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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Tablett lag die
Times
. Sie las darin, während sie an dem Tisch am Fenster aß.
    Ein Artikel über die zunehmenden Arbeiterunruhen im Norden fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sie suchte nach ihr geläufigen Ortsnamen, um in Erfahrung zu bringen, ob Leute, die sie kannte, von Gewalttätigkeiten bedroht waren. Sie betete, dass ihren Lieben und auch den anderen, die sie in dieser Region kannte, nichts passierte.
    Am Ende des Artikels zog jedoch eine weitere Information ihr Augenmerk auf sich.
    Laut dem Bericht wurde Lord Latham, der neue Herzog von Becksbridge, bald in London erwartet. Der Autor vermutete, der Premierminister lege großen Wert darauf, ihn zu treffen. Er äußerte weiter die Meinung, dass Lathams kürzlich veröffentlichter Essay, in dem er schrieb, dass die Rückkehr zu Naturrecht und bürgerlichem Recht entscheidend für die Zukunft Englands sei, großen Anklang bei Regierung und Militär gefunden habe.
    Der Artikel trübte ihre Stimmung. An Latham zu denken schlug ihr immer aufs Gemüt. Glücklicherweise hatte sie seit Jahren nicht viel Grund dazu gehabt, aber mit der Ruhe war es nun offensichtlich vorbei.
    Sie musste sich diesen neuen Essay von ihm besorgen. Es war sicherlich eine skurrile Lektüre. Wie kurios, dass ausgerechnet er von einer Rückkehr zu bürgerlichem Recht und Naturrecht sprach. Ihrer Ansicht nach hatte dieser Mann kein Gewissen und glaubte über allen Gesetzen zu stehen. Zweifelsohne war er der Überzeugung, dass sich nur die unteren Bevölkerungsschichten an das Gesetz halten mussten.
    Das Mädchen kam, um ihr Tablett zu holen. Ein Diener begleitete sie und brachte Daphne eine Visitenkarte.
    Lady Hawkeswell wartete unten.
    Zehn Minuten später kam Verity in ihr Schlafgemach gerauscht, warf ihr Seidentäschchen aufs Bett und setzte ihre Haube ab, unter der ihr in kunstvolle Locken gelegtes Haar zum Vorschein kam.
    Verity entsprach ganz dem derzeitigen Schönheitsideal – elfenbeinfarbene Haut, rote Lippen, dunkles Haar – in einem Maß, das gewisse Damen der Gesellschaft sehr verärgerte. Sie meinten, die Natur hätte eine Frau von derart gewöhnlicher Herkunft nicht derart begünstigen dürfen, und Lord Hawkeswell schon gar nicht.
    »Du hättest dir eines der anderen Gemächer aussuchen sollen«, sagte Verity. »Dieses liegt zwar zum Park hin, aber es geht auch nach Westen. Im Sommer kann es hier nachmittags ziemlich warm werden. Und es verfügt nicht über einen zusätzlichen Salon.«
    »Die Größe hat mir gefallen, wie auch die Aussicht und die hellen Farben.« Sie ergriff Veritys Hand und drängte sie, sich zu setzen. »Wie hast du so schnell erfahren, dass ich hier bin?«
    Verity rückte den Stuhl ein Stück vom Fenster weg, damit die Sonne sie nicht blendete, die bereits kräftig zum Fenster hereinschien. »Celia hat mir heute Morgen eine Nachricht geschickt. Sie hat es von ihrem Mann erfahren, der wiederum in der Stadt davon Kenntnis erhielt.«
    »Du weißt nicht zufällig, von wem Mr Albrighton es erfahren hat?«
    »Castleford hat es ihm gesagt. Er war heute früh bei einer von Mr Albrightons Besprechungen wegen seiner Erbschaft. Da Castleford diese Zusammenkünfte langweilig findet und nicht mehr an ihnen teilnimmt, hat seine Anwesenheit heute Mr Albrighton sehr überrascht.« Verity sah sich um und nahm die Einrichtung des Zimmers unter die Lupe. Sie gab sich ganz unaufgeregt, aber aus ihren blauen Augen sprach große Neugier.
    Daphne hasste es, ihre Freundinnen zu belügen. Aber sie konnte Verity nichts über Becksbridges Nachlass sagen, ohne ihr weitaus mehr anzuvertrauen, als sie jemals jemandem anvertraut hatte. Diese Geschichte war nicht für Veritys Ohren bestimmt.
    »Ich habe Audriannas Angebot angenommen, ihr Haus zu benutzen und ein wenig Zerstreuung zu suchen, während ich geschäftlich hier zu tun habe. Ich will einige Familien aufsuchen, die Interesse daran gezeigt haben, Kunden von The Rarest Blooms zu werden.« Das war keine Lüge, nur ein bisschen an der Wahrheit vorbei, und die Erklärung, die Geschäfte voranbringen zu wollen, war eine spontane Eingebung gewesen.
    Verity verzog keine Miene. Sie wusste, das war nicht die ganze Geschichte, aber sie würde nicht nachhaken, dessen war sich Daphne sicher.
    Ihre Freundin zupfte an dem Spitzenbesatz ihrer Handschuhe herum. »Ich wusste gar nicht, dass du ihn kennst. Castleford, meine ich. Er war im Frühling nicht auf Celias Hochzeit. Er geht kaum auf Hochzeiten, weil sie morgens stattfinden, und morgens ist er

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