eigenen kleinen Problemen in Anspruch genommen und hoffte inbrünstig, daß sie ihm keine von den ihren auf die Schulter lüde.
    «Was ist denn plötzlich los?» fragte er.
    «Ich bekomme ein Kind.»
    Das war das erste Mal, daß sie diese Worte vor einem lebendigen Wesen aussprach, und es war, als bedeute es einen Trennungsstrich in ihrem Leben.
    «Woher weißt du das?» fragte der Vater.
    Sie lächelte.
    «Woher weiß man das schon?»
    «Aber natürlich nicht von Clifford?»
    «Nein. Von einem anderen.»
    Es machte ihr ziemlichen Spaß, ihn auf die Folter zu spannen.
    «Kenne ich den Mann?» fragte Sir Malcolm.
    «Nein. Du hast ihn nie gesehen.»
    Dann trat eine lange Pause ein.
    «Und was willst du tun?»
    «Ich weiß es nicht. Das ist es ja gerade.»
    «Läßt sich das mit Clifford nicht wieder einrenken?»
    «Clifford würde es vermutlich hinnehmen», sagte Connie. «Nachdem du das letzte Mal mit ihm geredet hast, sagte er mir, er hätte nichts dagegen, wenn ich ein Kind bekäme, solange ich dabei diskret zu Werke ginge.»
    «Das einzig Vernünftige, was er hat sagen können unter diesen Umständen. Dann, dächte ich, ist doch alles in Ordnung.»
    «Wie stellst du dir das vor?» fragte Connie und sah dem Vater in die Augen. Sie waren groß und blau, den ihren ziemlich gleich, aber ein gewisses Unbehagen drückte sich in ihnen aus, sie hatten zuweilen etwas von einem verlegenen kleinen Jungen, dann wieder einen Anflug verdrossener Selbstsucht, meist aber waren sie gutmütig und wachsam.
    «Du könntest Clifford einen Erben schenken, der die Reihe der Chatterleys fortsetzt, und einen neuen Baronet auf Wragby großziehen.»
    Sir Malcolms Gesicht verzog sich in einem halb sinnlichen Lächeln.
    «Aber ich glaube nicht, daß ich Lust dazu habe», erwiderte sie.
    «Warum nicht? Fühlst dich verbunden mit dem andern? Na schön! Wenn du die

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