Lady Daphnes Verehrer
wahr? Unglaublich! Hast du wegen dieser Frau aufgehört zu trinken?«
»Typisch, dass du es so formulierst. Nein, habe ich nicht. Das Glas Wein dort drüben ist beispielsweise meins. Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich habe beschlossen, dafür zu sorgen, dass ich ihre Gunst in vollen Zügen genießen kann, wenn es so weit ist, und ich nicht völlig wirr bin, wenn ich sie sehe.«
Hawkeswell wirkte erstaunt. Beeindruckt. Verblüfft. Dann kniff er die Augen zusammen. »Sie hat dir gesagt, dass sie dich niemals betrunken an sich heranlassen würde, nicht wahr?«
»Sie hat nichts dergleichen gesagt.«
»Schon gut. Du brauchst nichts mehr zu sagen. Du würdest es ja sowieso nicht zugeben, wenn es so wäre.« Hawkeswell taxierte ihn wie eine alte Tante, die über ihren missratenen Neffen urteilt. »Wie findest du es denn, die Welt mit klarem Kopf zu sehen? Ich persönlich empfand es nach dem anfänglichen Schock als Verbesserung.«
»Ich hingegen habe erneut festgestellt, wie langweilig die Welt sein kann.« Es war eine Lüge, die er vorgebracht hatte, weil er sich über Hawkeswells verdammten Scharfsinn ärgerte. »Aber es ist erträglich.«
Hawkeswell grinste. »Wehe der Welt, solltest du feststellen, dass es nicht nur erträglich, sondern sogar besser ist.«
Castleford wusste nicht, was sein Freund damit sagen wollte. Zum Glück war das Gespräch in diesem Moment zu Ende, denn die Kutsche mit den Damen fuhr vor; mit Albrighton oben auf dem Sitz neben dem Kutscher.
»Heute Nachmittag ist mir ein Gerücht über dich zu Ohren gekommen, Castleford.« Hawkeswell hob vielsagend die Augenbrauen.
»Was für ein Gerücht? Ich hoffe, ein gutes.«
Es folgte schallendes Gelächter, als hätte er etwas höchst Geistreiches von sich gegeben. Daphne lachte mit, weil es ihr einfach guttat zu lachen.
Sie hatten das Dinner unter dem Sternenhimmel eingenommen, während sich das Boot gemächlich stromaufwärts bewegte; von einem Flussufer zum anderen, immer hin und her. Sie hatten viel Wein getrunken, und mittlerweile kamen ihnen selbst die banalsten Bemerkungen spaßig vor. Daphne musste sich eingestehen, dass sie in der vergangenen Stunde durch das Wohlgefühl und die Wärme in ihrem Inneren, die von dem unglaublich schweren Getränk herrührten, viel humorvoller geworden war.
Sie sah Castleford an, der auf Hawkeswells Antwort wartete. Er wirkte überraschend unbeeinträchtigt von dem Wein, der die Zungen löste, aber er hatte ja auch mehr Erfahrung mit solchen Dingen als die meisten anderen.
Doch wenn sie es recht bedachte, hatte er ihr möglicherweise öfter nachgeschenkt als sich, seit sie am Tisch Platz genommen hatten. Er hatte zwar auch getrunken, wahrscheinlich jedoch nicht so viele Gläser wie seine Gäste. Einschließlich ihr selbst.
»Lass mich überlegen, damit ich es auch in seiner Gänze zusammenbekomme.« Hawkeswell legte die Stirn in Falten.
»Vergiss nicht, dass Damen anwesend sind«, sagte Albrighton. »Vielleicht ist die Gänze gar nicht ratsam.«
Die Damen hielten das für sehr lustig. Verity und Celia mussten furchtbar kichern.
»Ich habe gehört, dass du einen Trupp Ingenieure und was weiß ich noch auf ein Anwesen geschickt hast, das du irgendwo besitzt, die dort nach Gold suchen sollen oder so«, erklärte Hawkeswell.
Daphne blieb das Lachen im Halse stecken. Sie sah Castleford von der Seite an. Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Ich lasse lediglich von ein paar Männern ein Stück Land überprüfen. Mir wurde dazu geraten, weil in der Nähe Funde gemacht wurden.«
»Ich hoffe doch, dass du, wenn etwas von Wert gefunden wird und du ein Kartell gründest, um Bodenschätze abzubauen, deine Freunde als Erste informierst«, sagte Hawkeswell.
»Ich erwarte nicht, dass etwas dabei herauskommt. Die Sache ist so unbedeutend, dass ich mich frage, warum sie überhaupt in die Gerüchteküche gelangt ist. Wo hast du davon gehört?«
»Im Club. Ehrlich gesagt habe ich gelauscht, aber die beiden Männer haben so laut getuschelt, dass ich gar nicht anders konnte.«
»Welche Männer?«
»Ihre Sessel standen mit dem Rücken zu mir. Ich konnte wohl schlecht nachsehen, wer da sitzt.«
»Du bist dafür bekannt, dass du aus Dreck Gold machen kannst, Castleford. Deine Unternehmungen wecken zwangsläufig Interesse, weil die Leute davon ausgehen, dass du schon wieder eine neue Geldquelle aufgetan hast«, sagte Albrighton.
Castleford erhob keine Einwände gegen das Lob. Stattdessen seufzte er, als
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