Lady Daphnes Verehrer
Hoffnung gemacht hast«, fuhr Margaret fort. »Als Becksbridge starb, dachte ich, sein Sohn würde alles erben und mich von hier vertreiben. Zumindest habe ich damit gerechnet, dass der Pachtzins steigt und es keine finanzielle Unterstützung mehr gibt. Aber das wird wahrscheinlich trotzdem passieren, auch wenn dieser andere Verwandte das Cottage geerbt hat und mich weiter hier wohnen lässt.«
»Ich glaube nicht, dass Castleford dich Not leiden lassen wird.« Eigentlich stand es ihr nicht zu, Margaret solche Zusicherungen zu machen. Sie wusste ja nicht einmal genau, ob dieses Grundstück tatsächlich zu Castlefords Erbe gehörte. Nachdem Margaret eingestanden hatte, dass sie dank Becksbridges Wohlwollen hier lebte, war jedoch davon auszugehen. Becksbridge musste gespürt haben, dass Castleford mehr Mitgefühl zeigen würde als Latham jemals aufbringen konnte.
»Er ist ein Herzog. Vielleicht ist er so reich, dass er sich gar nicht mit mir beschäftigen wird«, sagte Margaret. »Vielleicht ist dieses Stück Land so klein, dass er es gleich wieder vergisst.«
»Kann schon sein.« Daphne bezweifelte es allerdings. Irgendwann würde der Dienstag kommen, an dem Castleford sich mit der Angelegenheit befasste. Es war wohl das Beste, wenn sie vorher mit ihm über Margaret und die Frauen auf den anderen beiden Ländereien sprach. Sie würde ihm nichts erklären müssen, da er angedeutet hatte, dass er bereits seine Rückschlüsse in Bezug auf sie vier gezogen hatte.
Margaret stand auf und ging ans Fenster, um es zu öffnen. Es war Mitte August, aber abends wurde es bereits frisch, und als die kühle Luft hereinwehte, zog Margaret ihr gestricktes Schultertuch fester um sich.
»Es ist so ruhig«, sagte sie leise. »Zu ruhig. Ich hätte dich nicht ermuntern sollen, ausgerechnet jetzt zu kommen. Es hätte noch warten können.«
»Ich wollte kommen! Um dich zu sehen. Ich musste wissen, ob mein Verdacht richtig ist, dass uns ein Stück Vergangenheit verbindet. Ich hätte mir denken müssen, dass deine Freundlichkeit mir gegenüber kein Zufall war, aber ich muss gestehen, es hat Jahre gedauert, bis ich mir überhaupt Gedanken darüber gemacht habe.« Sie hielt inne. »Und ich wollte mich davon überzeugen, dass es dir gut geht; dir und den Nachbarn, die ich lieb gewonnen habe. Und den Foresters. Ich musste sie besuchen und mich vergewissern, dass ihr Dorf nicht im Zuge der Unruhen niedergebrannt wurde oder dergleichen.«
»Ich kenne diese Leute, Daphne. Sie alle haben sich verpflichtet, friedlich zu sein. Es sind nicht nur Nachbarn darunter, sondern teilweise auch Verwandte von mir und einige meiner besten Freunde. Es sollte alles gut verlaufen bei der morgigen Kundgebung.«
Ja, es sollte alles gut verlaufen. Dennoch lag Aufruhr in der Luft und spiegelte sich in den Mienen der Männer. Aber auch Frauen würden nach Manchester marschieren. Margaret hatte ihr geschildert, dass einige Frauen in der Arbeiterschaft äußerst aktiv geworden waren und eigene Vereine gegründet hatten, um Versammlungen abzuhalten. Und morgen würde eine Frau sogar zu der Menge sprechen.
Margaret zog ihr Schultertuch noch enger um sich und schaute hinaus in die Nacht. »Es ist so ruhig«, murmelte sie abermals.
Sehr ruhig. Als hielte die ganze Welt in gespannter Erwartung den Atem an.
Castlefords Sorge wuchs, als er am nächsten Morgen auf Manchester zuhielt. Er ritt an vielen Leuten vorbei, von denen die meisten zu Fuß und andere mit Fuhrwerken unterwegs waren. Allein die Menge der Menschen deutete auf ein außergewöhnliches Ereignis hin. Sie bewegten sich auf die Stadt zu, und ihre Mienen verrieten den Ernst ihres Anliegens. Sie trugen ihre besten Kleider, als wollten sie in die Kirche.
Seine Instinkte reagierten dennoch. Er war alarmiert und auf der Hut, als würde seine Seele Gefahr wittern. Er zog zwar Blicke auf sich, die nicht freundlich waren, aber niemand sagte oder tat etwas, das gegen ihn gerichtet war.
Es waren auch nicht die Leute, die ihn so wachsam machten wie ein Tier in einem fremden Wald, sondern eher die Stimmung, die über allem hing. Sie kündete von Gefahr und schweren Entscheidungen und von Männern, die widerwärtige Dinge tun mussten, weil es keine andere Wahl gab.
Es erinnerte ihn zu sehr an diesen Abend in Frankreich. Daran, in Geschehnisse verwickelt zu sein, die eine unerwartete Wendung genommen und folgenreichere Maßnahmen von ihm verlangt hatten, als er je für möglich gehalten hätte. Fordert mich nicht
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