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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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ein freches, mutiges und erfrischend pfiffiges Buch schreiben wollen.
    Nun las es sich, als wäre der ursprüngliche Autor – der verdorbene, witzige, der wusste, worüber er schrieb – nach der ersten Hälfte gestorben, und sein Cousin, ein keuscher Pfarrer, hätte nach seiner Beisetzung in der Hoffnung zur Feder gegriffen, das Manuskript irgendwie zu Ende bringen zu können und ein paar Pfund damit zu verdienen.
    Letztendlich kam er zu dem Schluss, dass die am wenigsten langweilige seiner langweiligen Optionen darin bestand, Hawkeswell in den White Swan zu folgen – ein Umstand, der ihm in Erinnerung rief, warum er meist eben nicht so lebte wie die meisten normalen Männer. Aber wenn Hawkeswell sich in seinen Morgen eingemischt hatte, konnte er sich auch in Hawkeswells Nachmittag einmischen.
    Unterwegs plante er das letzte Kapitel des Buchs mit dem Titel »Die Verführung der Daphne Joyes durch den dekadenten Herzog von Castleford (Eine Geschichte aus dem Londoner Leben mit Anhang, Glossar und Kartenmaterial zur Erbauung der Leserschaft)«. Er rechnete fest damit, die Geschichte noch am Abend zum Abschluss zu bringen.
    Beim Betreten des Wirtshauses sah er Hawkeswell allein an einem Tisch sitzen. Als er auf ihn zuging, lachte sein Freund.
    »Was zum Teufel willst du denn hier, Castleford?«
    »Ein Bier trinken. Wieso bist du allein? Ich dachte, du hättest eine Verabredung.«
    »Latham kommt bestimmt bald. Hier im Stall steht ein Zweiergespann, das er kaufen möchte. Prächtige Tiere, wie man hört, und er hat mich um meine Meinung gebeten und …«
    »Verdammt noch mal! Bist du jetzt etwa mit Latham befreundet? Er ist ein unerträglicher Idiot. Hast du überhaupt keinen Stolz?«
    Hawkeswell sah ihn verdutzt an. »Wir sind uns gestern zufällig begegnet. Während des Gesprächs hat er die Pferde erwähnt und sich daran erinnert, dass ich ein gutes Auge für diese Tiere habe, und ich habe mich bereit erklärt, sie zu beurteilen.« Nun wich seine Verwunderung einer enormen Verärgerung. »Warum rechtfertige ich mich überhaupt? Verdammt, ich bin mit dir befreundet, oder? Das beweist, dass ich nicht wählerisch bin. Mir scheint, ein Idiot ist so gut wie jeder andere.«
    Die Sache mit den Pferden hatte Castlefords Neugier geweckt. Er beachtete Hawkeswells Gepolter nicht weiter und stand auf. »Die Pferde stehen im Stall, sagtest du?« Ohne eine Antwort abzuwarten ging er zur Tür.
    Vielleicht hatte er tatsächlich etwas Amüsantes gefunden, womit er sich den Nachmittag vertreiben konnte.
    »Verflucht, da kommt er«, brummte Hawkeswell.
    Castleford schaute auf den Hof des Wirtshauses, wo Latham gerade von seinem Pferd stieg. Dann drehte er sich wieder um und strich einem der beiden großen weißen Wallache, die er soeben gekauft hatte, über die Nüstern. Die Tiere waren wirklich prächtig anzusehen und jedes Pfund ihres beachtlichen Preises wert.
    »Wenn dir tatsächlich an der Freundschaft zu diesem Schurken gelegen ist – wobei ich nicht wüsste, warum –, dann sag ihm, dass du mir Prügel angedroht hast, falls ich sie kaufe, und ich nicht auf dich gehört habe. Ich werde dir nicht widersprechen.«
    Hawkeswell seufzte. »Mir ist inzwischen klar, dass ihr zwei nichts mehr miteinander zu tun habt und keine Freunde mehr seid, aber ihn absichtlich verärgern … Latham, da sind Sie ja! Ich fürchte, wir sind zu spät.«
    Latham kam zu ihnen herüber. Castleford grüßte ihn nur flüchtig. Als Latham die Pferde sah, lief er rot an und blickte Hawkeswell vorwurfsvoll an.
    »Hawkeswell kam gerade zufällig dazu, als ich den Handel abgeschlossen habe«, sagte Castleford. »Auch ich lese die Anzeigen in der
Times
, Latham. Du hättest wissen müssen, dass sich auch andere für solche Pferde interessieren würden.«
    Latham musterte die Pferde eingehend. Da Hawkeswell zur Seite getreten war, konnte er nicht sehen, was Castleford tat. Lathams Miene nahm jedoch unheilvolle Züge an, und er warf Castleford einen hasserfüllten Blick zu.
    Im nächsten Moment wirkte er wieder ganz ruhig und freundlich. Er lächelte Hawkeswell an. »Wie ich sehe, hätte ich einfach schneller sein müssen. Aber wenn mir schon einer zuvorkommen musste, dann ist es nur gut, dass es unser Tristan hier war.«
    Dieser verfluchte Hund! Wie konnte er nur so herumheucheln! Es verdarb Castleford ein bisschen die Freude an seinem Sieg. Nicht ganz, aber doch ein wenig.
    »Gehen wir zusammen Bier trinken«, schlug Latham vor. »Bei der Hitze kann man doch

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