Lady Daphnes Verehrer
ihn kennen.
»Mag sein, aber ich bin mir trotzdem sicher. Vielleicht war es nicht hier, sondern woanders.« Er überlegte. »Spielen Sie?«
»Ein wenig, Sir«, sagte Mr Sykes vorsichtig. »Nicht allzu oft.«
»Ah, jetzt erinnere ich mich. Es ist keine drei Wochen her, da habe ich sie im Damian’s gesehen. Ich weiß es ganz genau. Sie waren mit zwei jungen Armeeoffizieren am Glücksrad und ganz vertieft in das Spiel.«
Vor allem war Sykes jedoch in dieser Spielhölle mit seinen großen Verlusten beschäftigt gewesen. Seine Panik war sichtbar und förmlich greifbar gewesen. Deshalb war er Castleford aufgefallen. Und er hatte in seiner Verzweiflung ein ganz ähnliches Gesicht gemacht wie in dem Moment, als ein Herzog sein Verlies betreten hatte.
»Ich glaube, ich war gelegentlich dort. Sie haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis, Sir, wenn Sie sich an Leute wie mich erinnern.«
»Manchmal bin ich selbst überrascht über mein Gedächtnis. Man staunt selbst, was alles dort hängenbleibt.«
Mr Sykes klappte den Deckel des Schnupftabakdöschens nervös auf und zu, und nachdem er es einen Moment lang bewundert hatte, bedankte er sich und wollte es Castleford zurückgeben.
»Behalten Sie es, Mr Sykes. Aber achten Sie darauf, dass Sie genug dafür bekommen, wenn Sie es verpfänden. Der Deckel ist aus Gold und der Boden aus Silber, und die Löwenaugen sind echte Saphire. Oh, und würden Sie mir, während Sie überlegen, wie viel von Ihren Ehrenschulden Sie damit begleichen können, freundlicherweise die Bücher bringen, in denen die Kriegstoten stehen?«
Mr Sykes sah ihn an. Dann das Schnupftabakdöschen. Dann die Tür.
»Mr Trilling wird so schnell nicht wiederkommen, das versichere ich Ihnen. Bathurst hat heute Morgen eine Sitzung, also müssen alle anderen Besprechungen warten. Mr Trilling kann erst zurückkommen, wenn er weiß, ob ich bleiben darf oder er mich auf Anweisung des Ministers hinauswerfen soll«, sagte Castleford. »Wenn Sie sich dann besser fühlen, können Sie, nachdem Sie mir die Auflistung gebracht haben, an der Tür Wache halten.«
Mr Sykes dachte eine Weile darüber nach. Dann ging er zu den Regalen mit den Registern, kletterte die Leiter, die daran angelehnt war, zwei Sprossen hoch und holte ein dickes Buch herunter.
Daphne legte den Brief zur Seite, den sie von Katherine erhalten hatte und in dem sie ihr schilderte, wie es mit dem Geschäft voranging. Sie versicherte ihr mehrmals, dass sie auch ohne sie gut zurechtkam. Wie stolz sie darauf war, alles allein zu schaffen, ging aus ihren Worten deutlich hervor.
Es wäre Daphne jedoch lieber gewesen, wenn Katherine nicht so gut zurechtgekommen wäre. Sie wusste, sie sollte nicht nach Hause fahren, bevor mit Castleford alles geregelt war, aber wenn sie keine andere Wahl hätte, aufgrund irgendeiner Katastrophe …
Ihre Reaktion war feige und unangemessen. Sie musste doch nur seine Entscheidung abwarten und darauf achten, dass er sie nie wieder berührte oder küsste. Er würde rasch das Interesse verlieren und ihr das Anwesen wahrscheinlich überlassen, nur um sie loszuwerden.
Sie schrieb rasch eine Antwort an Katherine und lobte sie überschwänglich. Nachdem sie den Brief versiegelt hatte, tauchte sie ihre Feder abermals in die Tinte und nahm einen neuen Briefbogen zur Hand.
Sie musste ihrer Freundin Margaret schreiben. Sie schuldete ihr nicht nur einen Brief, sondern wollte auch erfahren, wie es im Norden, wo Margaret lebte, tatsächlich aussah.
Den Berichten zufolge, die sie in London gelesen hatte, war die Lage sehr bedenklich, und sie wollte wissen, ob nur in größeren Städten wie Manchester Gefahr drohte oder auch anderswo. Gewisse Lords, die dort oben Ländereien besaßen, schienen zu glauben, dass eine Rebellion ausbrechen könnte und die furchtbaren Unruhen sich wie ein Lauffeuer verbreiten würden. Sie betete, dass diese Befürchtungen übertrieben waren. Aber es war gut, die Meinung einer vernünftigen Frau zur Stimmung im gemeinen Volk einzuholen.
Margaret würde ehrlich antworten, weil sie eine alte Freundin war. Daphne kannte sie länger als Verity und Celia. Allerdings war Margaret nie bei ihr untergeschlüpft wie die beiden. Genau das Gegenteil war der Fall. Bevor Daphne Hilfe von Becksbridge erhalten und das Anwesen bei Cumberworth bezogen hatte, hatte Margaret ihr Zuflucht in ihrem kleinen Haus am Rand von Manchester gewährt.
Das Schreiben ging Daphne leicht von der Hand, bis sie fast am Ende des Briefs angekommen war.
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