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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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während er ihr viel zu tief in die Augen schaute.
    »Womöglich werde ich das kommende Jahr darauf verwenden müssen, Sie noch einmal erröten zu sehen, Mrs Joyes.«
    Was für eine unverschämte Drohung! Verärgert machte sie einen Knicks und wandte sich zum Gehen. »Da ich nicht mit Betrunkenen verkehre, gehe ich davon aus, dass meine Contenance für die Dienstage eines Jahres sicher ist, Hoheit.«
    »Verdammt und zugenäht!«
    Castleford kippte noch einen großen Schluck Brandy aus seinem Flachmann hinunter. Er wärmte ihn, aber seine Stimmung besserte er nicht.
    Er fluchte noch einmal, derber und lauter. Ob Daphne Joyes ihn hörte, kümmerte ihn nicht. Und sie kümmerte es vermutlich nicht, dass er fluchte.
    Er verwünschte Becksbridge und sein blödes Testament und den Brief. Warum war er zu feige gewesen, die Dinge mit seinen früheren Mätressen selbst zu regeln, und hatte die Aufgabe einem anderen Mann übertragen? »Vielmehr baue ich auf das, was von Deinen besseren Eigenschaften noch übrig ist«, hatte er geschrieben. Nun, es war fast nichts davon übrig, verdammt! Darauf hatte Becksbridge selbst oft genug hingewiesen.
    Vielleicht war das Ganze ein letzter Scherz des alten Kerls gewesen. Vielleicht hatte er in sich hineingegrinst, als er diesen verdammten Brief geschrieben hatte. Der selbstgerechte Esel – nein, der selbstgerechte Heuchler – hatte seinen verhassten Verwandten Mrs Joyes in die Hände getrieben und sie lehrte ihn nun Mores.
    Castleford nahm noch einen Schluck und sah sich in seinem Zimmer um. Alles schien mit verdammten Blumen dekoriert zu sein. Das Muster aus gelben und blauen Blüten fand sich überall: auf den Bettvorhängen, den Gardinen, den Kissen – ja, in dem ganzen verfluchten Raum. Die Blumen, die er an diesem Tag gesehen hatte, reichten aus, um das ganze Königreich damit auszulegen. Und er würde wahrscheinlich nie wieder eine ansehen können, ohne an diesen Abend zu denken.
    Sie hatte sich ihm ganz und gar hingegeben. Er hatte es genau gespürt. Sie war willig und gefügig gewesen, und er hatte überlegt, ob er sie in ein Bett locken oder gleich an Ort und Stelle verführen sollte. Dann, ganz plötzlich, keine Reaktion mehr. Gar nichts. Woher zum Teufel hatte sie die Geistesgegenwart genommen, sich ihm zu widersetzen und zu Stein zu erstarren?
    Das hatte noch nie eine Frau getan.
Noch nie.
Er kannte die Frauen, und er wusste um seine Wirkung auf sie, und das hier war verdammt noch mal
nicht normal
. Und hinterher nicht das geringste Gestammel. Nicht einmal errötet war sie. Sie hatte sich einfach umgedreht, als wäre er nicht kurz davor gewesen, sie splitternackt auszuziehen. Völlig gefasst hatte sie von diesen verdammten Weinstöcken erzählt, während er unter den Folgen davon leiden musste, dass er zunächst in seinem Verlangen bestärkt und dann abrupt zurückgewiesen worden war.
    Er hob den Flachmann abermals, doch dann überlegte er es sich anders. Der Teufel allein wusste, wozu er imstande war, wenn er sich betrank und sich weiter über Daphne Joyes aufregte. Er hatte noch nie erlebt, dass eine Frau einwilligte und dann wieder einen Rückzieher machte, aber deshalb konnte er ihr doch keine Szene machen! Um seine Würde zu wahren, musste er sich zurückziehen, um an einem anderen Tag erneut anzugreifen.
    Er stand auf und zog sich aus, dann warf er die verdammte geblümte Tagesdecke zurück. Nachdem er sich gewaschen hatte, ließ er sich aufs Bett fallen. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken als an diese vertrackte, begehrenswerte Frau, die irgendwo anders in diesem Haus schlief, obwohl sie eigentlich nackt neben ihm liegen sollte.
    Es gab nur einen Trost: Abgesehen von den zwei ermüdenden Stunden beim Abendessen hatte er sich den ganzen Tag nicht gelangweilt.

4
    Castleford sprang unbeschwert aus seiner Kutsche und betrat den Herrenclub Brooks. Er sah sich suchend im Lesezimmer um, bis sein Blick auf einen dunklen Haarschopf fiel, der unter einer Zeitung hervorlugte. Er ging auf den Sessel zu.
    »Du wirst allmählich berechenbar, Hawkeswell«, sagte er. »Ein Mann der Gewohnheit. Kaum ein Jahr verheiratet, und nun sieh dich an! Ein Dauergast in den Clubs am Nachmittag, und verzichtest doch auf die Zerstreuungen, die sie bieten.«
    Die Zeitung senkte sich. Zwei blaue Augen blitzten ihn verärgert an und ein langmütiger Seufzer ertönte.
    »Castleford. Was für eine Freude, dich zu sehen, noch dazu so früh am Tag! Es ist nicht einmal vier Uhr. Hat dein Täubchen

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