Lady Daphnes Verehrer
Sie hat Bella mitgenommen, weil sie nicht will, dass solche Männer sie zu Gesicht bekommen.«
Daphne schaute erstaunt aus dem Fenster. »Ist er im Garten? In der Bibliothek und vorn im Salon habe ich niemanden gesehen.«
»Er geht mit Jonathan spazieren. Sie wollten sich unter vier Augen unterhalten.«
In diesem Moment war zu hören, wie die Haustür aufging, dann vernahmen sie Schritte, die nicht in den vorderen Gemächern verhallten, sondern in ihre Richtung kamen.
Celia riss entsetzt ihre blauen Augen auf. Sie schaute auf ihre schmutzige Schürze hinunter, nahm sie rasch ab und warf sie hinter das Sofa. Ihre Haube flog hinterher. Celia frisierte ihr goldenes Haar so kunstvoll, dass sie stets wie für eine Dinnerparty zurechtgemacht aussah, wie schlicht ihr Kleid auch sein mochte.
Daphne beobachtete die hektischen Vorbereitungen ihrer Freundin. Sie hoffte, dieser Besucher erwartete von ihr nicht das Gleiche. Ihr fliederfarbenes Musselinkleid musste genügen.
Nun erschien Jonathan in der Tür. Celia warf ihm einen wütenden Blick zu, bevor sie für den Besucher ein strahlendes Lächeln aufsetzte.
Daphne hätte fast den Blumentopf fallen lassen, den sie in den Händen hielt, als sie sah, wer mit Jonathan hereinkam. Celia hätte sie ruhig warnen können!
Celia machte einen Knicks, und Castleford verbeugte sich, während sie einander begrüßten. Dann wandte er sich Daphne zu. Sie riss sich zusammen und machte ebenfalls einen Knicks.
Ihre Freundin verbarg ihre Aufregung hinter ausgesuchter Höflichkeit. »Verzeihen Sie, Hoheit, dass ich Sie bei Ihrer Ankunft nicht begrüßt habe.« Sie wies auf die vielen Pflanzen im Raum und den Dreck auf dem Boden. »Wie Sie sehen, gibt es einen Grund, dass ich für Besuch nicht angemessen gekleidet bin.«
»Meine liebe Mrs Albrighton, Sie bieten zu jeder Zeit einen liebreizenden Anblick.«
»Wie ich hörte, nimmt Lord Castleford es mit solchen Dingen nicht so genau, Celia«, sagte Daphne. »Er soll sehr freizügig in Bezug auf die Kleiderordnung sein, sogar wenn er Gäste empfängt. Ist das wahr, Hoheit?«
»Das hängt ganz von dem Gast ab, den ich empfange, Mrs Joyes, und von dem Zweck des Besuchs.«
Jonathan lächelte, und Celia kicherte über die schlüpfrigen Andeutungen. Kein Wunder, dass Castleford unverbesserlich war, dachte Daphne. Jeder ließ ihn gewähren und ermutigte ihn dadurch noch, sich mit seiner Verruchtheit zu brüsten. Er hatte ihr allerdings einen ordentlichen Dämpfer versetzt. Wie sehr sie sich auch bemühte, ihr fiel keine clevere Erwiderung ein.
»Es ist sehr warm heute Nachmittag, Hoheit. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«, fragte Celia. »Einen Zitronen-Honig-Punsch vielleicht? Wir könnten uns alle in den Garten setzen.«
Daphne musste an sich halten, um nicht die Augen zu verdrehen. Celia kannte Castleford nicht gut, wenn sie dachte, er hätte Lust, im Garten zu sitzen und Punsch zu trinken. Glücklicherweise würde ihn dieses Angebot rasch vertreiben.
»Das klingt ganz famos, Mrs Albrighton. Sie sind zu gütig.« Er wandte sich Daphne zu und sagte liebenswürdig: »Ich hoffe, Sie schließen sich uns an, Mrs Joyes. Ich wäre untröstlich, wenn mein Besuch Sie dazu veranlassen würde, den ihren zu verkürzen.«
»Natürlich schließt sie sich uns an«, sagte Celia. »Sie ist eine Frau, die vor nichts und niemandem davonläuft, nicht einmal vor Ihnen, Hoheit.«
Nach dem Funkeln in ihren Augen zu urteilen, hielt Celia ihre Bemerkung für sehr lustig. Jonathans Lächeln wirkte etwas verkrampft.
Daphne erklärte sich notgedrungen einverstanden, noch ein wenig zu bleiben.
Als die Herren hinaus in den Garten gingen, zog Celia Daphne zur Seite. »Du liebe Güte, mir ist gerade aufgegangen, dass der Punsch unten im Keller ist und Miriam …«
»Geh du nach draußen zu deinem geschätzten Gast, Celia. Ich hole den Punsch.«
»Mrs Joyes wird gleich nachkommen«, sagte Mrs. Albrighton, als sie sich auf den Stuhl setzte, den ihr Mann ihr anbot. »Mein Hausmädchen ist krank geworden, aber zum Glück ist Mrs Joyes nicht nur eine sehr tüchtige, kompetente Frau, sondern außerdem nicht zu stolz, um einer Freundin in einer Notlage zu helfen.«
Castleford murmelte Worte der Bewunderung für Frauen, die nicht zu stolz waren. Mrs Joyes hatte nicht allzu erfreut ausgesehen, als er hereingekommen war. Es konnte eine ganze Weile dauern, bis sie mit dem Punsch nach draußen kam.
Aber da saß er nun, höllisch nüchtern an einem sonnigen
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