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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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Lider fühlten sich an wie Blei. „Ja, aber ich brauche noch einen kleinen Moment“, erwiderte er schlaftrunken.
    Dann spürte er ihre warme Hand an seiner Wange, und es fühlte sich so tröstlich an, dass er am liebsten liegen geblieben wäre und die Berührung genossen hätte.
    „Michael, öffnen Sie die Augen. Sehen Sie mich an.“
    Mühsam kam er ihrer Aufforderung nach, und nach einem kurzen Moment, in dem er alles verschwommen wahrnahm, sah er Hannah klar. Ihrem Aussehen nach zu urteilen, hatte sie nicht geschlafen. Ihre Haare hatte sie achtlos mit einigen Nadeln festgesteckt, und ihr langärmeliges Kleid war zerknittert. Ihre Schute lag auf einem Stuhl.
    Hatte sie die ganze Nacht bei ihm verbracht? So, wie es aussah, befanden sie sich im Zimmer eines Gasthofes. „Wo ist Mrs Turner?“
    „Sie kümmert sich um Graf von Reischor.“ Hannah musterte ihn besorgt. „Estelle hilft ihr.“
    „Sie sollten nicht allein mit mir in einem Raum sein“, warnte er sie. „Denken Sie an das Gerede.“
    „Ich habe dem Wirt gesagt, dass wir verheiratet sind.“
    Überrascht zog Michael eine Augenbraue hoch. „Und der Graf war einverstanden?“
    „Er hat geschlafen.“
    „Ich verstehe nicht ganz“, entgegnete er.
    Sie errötete. „Ich wollte damit sagen, dass er ohne Bewusstsein war.“ Neugierig starrte sie ihn an.
    „Was ist?“ Misstrauisch besah er sich den Verband an seinem rechten Arm, aber der war sauber. Seine Verwundung schmerzte ein wenig, aber nicht unerträglich – es war glücklicherweise nur ein Streifschuss gewesen. „Warum starren Sie mich so an?“
    „Ihnen ist nicht bewusst, was Sie gerade tun, nicht wahr?“
    „Nein. Erzählen Sie es mir.“ Vorsichtig setzte er sich auf und schwang die Beine über die Bettkante.
    „Hören Sie sich zu“, erwiderte sie. „Sie haben im Traum Deutsch gesprochen und tun es auch jetzt noch, Michael! Sie sprechen sogar den Dialekt von Lohenberg, von dem Sie behauptet haben, Sie kennen ihn gar nicht! Sie sprechen ihn fließend .“
    „Ich habe niemals …“, begann er, verstummte jedoch abrupt, als er sich der fremden Worte bewusst wurde, die ihm über die Lippen kamen. Es schien, als bestünde keine Verbindung zwischen seinem Hirn und seiner Stimme. Er hatte gesprochen, ohne zu überlegen, ohne darüber nachzudenken.
    Auch Hannah sprach die ganze Zeit Deutsch mit ihm, wie ihm in diesem Moment bewusst wurde. Ihr waren ein paar Fehler unterlaufen, die sie aber fast alle sofort korrigiert hatte.
    Die plötzliche Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht, zumal sie die ungeheuerlichen Behauptungen des Grafen untermauerte. Es gab eine Verbindung zwischen ihm und Lohenberg, und zwar eine, die er offenbar vor langer Zeit vergessen hatte. Alles deutete darauf hin, dass das Land Teil seiner Vergangenheit war.
    Als er fortfahren wollte, in der Mundart zu sprechen, versagten ihm seine neu entdeckten Sprachkenntnisse jedoch komplett den Dienst. Sobald er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was er als Nächstes sagen wollte, brachte er nicht einen einzigen Satz zustande.
    Hannah legte ihm die Hände auf die Schultern. „Jetzt ist es eine unwiderlegliche Tatsache, dass Sie nicht der Sohn eines Fischhändlers sind.“
    Alles in Michael sträubte sich gegen die Einsicht. Allein der Gedanke, ein anderes Leben, eine andere Herkunft zu haben, drohte ihm den Boden unter den Füßen wegzureißen.
    „Aber wer bin ich dann, Hannah?“
    „Das werden wir herausfinden.“
    „Wir?“
    Sie lächelte. „Der Graf kann in seinem augenblicklichen Zustand die Reise nach Lohenberg nicht fortsetzen. Außerdem wissen meine Verwandten nicht, wann genau sie mit meiner Ankunft zu rechnen haben. Wenn ich also ein paar Tage später bei ihnen eintreffe, wird das nicht auffallen. Ich begleite Sie.“
    Er umfasste ihre Handgelenke, nahm ihre Hände von seinen Schultern und stand auf. „Sie können unmöglich unbegleitet mit mir reisen.“
    Verlegen sah sie zu Boden. „Ich möchte Ihnen helfen. Sie brauchen jemanden, der es Ihnen ermöglicht, sich wieder an die Sprache zu erinnern.“ Selbstbewusster fügte sie hinzu: „Wie auch immer, ich lasse Sie jedenfalls nicht im Stich. Und Sie müssen sich keine Sorgen mache, dass es zwischen uns mehr als … Freundschaft geben wird.“
    Er hatte ihr Angebot völlig missverstanden, das wurde ihm jetzt bewusst, und er schämte sich, angenommen zu haben, dass sie eine Affäre mit ihm eingehen wollte.
    Verdammt, er wusste nicht, was er mit Hannah machen

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