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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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letzten Mal getan hatte. Die Erkenntnis, dass er im Begriff war, mit seinen vernünftigeren Gewohnheiten zu brechen, hatte ihn verärgert, bis er die Sache nach einer Flasche guten Weins in seinem Club in einem anderen Licht betrachtet hatte.
    Er musste sich eingestehen, dass Daphne Joyes und ihre kühle, beherrschte Art ihn in den vergangenen zehn Tagen mehr beschäftigt hatten, als ihm lieb war. Und das lag ganz allein an ihr.
    Sein Interesse an ihr wäre wohl längst verblasst, wenn sie ihm nicht den Fehdehandschuh hingeworfen hätte. Für seine Begriffe nicht nur einen, sondern gleich mehrere. Er war kein Mann, der sich Herausforderungen entzog, und die ihre setzte seinem Verstand noch mehr zu als seinem Stolz. Und wenn das geschah, konnte er nur Ruhe finden, indem er der Sache nachging, die ihn so über die Maßen faszinierte.
    In der Regel bedeutete das lediglich, dass er Regierungslakaien dazu bringen musste, seine Fragen zu beantworten, um herauszufinden, was ein Minister in petto hatte. Manchmal machte seine Neugier aber auch intensivere Ermittlungen erforderlich. Und gelegentlich trieb ihn ein Rätsel wochenlang um.
    Er bezweifelte jedoch, dass es diesmal lange dauern würde, seine gegenwärtige Neugierde zu stillen.
    Die meisten Männer hielten es vielleicht für erniedrigend, zu Fuß vor der Tür einer Frau zu erscheinen, aber solche Dinge kümmerten ihn nicht, weil er sich – im Gegensatz zu den meisten Männern – seines Wertes bewusst war. Gestärkt durch den Wein, der ihm ein himmlisches Wohlgefühl bescherte, gab er einem sehr erstaunten Diener seine Karte.
    Castleford vertrieb sich die Zeit mit den Deckengemälden im Gesellschaftszimmer, während er auf Mrs Joyes wartete. Er war gerade dabei, in seiner Fantasie das Arrangement einer mythologischen Szene von Le Sueur zu verbessern, als der Diener zurückkehrte.
    »Mrs Joyes ist nicht zugegen, Hoheit«, stammelte der junge Mann, errötete und senkte den Blick. »Ich bedaure aufrichtig, Ihnen dies mitteilen zu müssen. Aufrichtig.«
    Der Diener war noch grün hinter den Ohren, und es schien ihm äußerst unangenehm zu sein, einem Herzog eine solche Nachricht zu überbringen. Das sollte es ihm verdammt noch mal auch sein! Castleford machte kein Hehl aus seiner Verärgerung und ignorierte demonstrativ die Geste des Dieners, der sich an die Tür stellte, um ihn hinauszugeleiten.
    Eine solche Unverschämtheit war er nicht von Frauen gewöhnt. Nicht einmal diejenigen, die Angst vor ihm hatten oder ihn für den Leibhaftigen hielten, wagten einen derartigen Affront.
    Der Diener wurde immer nervöser und unsicherer. Die roten Flecken auf seinen Wangen und sein Gezappel verrieten, wie verzweifelt er war. Vermutlich waren die erfahreneren Diener mit Summerhays an die Küste gefahren.
    Castleford verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Jungen eingehend, dessen Gesicht immer röter wurde.
    »Wie heißen Sie?«
    »P…« Ein ersticktes Husten. »Perthy, Sir. Hoheit. Horace Perthy. Sir.«
    »Sie scheinen ein rechtschaffener Mensch zu sein, Mr Perthy.«
    »Ich bemühe mich, Sir.«
    »Dann bin ich sicher, dass Sie mir jetzt die Wahrheit sagen werden. Mrs Joyes ist sehr wohl zugegen, nicht wahr? Sie hat nur diese Nachricht heruntergeschickt, wie Frauen es manchmal tun, wenn sie jemanden nicht zu sehen wünschen. Habe ich recht?«
    Der Diener schien einer Ohnmacht nahe zu sein. Es war ihm anzusehen, dass er fieberhaft in seinem Gedächtnis nach einer Lektion dazu kramte, wie er mit einer derart direkten Frage eines Besuchers umzugehen hatte, der sich nicht an die gesellschaftlichen Regeln halten wollte.
    »Ihr Schweigen spricht Bände, Mr Perthy. Und nun finden Sie bitte die Sprache wieder und sagen mir, wo in diesem Haus sich Mrs Joyes aufhält.«
    »Oh, das kann ich nicht. Ich darf nicht …«
    »Mr Perthy, ich dulde keine Ausflüchte. Nicht einmal vonseiten des Premierministers und ganz gewiss nicht von Ihnen. Sagen Sie mir, wo sie sich aufhält, und niemand wird etwas davon erfahren. Sonst muss ich das ganze Haus durchsuchen, um die Dame über meine Verärgerung in Kenntnis zu setzen.«
    Angesichts dieser Drohung quollen Mr Perthy fast die Augen aus dem Kopf. Er gab sich geschlagen und vergaß dabei, dass zumindest eine Frau in diesem Haus in wenigen Minuten sehr wohl von seinem Verrat erfahren würde. Im Flüsterton rückte er die Information heraus.
    Castleford schenkte ihm ein Lächeln und schickte ihn fort. »Denken Sie immer daran, Mr Perthy:

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