Lady Daphnes Verehrer
dürfen niemand anderem die Schuld geben als ihm«, sagte Daphne. »Bitte bringen Sie mich nicht dazu, zu bedauern, dass ich mich Ihnen anvertraut habe.«
Er gab vor, ihre Absolution anzunehmen. Er küsste ihre Lippen, dann ihre Wange, auf der die Schlieren ihrer salzigen Tränen getrocknet waren. Er ergriff ihre Hand, und sie schlenderten zurück zum Gasthaus.
Ihre Zimmer waren hergerichtet. Der Wirt beeilte sich, Seiner Hoheit zu versichern, dass auch heißes Wasser bereitstand. Castleford ging mit Daphne zur Treppe.
»Ich denke, es wäre irgendwie unangebracht, Sie heute Nacht zu verführen«, sagte er.
»Irgendwie?«
»Wenn ich es besser ausdrücken könnte, würde ich es tun. Ich möchte allerdings nicht, dass Sie mich missverstehen. Sie sollen nicht denken, dass sich durch das, was Sie mir gesagt haben, etwas verändert hat. Abgesehen vom Zeitpunkt der Verführung vielleicht.«
»Ich würde sagen, das ist ein ziemlich wichtiger Punkt.«
Er hasste es, Dinge sagen zu müssen, für die es keine vernünftigen Worte gab. »Denken Sie nicht, ich würde Sie nicht wollen. Ich will Sie nur nicht dazu verführen, etwas zu tun, das Sie vielleicht nicht tun wollen.«
Sie runzelte die Stirn. »Das ist nett von Ihnen, Castleford. Ich gestatte Ihnen endlich, meiner habhaft zu werden, und Sie beschließen ausgerechnet heute, dass Sie nicht mehr unanständig sein wollen. Ich verstehe nicht, warum die Leute sagen,
Frauen
seien launische Geschöpfe.«
Verflucht noch eins! Es war die Hölle, wenn ein Mann sich dafür rechtfertigen musste, dass er gegen seine Gewohnheiten Anstand bewies – vor allem, wenn sein ganzer Körper und ein Großteil seines Geistes sich genau das Gegenteil wünschten.
»Und ob ich unanständig sein will, Daphne! Ich habe eine lange Liste von unanständigen Dingen, die ich mit Ihnen zu tun gedenke. Aber ich werde Sie nicht dazu verleiten, wie mächtig mein Verlangen auch ist. Ich wollte Sie vom ersten Moment an, als wir uns kennengelernt haben. Wenn Sie mich wollen, finden Sie mein Zimmer gleich neben Ihrem. Sie müssen nur die Tür öffnen.«
Er brachte sie nicht nach oben, sondern ließ sie am Fuß der Treppe stehen und machte sich auf die Suche nach einem ordentlichen Portwein. Aber er würde nur ein Glas trinken. Schließlich wollte er nicht, dass sie vor ihm in seinem Zimmer ankam.
20
Daphne fand den Edelmut, den der Herzog gezeigt hatte, regelrecht irritierend.
Unglaublich, dass er es ihr überlassen hatte, über den Ausgang dieses Abends zu entscheiden. Es erschien ihr ungerecht, dass er nun von ihr erwartete, den nächsten Zug in dem langen Spiel zu machen, das er angefangen hatte.
Sie maß ihrem hübschen, wenn auch rustikalen Zimmer nur wenig Aufmerksamkeit bei. Es war wohl eines der besten im ganzen Gasthaus, stellte sie fest, während sie die Ereignisse der vergangenen Stunde zu verarbeiten versuchte. Es war sehr hell und sauber und mit seinen weiß getünchten Wänden ein angenehmer Ort, an dem sie sich erst einmal beruhigen konnte.
Nachdem sie sich auf die Bettkante gesetzt hatte, versuchte sie, sich zu fassen, aber es gelang ihr nicht.
Sie war nicht mehr die Frau, die sie zuvor gewesen war. Sie hatte in der vergangenen Woche zu viel erfahren, zu viel offenbart und zu viel riskiert. Nachdem sie vor Jahren beschlossen hatte, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, hatte sie nun eine Kehrtwendung gemacht und sich mit ihr auseinandergesetzt. Hoffentlich wurde sie nun wenigstens nicht mehr so von Reue geplagt wie in den letzten Jahren.
Wenn sie an das Gespräch mit Castleford dachte, bekam sie immer noch feuchte Augen. Er war so zornig gewesen, als sie ihm von Latham erzählt hatte, jedoch aus einem anderen Grund, als sie gedacht hatte.
Sie hatte fälschlicherweise angenommen, er würde Becksbridges Meinung sein und die Schuld bei ihr suchen, oder zumindest eine Teilschuld. Wenn er Latham nicht mit Margaret erwischt hätte, hätte er ihr dann geglaubt? Nur die wenigsten würden es tun, dessen war sie sich zu ihrem Leidwesen sehr sicher. Schließlich ging es nicht um irgendeinen Mann, sondern um den Erben einer Herzogskrone.
Schon beim Essen an Margarets Tisch hatte Castleford den Großteil der Geschichte gekannt. Den ganzen Tag hatte er darüber geschwiegen und sie erst auf dem Spaziergang darauf angesprochen. Wie nah sie sich bei diesem Gespräch gewesen waren, rührte und bewegte sie immer noch. Er war sehr freundlich gewesen, auch als er Erklärungen verlangt hatte, die
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