Lady Daphnes Verehrer
Frau war genau dahin unterwegs, wo es zurzeit besonders unruhig war.
Castleford machte auf dem Absatz kehrt. »Kommen Sie mit, Mr Edwards. Gehen wir in den vorderen Salon.«
Nachdem sie den Raum betreten hatten, machte Castleford es sich in einem Sessel bequem, ohne Edwards aufzufordern, es ihm gleichzutun. Dann musterte er seinen Sekretär eingehend.
Die Landluft bekam Edwards gut. Er war nicht mehr so blass. Und er hatte auch eine ganz andere Haltung, als würde er sich wohler in seinem Körper fühlen als zuvor.
»Sie genießen Ihren Aufenthalt inmitten der Blumen, nicht wahr, Edwards?«
Edwards blickte stur geradeaus. »Ich bin dem Land nicht so abgeneigt wie Sie, Sir, wenn Sie das meinen.«
»Es hat mich sehr überrascht, Sie hier vorzufinden und nicht im Gasthaus.«
»Sie haben mich doch angewiesen, hierzubleiben, Sir. In Ihrem letzten Brief. Sie schrieben, ich möge im Haus bleiben und auf die Damen aufpassen.«
»Aber doch nicht nachts, Edwards!«
»Dann hätten Sie sich vielleicht genauer ausdrücken müssen, Sir. Ich befolge Ihre Anweisungen immer ganz genau, und in Ihrem Brief …«
»Gab es noch weitere Personen, die das Anwesen widerrechtlich betreten haben?«
»Mehrere. Zwei in der Nähe des Geländes, das die Männer untersuchen. Einer war auf dem Nachbargrundstück und hat über die Gartenmauer gespäht. Letzteren habe ich verfolgt, aber er hat mich im Wald abgehängt.« Er sah Castleford an. »Ich glaube nicht, dass er zu den anderen gehörte. Meiner Vermutung nach ist derjenige, der so unverschämt ist, dieses Haus zu beobachten, weniger an Ihren Geschäften interessiert, Sir, als vielmehr an dem Haus selbst.«
»Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?«
»Wir graben schließlich nicht im Garten nach Mineralien, nicht wahr? Ich glaube, dass es dieselbe Person war wie beim ersten Mal, obwohl ich beide Male nicht genug gesehen habe, um wirklich sicher zu sein.«
Castleford nahm die Überlegungen seines Sekretärs erst einmal zur Kenntnis. Wenn er später wieder im Sattel saß, hatte er noch genug Zeit, um darüber nachzudenken.
Er musterte Edwards abermals. Und erneut wich der Sekretär seinem Blick aus.
»Mr Edwards.«
»Hoheit?«
»Ich hoffe doch, dass Sie sich gegenüber Miss Johnson wie ein Gentleman benehmen.«
Edwards schluckte.
»Denn ich habe Ihnen die Anweisung gegeben, die Frauen hier zu beschützen und dafür Sorge zu tragen, dass sie nicht belästigt werden, Edwards. Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen die Erlaubnis erteilt zu haben, sie zu verführen.«
»Ich habe sie nicht verführt.«
Castleford fiel auf, dass er das Wort »verführt« auf eigentümliche Weise betont hatte. »Sie betreiben doch wohl keine Wortklauberei, Edwards, oder?«
Darauf ging Edwards nicht ein. »Wenn man jemanden verführt – was ich nicht getan habe –, ist es da üblich, vorher um Erlaubnis zu bitten, wie Sie andeuten? Ich meine, tun Sie es? Bitten Sie irgendjemanden um Erlaubnis?«
»Ihr Aufenthalt auf dem Land hat Sie mutiger gemacht. Es muss daran liegen, dass Sie die ganze Zeit die Pistole im Anschlag haben.«
Edwards errötete. »Mag sein, Sir.«
»An einem anderen Tag würde ich es vielleicht amüsant finden, heute jedoch nicht. Und was Ihre respektlose Frage angeht: Nein, ich bitte nicht vorher um Erlaubnis. Aber ich habe auch noch nie eine Frau verführt, für deren Schutz ich zuständig war. Das ist ein Unterschied, verstehen Sie?«
Edwards nickte. »Ich verstehe, Sir. Die Grenzen sind allerdings fließend.«
»Nicht so fließend, dass sie Ihnen entgehen, hoffe ich.«
»Nein, Hoheit.«
»Gut. Dann überschreiten Sie die Grenzen nicht, solange Sie hier sind. Und ansonsten? Fühlen Sie sich wohl? Soll ich die Diener veranlassen, Ihnen irgendetwas zu schicken?«
»Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich bin in einem Gemach voller blauer und gelber Blumen untergebracht. Das ist, als hätte man den Garten direkt im Haus. Zuerst fand ich es albern und zu feminin, aber inzwischen habe ich Gefallen daran gefunden.«
Castleford kannte dieses Gemach nur allzu gut. Er hasste es.
Er sah Edwards noch einmal prüfend an und suchte nach Zeichen von Selbstgefälligkeit oder verborgener Heiterkeit, die darauf hindeuteten, dass dieser seinen Landaufenthalt tatsächlich über die Gebühr genoss. Er wollte nicht, dass Schuldgefühle wegen Miss Johnson seinen gerechten Zorn überlagerten, wenn er Daphne wiedersah.
Er erhob sich. »Ich mache mich wieder auf den Weg. Gehen Sie jeden Tag ins Dorf,
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