Lady Ilianas lustvolles Spiel
kann. In einem Monat vielleicht.“
„In einem Monat?“ entfuhr es ihr entsetzt. Iliana griff nach ihrem Humpen und leerte ihn fast bis zur Hälfte.
Angus beobachtete sie und zog eine Augenbraue hoch. „Ihr habt einen gesunden Durst, Mädchen. Man sagt, unsere Braumeisterin macht das beste Ale in ganz Schottland. Ihr scheint dem zuzustimmen, nicht wahr?“
„Ja, es ist sehr gut“, murmelte sie und zwang sich zu einem Lächeln, während sie mehr zu sich selbst hinzufügte: „Schade, dass man das vom Essen nicht behaupten kann.“
Angus nickte. „Es stimmt schon, dass der Koch die Dinge im Lauf der Jahre etwas hat schleifen lassen. Sein Vater war hier Koch, als Lady Muireall, meine verstorbene Frau, noch am Leben war. Sie hatte ihn fest im Griff. Aber nach ihrem Tod Er zuckte mit den Schultern. „Wir alle haben die Dinge schleifen lassen.“ Eine Weile schwieg er, tief in Gedanken versunken. Dann gab er sich einen Ruck und sah Iliana an. „Vielleicht könntet Ihr ihn ja dazu bringen, etwas einfallsreicher zu kochen?“
„Ja, vielleicht.“ Iliana erhob sich. „Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich möchte gleich jetzt ein Wörtchen mit ihm reden.“ Entschlossen machte sie sich auf den Weg in die Küche.
„Bisher hat sich noch niemand bei mir beklagt. Der Laird scheint sehr zufrieden mit meiner Arbeit zu sein.“
„Er selbst hat mich gebeten, mit dir zu reden“, teilte Iliana dem Mann mit.
Der Koch sah sie nur wütend an und spuckte dann auf den Fußboden, wobei er nur knapp den Saum ihres Kleides verfehlte.
Iliana zählte innerlich bis zehn und überlegte, wie sie mit dem Mann wohl fertig werden sollte. Schon bei den wässrigen Eintöpfen, die er die letzten drei Tage aufgetischt hatte, war ihr klar gewesen, dass sie bezüglich des Kochs etwas unternehmen musste, doch sie hatte das ganz unten auf ihre Liste der Prioritäten gesetzt, irgendwo zwischen Putzen und Tünchen der großen Halle. Nun war die Halle fertig, bis auf ein paar Wandbehänge, die sie abends vor dem Kamin säubern konnte. Der Zeitpunkt war also gekommen, sich einmal den Koch vorzunehmen.
Er war klein, hatte pechschwarzes Haar und den Umfang einer Tonne. Alles an ihm war rund, selbst seine Wangen. Iliana konnte nur vermuten, dass er für sich selbst etwas Besseres kochte als für die anderen, oder dass sein Gaumen weniger kritisch war. Auf jeden Fall aber mangelte es ihm an Höflichkeit und Respekt vor seiner neuen englischen Herrin. Seit sie die Küche betreten hatte, war mit ihm nicht zu reden gewesen. Zum einen hatte er nicht den Anstand besessen, seine Tätigkeit zu unterbrechen und sich anzuhören, was sie ihm zu sagen hatte, und zum anderen spuckte er andauernd auf den Boden.
Eine scheußliche Angewohnheit. Vor allem in der Küche, wo das Essen zubereitet wird, dachte sie angewidert.
„Nun gut“, meinte sie schließlich. „Wenn es dir zu mühselig ist, mit mir über deine Pflichten zu reden, dann werde ich sie eben jemand anderem übertragen.“ Sie bemerkte noch das flüchtige ungläubige Aufflackern in seinen Augen, ehe sie sich zum Gehen wandte.
„Das könnt Ihr nicht machen! Ich tue diese Arbeit schon mein ganzes Leben lang, und davor hat sie mein Vater getan. Ihr könnt mich doch nicht einfach ersetzen!“
Wie es schien, hatte sie nun endlich seine Aufmerksamkeit errungen. Sie blieb an der Tür stehen und drehte sich mit gespielter Überraschung zu ihm um. „Aber gewiss kann ich das, Dunbar.“
„Cummin“, murmelte er widerwillig. „Elgin Cummin. Meine Mutter war eine geborene Dunbar. Mein Vater hat sie geheiratet, nachdem er seine Stelle hier angetreten hatte.“
„Also gut, Elgin Cummin. Der Laird hat mir freie Hand dabei gelassen, für Recht und Ordnung in meinem neuen Zuhause zu sorgen.“ Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber für Spitzfindigkeiten war jetzt nicht die Zeit. Grimmig sah sie nun auch die anderen an, die sich in der Küche befanden. Der Küchenjunge und die Bediensteten, einschließlich Giorsal, wurden still unter ihrem Blick. „Das bedeutet, ich kann entlassen oder behalten, wen ich will.“ Sie wandte sich wieder an den Koch. „Das gilt auch für dich. Als ich herkam, hatte ich es nicht vor, doch wenn du nicht einmal mit mir über die Sache reden willst, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich zu ersetzen.“ „Aber ich will doch mit Euch reden! Reden ist immer gut!“ Der Mann sah jetzt eindeutig verzweifelt aus. Das überraschte Iliana nicht sonderlich.
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