Lady Chesterfields Versuchung
Korsett aufzuschnüren, um ihr Linderung zu verschaffen.
„Was, wenn jemand kommt …?“
Er küsste eine weitere Stelle neu enthüllter Haut und ließ genießerisch die Zunge darüber gleiten. „Das Risiko macht es nur noch aufregender.“
Vor Erregung zitternd, bekannte sie: „Ich sollte das nicht zulassen. Ich weiß, dass es falsch ist.“
„Aber es fühlt sich gut an, habe ich recht?“
„Ja.“ Sie neigte den Kopf, als kapituliere sie. „Außerdem frage ich mich, was ich noch zu verlieren habe.“
„Viel zu viel.“ Er führte ihre Hände an ihren Oberkörper hinauf, bis sie ihre eigenen Brüste umfasste und sich selbst so berührte, wie sie es sich von ihm gewünscht hätte.
Obwohl er ihre Brustspitzen unter dem festen Korsett nicht sehen konnte, ahnte er, dass sie sich aufgerichtet hatten.
„Sie locken mich auf einen Pfad, den ich niemals beschreiten sollte.“
„Ich bin ein hoffnungsloser Sünder. Ich lebe für die Versuchung.“
Hannah lehnte sich an ihn und überließ es ihm, ihre Hände zu führen. Ihr Atem ging schwer. Die Konturen ihrer Umgebung verschwammen.
Niemals hätte sie zulassen dürfen, dass er den Raum betrat. Die Warnungen ihrer Mutter hallten in ihrem Geist wider, dennoch war sie nicht imstande, sich von ihm zu lösen. Noch nicht.
Das erregende Gefühl verbotener Leidenschaft erfüllte sie, denn noch nie zuvor war sie auf diese Weise berührt worden. Sie hatte gar nicht gewusst, dass solche Empfindungen überhaupt möglich waren. Ihr Körper schien zu glühen, und ihre Haut war so empfänglich für jede noch so zarte Berührung, dass es ihr schier den Verstand raubte. Zwischen ihren Schenkeln fühlte sie ein beinahe schmerzhaftes Sehnen, und dennoch wusste sie, dass Michael sofort aufhören würde, wenn sie ihn darum bat. Er mochte zwar ein Mann sein, der sich über die Regeln hinwegsetzte, wenn es ihm passte, aber er war auch jemand, dem Ehre über alles ging.
Nur mit größter Anstrengung brachte sie es fertig, ihn von sich zu schieben. Sie musste unbedingt wissen, ob es die richtige Entscheidung war, hier und auf diese Weise mit ihm zusammen zu sein.
Sie stand auf und wie sie es erwartet hatte, hielt er sich von ihr fern. Seine Miene war ausdruckslos. Der schwarze Abendfrack saß perfekt und betonte seine breiten Schultern. Er sah darin beinahe noch besser aus, als er es ohnehin schon tat. Im Lampenlicht wirkten seine haselnussbraunen Augen beinahe schwarz und strahlten ein warmes Verlangen aus.
Obwohl noch vor Kurzem jemand versucht hatte, ihn umzubringen, wirkte er nicht so, als habe er Angst. Aber vielleicht war das Risiko zu sterben für einen Soldaten etwas Vertrautes. Hätte jemand einen Anschlag auf ihr Leben verübt, sie hätte zweifellos einen Zusammenbruch erlitten.
Sein Kampfgeist und sein Mut faszinierten sie und schlugen sie auf eigenartige Weise in ihren Bann.
„Michael?“, flüsterte sie. Es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach.
„Was?“
Berühr mich. Küss mich.
Doch die Worte kamen ihr nicht über die Lippen. Ihre Moralvorstellungen verboten es. Trotzdem wollte sie nicht, dass er ging.
Sie hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war. Möglicherweise lag es am Wein – oder an dem unbändigen Wunsch, endlich eigene Entscheidungen zu treffen. Sie wusste nur eines mit Sicherheit: dass sie nicht allein sein wollte.
„Was, wenn ich Sie um mehr als einen Kuss bitten würde?“
Michael stand so reglos da, dass sie schon befürchtete, einen Fehler begangen zu haben, der nicht wiedergutzumachen war. Sie spürte, wie ihre Wangen vor Scham brannten, als die Stille sich in die Länge zog.
„Ich bin nicht der richtige Mann für Sie, Hannah“, sagte er schließlich. „Ich kann Sie niemals heiraten.“
Mit seiner ehrlichen Antwort wollte er vermutlich ihr Verlangen dämpfen, aber ihr war immer klar gewesen, dass es für sie beide keine gemeinsame Zukunft geben würde.
„Das weiß ich“, erwiderte sie entschlossen. „Und das ist es auch nicht, was ich von Ihnen wünsche.“ Was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie ihm gestattete, sie zu küssen und in die Geheimnisse der Leidenschaft einzuweihen? Ihr guter Ruf war sowieso dahin.
Sie standen eine Armlänge voneinander entfernt, doch der räumliche Abstand war wie eine Einladung. Michael kam einen Schritt auf sie zu, so nah, dass sie seinen warmen Atem an ihrer Stirn spüren konnte. Die körperliche Nähe zu ihm brachte sie auf reizvolle Ideen.
Sie stellte sich vor,
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