Lady Ilianas lustvolles Spiel
dachte sie, als er sich umdrehte und seine Tochter aufgebracht anfunkelte.
„Jawohl, aufgeräumt. Iliana und die Frauen schuften seit drei Tagen bis zum Umfallen. Also genauso lange, wie ihr euch nutzlos in den Wäldern herumgetrieben habt.“ Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort: „Es könnte dir nicht schaden, hier zu bleiben und dir das eine oder andere abzuschauen. Dein Verlobter wird nicht erfreut sein, eine Gemahlin zu bekommen, die von der Hauswirtschaft nichts versteht.“
„Gemahlin!“ Wutschnaubend griff Seonaid nach einem Humpen Ale. „Ihr wisst sehr gut, dass ich das niemals werde, Vater!“
„Ich weiß gar nichts.“
Plötzlich herrschte Stille an der Haupttafel, und alle verfolgten gespannt den Streit.
„Was wollt Ihr damit sagen?“ fragte sie misstrauisch.
Laird Angus kaute grimmig an seinem Käse und schluckte ihn herunter, ehe er antwortete. „Es ist abgesprochen, Lord Rolfe hat mich überzeugt. Am Morgen nach der Hochzeit haben wir den Entschluss gefasst. Er ist an jenem Mittag aufgebrochen, um den widerstrebenden Bräutigam zurückzuholen.“
„Wie bitte? Aber ich dachte ...“ Sie verstummte. Offensichtlich hatte sie sich von dem Gespräch ihres Vaters mit Lord Rolfe etwas anderes versprochen. Seonaid sah aus, als habe man ihr eine Ohrfeige versetzt.
Duncan seltsamerweise auch, wie Iliana neugierig feststellte. Ihr Gemahl hatte doch genau wie alle anderen gewusst, wann der Bischof und Lord Rolfe abgereist waren. Sie konnte sich das nur so erklären, dass Duncan seitdem nicht mehr mit seinem Vater gesprochen hatte und folglich den Ausgang ihres Gesprächs nicht kannte. Aber wie auch, sagte sie sich. Er war ja nie da und unterhielt sich mit niemandem. Gleich in aller Frühe verließ er die Burg und kam nur pünktlich zu den Mahlzeiten nach Hause. Abends kehrte er dann so spät zurück, dass die meisten anderen schon schliefen.
„Du weißt genau, was ich meine“, lautete die ruhige Antwort des alten Mannes. „Du verkümmerst hier, und dem werde ich ein Ende bereiten. Deine Aufgabe ist es, Kinder in die Welt zu setzen. Es wird höchste Zeit, dass wir welche zu sehen bekommen.“
„Ihr wollt mich diesen ... diesen Engländer heiraten lassen?“ Es klang, als sei das die schlimmste Beleidigung, die ihr einfiel.
„Ich will, dass du heiratest. “
Iliana hielt den Atem an, trotzdem war sie nicht vorbereitet auf das, was nun geschah. Seonaid sprang auf und kippte dabei absichtlich den Tisch um. Zinnkrüge und Humpen fielen mit lautem Klirren auf den Steinfußboden. „Nun, ich werde diesen Bastard nicht heiraten!“ schrie sie wütend, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stürzte aus dem Raum.
Wieder senkte sich Stille über die Halle. Schließlich erhob Duncan sich langsam und sah Iliana dabei vorwurfsvoll an. Als ob Seonaids Zornesausbruch meine Schuld wäre, dachte sie ungläubig, als er seiner Schwester folgte.
Aelfread und Allistair seufzten schwer und verzogen sich ebenfalls. Angus stellte den Tisch wieder auf und sammelte mit der Hilfe der anderen Männer die Krüge und Humpen ein. Danach ließ er sich auf seinen Platz neben Iliana fallen und wartete geduldig, bis Giorsal einen neuen Krug Ale aus der Küche gebracht hatte.
„Ich muss mich für das Benehmen meiner Tochter entschuldigen“, meinte er schwerfällig, während er erst Ilianas und dann seinen eigenen Humpen wieder auffüllte. „Wahrscheinlich hat sie geglaubt, sie könnte für immer unvermählt bleiben. Nicht ganz ohne Grund, übrigens.“
Iliana nickte stumm; sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
„Ich habe ihr viele Freiheiten gelassen, als sie aufwuchs“, fuhr er fort. „Ehrlich gesagt, liegt es aber nicht daran. Ich habe es vielmehr versäumt, sie beizeiten an die Hand zu nehmen. Ich fürchte, ich habe sehr vieles vernachlässigt in all den Jahren. Auf jeden Fall ist sie auf diese Heirat unzureichend vorbereitet. Ihr würde jede Hilfe gut tun, die Ihr meiner Tochter angedeihen lassen könntet auf dem Weg, eine wirkliche Lady zu werden.“
Iliana glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Er bat sie tatsächlich, seine Tochter in hausfraulichen Tätigkeiten zu unterweisen! Diese Vorstellung war alles andere als verlockend. Soweit sie Seonaid mittlerweile einschätzen konnte, fehlten ihr nicht nur ein paar Kenntnisse in dieser Hinsicht - sie gingen ihr vollständig ab! „Wann soll die Hochzeit denn stattfinden?“ erkundigte sie sich besorgt.
„Sobald der Mann hergebracht werden
Weitere Kostenlose Bücher