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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Die Unruhen im Norden waren nicht der einzige Grund, warum sie das Bedürfnis verspürt hatte, sich an die Freundin zu wenden. Und nun, da sie versuchte, ihre Fragen zu einer anderen Angelegenheit zu formulieren, geriet sie ins Stocken.
    Was würde Margaret denken, wenn sie den Brief öffnete und solche neugierigen Fragen las? Womöglich reagierte sie gekränkt oder bekam vielleicht sogar Angst. Daphne wurde bewusst, dass sie, die doch nach der Regel lebte, die Privatsphäre anderer zu achten, im Begriff war, auf schändliche Weise in den Angelegenheiten einer guten Frau herumzuschnüffeln.
    Ein Brief genügte nicht. Wenn sie solche Fragen stellen wollte, und wenn sie wollte, dass Margaret sich ihr anvertraute, musste sie das persönliche Gespräch suchen.
    Sie ließ die Fragen beiseite und schrieb stattdessen ein paar Sätze zum Abschluss, mit denen sie ihrem Wunsch, Margaret zu besuchen, Ausdruck verlieh. Es sei vielleicht an der Zeit, schrieb sie, ehrlich über die Vergangenheit zu sprechen.
    Castleford betätigte den Löwenkopf-Türklopfer eines Hauses in der Nähe des Bedford Square. Während er wartete, schaute er die Straße hinauf und hinunter, um zu prüfen, ob jemand auf ihn aufmerksam geworden war.
    Als er einige Monate zuvor das letzte Mal hergekommen war, war er in seiner Karosse vorgefahren. Ein großer Fehler. Innerhalb von Minuten hatte sich eine beträchtliche Menschenmenge versammelt. Heute war er klugerweise zu Pferd gekommen und offenbar niemandem aufgefallen.
    Die Tür ging auf und eine hübsche, dralle, rothaarige Frau trat ihm entgegen. Sie nahm seine Karte und musterte ihn mit steinerner Miene, bevor sie ihn einließ. Als er an ihr vorbeiging, sah er sie sich genau an.
    Sie kam ihm bekannt vor, aber woher, das wusste er nicht. Zuerst Sykes und nun dieses Dienstmädchen. Es war ziemlich lästig, wenn Gesichter ständig vage Erinnerungen in einem weckten.
    Sie führte ihn in den vorderen Salon. Sein durchdringender Blick schien sie zu verärgern, denn sie wandte sich beinahe unhöflich von ihm ab, als sie ging.
    Kurz darauf hörte er Schritte auf den Holzdielen im Nebenraum. Jonathan Albrighton kam herein, leger gekleidet, mit einem sanften Lächeln in seinem kantigen Gesicht und der vertrauten unergründlichen Tiefe in seinen dunklen Augen.
    »Castleford«, sagte er zur Begrüßung. »Was für eine erfreuliche Überraschung!«
    »Ich war in der Stadt, und als ich auf dem Heimweg hier vorbeikam, dachte ich, ich statte euch einen kleinen Besuch ab.« Er sah sich um und gab sich beeindruckt, obwohl es sich um ein recht schlichtes Haus handelte, wie er nur selten eines betrat. Albrighton konnte sich inzwischen etwas Besseres leisten, doch er blieb vermutlich in diesem Haus wohnen, weil er hier vor den Augen der Gesellschaft geschützt war. Er hatte sich anscheinend zu sehr an die Privatsphäre gewöhnt, um sich woanders wohlzufühlen.
    »Wir fühlen uns geehrt. Celia würde dich auch begrüßen, aber sie meint, sie ist nicht gut genug gekleidet. Ich sagte ihr, dass es dir nichts ausmachen wird, aber du weißt ja, wie Frauen manchmal sind.« Albrighton wies auf einen Stuhl. »Kann ich dir einen Brandy anbieten? Oder einen Whiskey?«
    »Besser nicht, obwohl ich wahrscheinlich einen nehmen sollte. Ich war letzthin sehr beschäftigt und nüchterner, als gut für mich ist.«
    Albrighton lachte leise vor sich hin, wie es seine Art war.
    »Das war kein Scherz, Albrighton. Die Abstinenz treibt ihr Spiel mit meinem Verstand. Die Dienerin gerade, die mit dem roten Haar, zum Beispiel. Ich frage mich, woher ich sie kenne, habe aber keine Ahnung, warum ich sie zu kennen glaube. Das ist wie ein Juckreiz an einer Stelle, an die man nicht herankommt.«
    Albrighton dachte nach, bevor er das Wort ergriff. Das tat er immer. Und Castleford fragte sich in der Regel, was sein Freund unausgesprochen ließ. »Es ist möglich, dass du sie vor einiger Zeit kennengelernt hast.«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich. Ich habe in meinem ganzen Leben nicht mehr als ein Dutzend Bedienstete ›kennengelernt‹.«
    »Sie war nicht immer Dienerin. Sie hat früher in Covent Garden gelebt.« Albrighton sah ihn an. Vielsagend.
    »Ah!«
    »Sie hat Angst, dass du sie erkannt hast. Celia beruhigt sie gerade. Sie hat ihr versichert, dass du immer viel zu betrunken bist, wenn du herumhurst, um dich an irgendetwas zu erinnern.«
    »Das ist nicht wahr. Ich behalte fast alles im Gedächtnis.«
    Albrighton schwieg.
    »Aber in diesem Fall nicht.

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