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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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aufzustehen. Hannah stützte ihn, so gut sie konnte. „Wie geht es Ihnen?“, fragte sie besorgt.
    „Gut.“ Mit dem Kinn deutete er zu von Reischor. „Was ist mit ihm?“
    „Er benötigt einen Arzt, genau wie Sie“, sagte Hannah nachdrücklich. „Er wurde mehrfach angeschossen, und ich weiß nicht, ob die Kugeln noch in den Wunden stecken.“
    Sie verschwieg, dass sie Angst um von Reischors Leben hatte. Sie hatte noch nie einen Menschen sterben sehen, und sie wollte nicht einmal an eine solche Möglichkeit denken. Stattdessen wandte sie sich an den Grafen. „Wie weit sind wir vom nächsten Dorf entfernt?“
    „Viel zu weit“, brachte er mühsam hervor. „Mehrere Stunden Fußmarsch mindestens.“
    Ohne sich um seinen verletzten Arm zu kümmern, beugte Michael sich vor, um dem Grafen auf die Füße zu helfen.
    „Ihr Arm!“, protestierte Hannah entsetzt.
    „Keine Sorge, Hannah“, entgegnete er und sog scharf die Luft ein, als er von Reischor hochzog. Gemeinsam mit dem Kutscher gelang es ihm, den Verletzten in die Kutsche zu befördern.
    Mrs Tuner war inzwischen wieder zu sich gekommen. Beim Anblick der beiden verletzten Männer stieß sie einen Schrei aus.
    „Was ist geschehen?“, fragte sie erschrocken. „Mein Gott, so viel Blut!“
    „Nichts Ernstes“, erwiderte Michael beruhigend. „Nur ein kleiner Kratzer bei mir. Den Grafen hat es schlimmer erwischt. Sie müssen Lady Hannah bei der Versorgung der Wunden helfen, während Peter und ich die Kutsche in die nächste Ortschaft fahren.“
    Entsetzt presste Mrs Turner die Hände vor den Mund. „Aber was ist geschehen?“ Ihre Augen waren immer noch leicht glasig vom Laudanum.
    Hannah kletterte in die Kutsche und drückte ihr beruhigend die Hand. „Ich erkläre es Ihnen unterwegs.“
    Während der Kutscher das Gespann überprüfte, nahm Michael eine der Kutschenlaternen aus der Halterung und reichte sie Hannah. Dann schloss er den Schlag und kletterte zu Peter auf den Bock. Die Kutsche setzte sich in Bewegung, und Hannah konzentrierte sich darauf, Mrs Turner beim Verbinden der Wunden zu helfen.
    Während ihr angesichts des vielen Bluts ganz schummerig wurde, schien Mrs Turner vollkommen unbeeindruckt von den Verletzungen und flößte dem Grafen ein wenig Laudanum an.
    Immer wieder kehrten Hannahs Gedanken zu Michael und den Gerüchten vom vertauschten Erbprinzen zurück. Wer auch immer den Lieutenant für eine Bedrohung hielt, würde vermutlich nicht eher ruhen, bis er die Bedrohung beseitigt hatte.
    Angsterfüllt sah sie zum Fenster hinaus. Auch wenn sie ihre Gefühle für ihn nicht benennen konnte, wollte sie nicht, dass Michael etwas geschah.
    Morgen würde sie von ihm Abschied nehmen müssen, wenn er seine Reise nach Lohenberg fortsetzte.
    Doch sie wollte ihn nicht verlassen. Beim Gedanken an den Abschied fühlte sie sich wie jemand, der blind und richtungslos vor sich hinstolperte. Welche Richtung würde ihr Leben nehmen, wenn sich ihre Wege trennten? War es wirklich so schlimm, wenn sie noch eine Weile bei Lieutenant Thorpe bleiben wollte?
    Sie hatte keine Ahnung, wie es weitergehen würde, aber einer Sache war sie sich absolut sicher. Sie würde nicht einfach zurückbleiben und tatenlos zusehen, wenn der Mann, der ihr etwas bedeutete, in Gefahr schwebte.

14. KAPITEL
    M ichael wusste, dass er träumte, aber das, was er in seinem Traum erlebte, fühlte sich erschreckend wirklich an. Er war wieder der kleine Junge, der sich an die Hand seiner Mutter klammerte …
    Es war ein warmer Nachmittag und die Luft erfüllt von den Gerüchen Londons. Das Gewirr fremder Stimmen und ungewohnter Geräusche ängstigte ihn, und er drängte sich näher an seine Mutter.
    „Es ist alles in Ordnung, Michael. Jetzt bist du in Sicherheit“, murmelte sie beruhigend, beugte sich zu ihm und küsste ihn sacht auf die Schläfe.
    „Ich fürchte mich.“ Er umfasste ihr Bein und verbarg sein Gesicht in ihren Röcken. „Sie hat gesagt, dass sie mich schlagen, wenn ich nicht artig bin. Wenn ich nicht tue, was sie sagt.“
    Jeder Fremde, jedes unbekannte Gesicht war eine Bedrohung für ihn. Sein Magen verkrampfte sich vor Angst und Hunger.
    „Wir passen auf dich auf“, flüsterte Mary liebevoll. „Nie wieder wird dir jemand etwas Böses tun.“
    „Michael!“ Von ganz weit drang Hannahs Stimme in sein Bewusstsein. „Wachen Sie auf.“
    Er stieß den Atem aus, dann erinnerte er sich wieder, dass sie ihm ein paar Tropfen Laudanum gegeben hatte. Sein Kopf und seine

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