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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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musterte sie wortlos, bevor er schließlich weitersprach. „Ich hörte, dass Viscount Brentford und seine Familie ebenfalls hier sind.“
    „Ja, ich habe ihn und seine Tochter vorhin getroffen und ein paar Worte mit ihm gewechselt“, erwiderte Hannah stirnrunzelnd. „Sie schienen nicht zu wissen, dass du der richtige Prinz bist, aber wahrscheinlich macht es für sie auch keinen Unterschied. Außerdem wird es sicher nicht das letzte Mal sein, dass du dich mit ehrgeizigen Vätern und ihren hoffnungsvollen Töchtern auseinandersetzen musst.“
    „Stört es dich?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Natürlich störte es sie, doch sie konnte es nun einmal nicht ändern. „Was willst du von mir hören? Dass ich eifersüchtig bin?“, fragte sie, unfähig, sich weiterhin gelassen zu geben. Dabei ärgerte sie sich weniger über junge Damen wie Miss Nelson, sondern vielmehr darüber, dass Michael seine Gefühle völlig vor ihr verbarg.
    „Nein, das wärst du bestimmt nicht“, erwiderte er kühl. „Wie ich sehe, hast du deine Entscheidung bereits getroffen.“
    Sie stand auf und trat vor ihn hin. „Welche Entscheidung? Habe ich überhaupt jemals eine Entscheidung treffen dürfen? Du scheinst doch schon ganz genau zu wissen, was ich will. Genauso, wie meine Zofen anscheinend besser wissen als ich, was ich tragen und wie ich mein Haar frisiert haben möchte. Und wie Graf von Reischor, der für mich entschieden hat, dass ich zu meinen Verwandten abreise.“ Sie hob die Hand und stach Michael mit dem Zeigefinger in die Brust. „Da es also überhaupt nicht von Belang ist, wofür ich mich entscheiden würde, brauchst du dir die Mühe, mich zu fragen, gar nicht erst zu machen.“
    Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. „Weil ich nicht glaube, was du mir heute Morgen gesagt hast.“ Er beugte sich zu ihr, bis ihre Lippen sich beinahe berührten. „Und ich weiß nicht, was schlimmer ist … dich zu einem Leben zu zwingen, das du nicht willst … oder dich gehen zu lassen.“
    In seinen haselnussbraunen Augen stand brennendes Verlangen, sein Mund war nur einen Fingerbreit von ihrem entfernt. Der Himmel mochte ihr beistehen, aber sie brauchte ihn so sehr, dass ihr allein bei der Vorstellung, ihn verlassen zu müssen, das Herz brach.
    „Triff deine Entscheidung, Hannah.“ Er drückte ihr den Ring in die Hand. „Entweder wirst du meine Prinzessin – oder du reist ab.“
    Er ließ sie los und ging. Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, starrte Hannah an sich herunter. Sie mochte weder das rosenholzfarbene Kleid noch die Perlen, die Estelle für sie ausgesucht hatte.
    Sie hasste sich für das, was aus ihr geworden war. Auf einmal fiel ihr Blick auf eine Liste, die Estelle geschrieben hatte und die Wort für Wort die Anweisungen von Gräfin Schmertach wiedergab.
    Es kümmerte Hannah nicht, ob es sich um eine Merkhilfe oder Befehlsliste handelte. Sie nahm das Blatt Papier und riss es stellvertretend für die vielen Erwartungen an sie in unzählige kleine Stücke.
    Es war ihr Leben – oder etwa nicht? Wenn sie Violett tragen wollte, dann konnte sie das tun. Wenn sie ihr Haar offen tragen wollte – wer waren die Zofen, ihr etwas anderes vorzuschreiben?
    Die Jahre, die sie in Unfreiheit verbracht hatte, lasteten zentnerschwer auf ihren Schultern und nahmen ihr die Luft zum Atmen. Sie wusste nicht, ob sie imstande sein würde, das streng reglementierte Leben bei Hof zu ertragen. Doch eines wünschte sie von ganzem Herzen – und war bereit, dafür zu kämpfen.
    Sie streifte den mit Diamanten und Aquamarinen besetzten Ring über den Finger, raffte die Röcke und eilte aus dem Zimmer. Als sie um die Ecke des Korridors bog, wäre sie beinahe mit Michael zusammengestoßen.
    Er fing sie auf, bevor sie stürzte, und sah sie fragend an. Wortlos ergriff Hannah seine Hand und führte ihn zurück in ihr Schlafgemach. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte Hannah den Schlüssel herum.
    „Was willst du?“, fragte Michael und sah unentwegt auf ihre Hand.
    „Ich möchte dieses Kleid heute Abend nicht tragen“, erwiderte sie atemlos. „Und auch nicht diese Perlen.“ Sie griff in den Nacken und mühte sich mit dem Verschluss der Kette ab. Ihre Hände zitterten vor Aufregung, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Michael trat hinter sie, und sie spürte seine warmen Hände auf ihrem Nacken, als er die Schließe des Perlenschmucks öffnete.
    „Jetzt das Kleid“, wies sie ihn ungeduldig

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