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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Geistlicher werden wollte. Mein Vater hatte ihn ja bereits im zartesten Alter für die Kirche ausersehen, und Tom war bislang auch ganz zufrieden mit seinem Schicksal. Aber in letzter Zeit kommt er mir doch sehr verändert vor.«
    »Glaubst du, er könnte seinen Beruf aufgeben wollen?«
    »Schwer zu sagen. Frömmelei und Mildtätigkeit haben ihm ja immer schon zugesagt.«
    »Er ist ein guter Mann«, sagte Helene vorwurfsvoll.
    »Ganz recht.« Rees wirkte unbeeindruckt. »Ein sehr viel besserer als ich.«
    »Du bist auch ein guter Mann«, versicherte sie und hakte sich bei ihm ein. Dann schaute sie zu ihm auf und stellte fest, dass er beifällig grinste.
    »Spricht da mein zänkisches Weib? Mein Weib? Wer bist du überhaupt? Eine Fremde hat deinen Platz eingenommen!«
    »Na gut«, erwiderte sie lächelnd. »Du bist ein schrecklicher Mensch, der zuweilen seine lichten Augenblicke hat. Meistens am Klavier.«
    »Ich bin aber lernfähig«, versicherte er. »Und ich habe noch viel zu lernen.«
    »Wie meinst du das?« Sie näherten sich einer langen Hecke, hinter der die Klänge eines Orchesters zu hören waren, das eben die Instrumente stimmte.
    »Sie spielen Händel«, sagte Rees und führte Helene zu einer Lücke in der Hecke, die von einem Bogen überwölbt war, »der sich vermutlich ob der scheußlichen Klänge in seinem Grabe umdreht. Ich fürchte, auf diese Weise wird es das Vauxhall-Orchester wohl kaum zu Ruhm bringen.«
    »Aber was hast du mit dem Lernen gemeint?«, beharrte Helene. »Meinst du in Bezug auf Musik?«
    »Nein«, erwiderte er lediglich. Und schien sich nicht weiter darüber auslassen zu wollen.
    Helene ließ es geschehen, dass er sie auf eine Marmorbank vor dem Denkmal zog. »Also wirklich, Rees, du bist so verschlossen!«, rief sie. »Was in aller Welt sollte diese Aussage bedeuten?«
    »Es geht um etwas, das Tom mir gesagt hat.«
    Rees machte es sich auf der Bank gemütlich. Die Muskeln seiner Schenkel zeichneten sich deutlich unter seinen weichen Pantalons ab, die Arme hatte er bequem auf die Lehne gebreitet. Helene sah auf seine Beine und rasch wieder fort. Der Anblick – und die Erinnerung daran, wie er beinahe unbekleidet vor ihr auf der Lichtung gestanden hatte – machte sie hitzig und kribbelig.
    »Ja?«, sagte sie, um ihn zum Fortfahren zu ermutigen. Leider fiel ihr Blick nun auf seine Hände, und sie erinnerte sich, wie seine Finger auf ihrer Brust gelegen hatten, wie er seinen Kopf darüber gebeugt und sie – beinahe – ehrfürchtig liebkost hatte. Sie rutschte verlegen auf der Bank herum. Es war demütigend, sich auf die tägliche Erfüllung der ehelichen Pflichten auch noch zu freuen. In welchem Wahn war sie denn befangen?
    »Nun?«, fauchte sie, plötzlich gereizt. »Entweder du lernst etwas oder nicht. Heraus mit der Sprache!«
    Er drehte ihr sein belustigtes Gesicht zu. Seine Grübchen traten deutlich hervor, und ein Lachen saß in seinen Augen. Andere mochten sein Antlitz ausdruckslos nennen, doch sie …
    Helene holte tief Luft. »Rees?«, drängte sie.
    »Mein Vater hat seine Söhne in zwei Kategorien eingeteilt«, sagte er schließlich und ließ den Kopf nach hinten sinken, blickte zu dem Gewirr der schwarzen Zweige auf. »Ich war der Sünder, und Tom war der Heilige.«
    »Das scheint mir doch eine recht treffende Einschätzung deines Vaters zu sein«, sagte Helene ein wenig bissig.
    »Ja, aber ich beginne allmählich zu glauben, dass ich weniger verkommen bin, als er dachte. Ich finde das eigentlich recht langweilig, Helene.«
    »Was – die Sünde?«, fragte sie ungläubig.
    »Ja, die Sünde. Und Tom, glaube ich, findet das fromme Leben zunehmend langweilig.«
    »Nun, ich vermag nicht zu erkennen, dass du dein Leben langweilig findest!«, äußerte Helene scharf – und wünschte sofort, sie hätte den Mund gehalten. Rees musterte sie mit forschendem Blick, also widmete sie sich der eingehenden Betrachtung von Händels marmornen Stiefeln.
    »Ich finde das Zusammensein mit dir in keinster Weise langweilig«, gestand er unvermittelt.
    Sie unterdrückte ein Grinsen. »Wir
sündigen
ja auch nicht.«
    »Genau«, bestätigte er. Und begann mit den feinen Härchen in ihrem Nacken zu spielen.
    Helene sah starr geradeaus. Sie konnte ihm jetzt nicht in die Augen schauen.
    Rees stand auf. Als habe er nicht gerade etwas gesagt, das eine ganze Welt auf den Kopf stellte, schlug er in gelassenem Ton einen Spaziergang vor.
    Helene erhob sich und nahm seinen Arm. Eine Weile spazierten sie

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