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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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rascher Atemstöße mündete, die wie die schönste Musik klangen, die er jemals gehört hatte, ein Potpourri von »Rees! Nein! Ja!« und »Oh, oh …« und schließlich: »Rees!« Und sie bäumte sich ein letztes Mal auf, zitterte in seinen Armen. Rees vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Selbstverachtung stritt nicht länger gegen Leidenschaft, sondern ein sehr viel zarteres und leicht erschreckendes Gefühl gewann die Oberhand.
    Für Helene war es, als ob ein Crescendo – eine Fanfare von Trompetenstößen – die süßen, säuselnden Töne einer Komposition aufgriff und sich zu klaren, freien Klängen emporschwang. Der Klang erfüllte sie bis in die Fingerspitzen, wieder und wieder, und die Musik rauschte über ihrem Kopf, bis sie wie verloren in seinen Armen lag und Rees’ warmer Körper den einzigen Halt in einer sich drehenden Welt bildete.
    Der Earl von Mayne, der kurz zuvor um die Wegbiegung geschaut hatte, erkannte im Mondschein sogleich Helenes Haar und ihren schlanken, schimmernden Schenkel. Und mit einem bitteren Stich in der Brust erkannte er, dass seine Helene,
seine
Gräfin, wie er sie bereits bei sich nannte, in den Armen ihres Ehemannes lag.
    Des Ehemannes, mit dem sie angeblich nur eine Freundschaft verband.
    Er drehte sich lautlos um und schritt so rasch davon, dass sein Umhang loses Laub aufwehte, das sich in wirbelnden Spiralen wieder zu Boden senkte.
    Aufrichtigkeit wurde stets überbewertet.
    Zorn hingegen – für Zorn sprach so einiges. Zorn durchströmte ihn mit dunkler Unausweichlichkeit und hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Sie war auch nur eine Frau wie all die anderen: treulos und unaufrichtig. Sie verstand auch nicht mehr von den Beziehungen zwischen Mann und Frau als alle anderen Weiber.
    Nein, es war schlimmer. Offenbar suchte sie den Genuss, wo sie ihn nur finden konnte. Bot der Gesellschaft das Bild der ehrbaren Ehefrau, während sie sich heimlich ins Haus ihres Mannes zurückschlich, um Aufmerksamkeiten zu genießen, die er seiner Geliebten anscheinend nicht gönnte.
    Mit einer gewissen objektiven Distanz stellte Mayne fest, dass er vor Wut zitterte. Du hast ein wenig die Beherrschung verloren, redete er sich ein.
    Es ist doch bloß ärgerlich, weiter nichts.
    Sie war eine Frau … ein Weib eben. Nichts Neues für ihn. Und wenn sie doppelzüngiger war als viele andere, mit denen er geschlafen hatte, warum sollte er sich deswegen grämen?
    Mayne hatte fast den Chinesischen Pavillon erreicht, als er Lady Felicia Saville erblickte, die fächerwedelnd auf ihn zutänzelte und in ein Gespräch mit einer ihrer törichten Freundinnen vertieft war. Lady Felicia Saville war aus zwei Gründen stadtbekannt: wegen ihrer unglücklichen Ehe und wegen ihrer losen Zunge.
    Er glitt auf sie zu wie ein lauernder Panther.
    »Oh, Mayne!«, rief Felicia, als sie in Rufweite waren. »Ihre Schwester erwartet Sie im Pavillon!« Doch Mayne glitt mit einem beziehungsreichen Blick auf sie zu, den er ihr noch nie gegönnt hatte. Felicia schluckte nervös. Konnte es denn sein, dass Mayne – Mayne! – endlich beschlossen hatte, sich ihr zu nähern? Sie hatte ja schon fast die Hoffnung aufgegeben, hatte sich damit abgefunden, dass seine Geliebten einen exklusiven Zirkel bildeten, zu dem sie keinen Zutritt hatte.
    Sie wandte sich an ihre Freundin Bella. »Darling«, wisperte sie hinter ihrem Fächer, »könntest du mich bei der Gesellschaft im Pavillon entschuldigen, bitte? Tust du mir den Gefallen?«
    Bella sah sie kritisch an und dann den Earl, der sich mit einem leisen Lächeln auf seinen schönen Lippen näherte.
    »Nur, wenn du mich gleich morgen früh besuchst!«, sagte sie und wedelte so heftig mit dem Fächer, als hätte sich unversehens ein tropisch-schwüler Wind in London erhoben.
    »Aber natürlich«, versicherte Felicia. Sie senkte ihren Fächer und lächelte Mayne an. Er schien gar nicht zu merken, wie langsam Bella fortging. Sie wollte natürlich sehen, auf welche Weise er ihre Freundin begrüßte.
    »Es kommt mir vor, als sähe ich Sie heute zum ersten Mal«, begann Mayne. »Gehen wir doch ein Stück, Felicia!«
    »Auf dem ›Lovers’ Walk‹!«, kicherte sie. »Ach du liebe Zeit!«
    Doch er drückte ihr Kinn hoch und streifte ihre Lippen in einem flüchtigen Kuss. »Nur, wenn Sie es wirklich, wirklich wollen.«
    Mayne fand es recht enttäuschend, dass die doppelzüngige Gräfin und ihr teuflischer Ehemann nicht mehr auf der Bank saßen, sondern fortgegangen waren und daher

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