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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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auf seine Menschenkenntnis.
    Seine Überlegungen führten ihn zu der logischsten und einfachsten Erklärung. Der alte Becksbridge hatte wahrscheinlich von ihr verlangt, diesen Namen und die Identität einer Witwe anzunehmen. Ihr Mädchenname hätte Fragen aufwerfen können, wenn Angehörige von ihm erfahren hätten, dass sie auf Becksbridges Land lebte und seine Unterstützung genoss.
    Sie hätten womöglich den Namen des Mädchens wiedererkannt, das in seinem Haus als Gouvernante tätig gewesen war. Aber über eine Mrs Joyes wusste niemand etwas.
    Castleford war von Anfang an davon ausgegangen, dass die beiden ein Verhältnis gehabt hatten, und was er herausgefunden hatte, schien dies zu bestätigen. Seine Schlussfolgerungen führten zu einer neuerlichen Verärgerung über Becksbridge. Daphne war seinerzeit von dem Herzog abhängig gewesen. Sie war wahrscheinlich noch unschuldig gewesen, als sie in seine Dienste getreten war.
    Ihr Vater war mit dem Herzog befreundet gewesen. Und er war kein Unbekannter in der Grafschaft gewesen, in der Becksbridges Hauptgut lag. Es hätte einen Skandal gegeben, wenn die anderen Grundbesitzer erfahren hätten, dass der Herzog sie missbraucht hatte.
    Kein Wunder also, dass dem Möchtegern-Musterknaben nach dem Ende des Verhältnisses »sehr an ihrem Wohlergehen gelegen« war, wie er es ausgedrückt hatte.

10
    »Du bist früh dran, Hawkeswell. Es geht erst in einer halben Stunde los«, sagte Castleford, als sein erster Gast zur Anlegestelle kam.
    »Ich wollte früh hier sein, damit wir uns noch unter vier Augen unterhalten können. Und zwar ausführlich.« Hawkeswell machte einen großen Schritt vom Pier auf das Boot.
    Castleford beobachtete weiter, wie seine Diener die kleinen Zelte, die als Pavillons fungieren sollten, auf dem Unterdeck aufstellten. Für den heutigen Abend hatte er nicht seine Jacht ausgewählt, die in der Nähe des Towers lag und mit der man aufs offene Meer hinaussegeln konnte, sondern die große Schaluppe, die ihm als Vergnügungsboot diente und für den Fluss gedacht war. Er stand auf dem Oberdeck, wo es genug Platz für einen Esstisch und Stühle und Sofas gab, und wenn man hier das Dinner einnahm, hatte man nur das Himmelszelt über dem Kopf.
    Die Diener und die Bootsbesatzung waren eifrig mit den Vorbereitungen beschäftigt. Mehrere Männer rollten die große Markise zurück, die Schutz vor Sonne und Regen bot. Andere zündeten die Laternen an, die rings um den Tisch hingen. Unter Deck befanden sich die Plätze für die Ruderer und eine Kombüse zur Essensvorbereitung, und man hörte die Bediensteten eilig die Stiege hinauf- und hinunterlaufen. Ihre Blicke verrieten, dass sie die Anwesenheit Seiner Hoheit für äußerst sonderbar hielten. Normalerweise kam er zu spät, wenn er überhaupt kam.
    »Dann unterhalte dich mit mir, wenn es sein muss«, sagte Castleford zu Hawkeswell. »Ich nehme an, du willst dich darüber beschweren, dass meine Pläne dich heute Abend zu einem Besuch des Vergnügungsparks zwingen. Aber ich kann dir zumindest versprechen, dass du bestens verköstigt wirst.«
    Hawkeswell lehnte sich an die Reling und ließ seinen Blick über den elegant gedeckten Tisch schweifen. »Es ist schlimm genug, dass ich weiß, was du mit Daphne Joyes vorhast. Mich auch noch daran zu beteiligen geht zu weit.«
    »Du kannst doch gar nicht an einer Verführung beteiligt sein. Daran sind nur zwei beteiligt: der Verführer und die Frau, die er verführt.«
    Hawkeswell zeigte auf den Tisch. »Du beteiligst uns alle daran.«
    »Ich werde nicht zwischen dem Fisch- und dem Geflügelgang über sie herfallen und euch alle zum Zusehen zwingen, Hawkeswell! Ich bezweifle sogar, dass ich das Glück haben werde, sie heute überhaupt verführen zu können.« Er zuckte mit den Schultern. »Es sei denn, das Boot kentert und sie und ich sinken auf den Grund des Flusses, wo wir eine verborgene, trockene Höhle finden, die wir erst wieder verlassen können, wenn die Gezeiten wechseln.« Er ging zum Tisch und rückte eine Vase mit Blumen zurecht.
    »Was hast du nur für eine lebhafte Fantasie! Ich wusste nicht, dass dein alkoholisierter Geist solche Metaphern hervorbringen kann.«
    »Wäre mein Geist heute ausreichend alkoholisiert, würde ich es erträglicher finden, dass du mit mir redest wie mein Lehrer früher. Unter den gegebenen Umständen kann ich dich nur bitten, nicht den ganzen Abend unausstehlich zu sein.«
    Hawkeswell musterte ihn eingehend. »Du bist nüchtern, nicht

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