Lady Ilianas lustvolles Spiel
Das Amt des Kochs brachte viel Ansehen und auch eine Menge Vergünstigungen mit sich. Außerdem hatte er sicher nur diesen Beruf erlernt und nichts anderes. Die Frage war nur, wie gut er ausgebildet worden war.
„Kannst du kochen?“ fragte sie ihn unverblümt.
Er war sichtlich in seinem Stolz verletzt und streckte die Brust heraus. „Jawohl! Mein Vater war der beste Koch in ganz Schottland. Das hat Lady Muireall gesagt, und er hat mir alles beigebracht, was er wusste.“
„Hat er dir auch beigebracht, deinem Laird altbackenes Brot und steinharten Käse aufzutischen?“
Er schien in sich zusammenzufallen; Schamesröte stieg ihm in die Wangen. „Nein.“
Iliana betrachtete ihn mit ernster Miene. „Dann wird das auch nicht wieder Vorkommen. Was hast du dir für das heutige Abendessen ausgedacht?“ Sie hatte bereits den Inhalt des großen Kessels auf dem Feuer erspäht. Er sah aus wie ein Aufguss des Eintopfs, den es seit ihrer Ankunft jeden Abend gegeben hatte - ein wässriges, geschmackloses Zeug.
Besorgt sah der Koch zum Kessel hinüber, dann wandte er sich wieder hilflos Iliana zu. „Wir haben keine Gewürze.“
Sie runzelte die Stirn. „Gar keine?“
„Nein. Seit dem Tod von Laird Angus’ Frau hat es hier keine Burgherrin mehr gegeben.“
Das verwunderte sie nicht. „Gibt es hier denn nicht einmal einen Kräutergarten?“
„Lady Muireall hatte einen, aber nach ihrem Tod ist er verwildert.“
„Ich verstehe.“ Iliana dachte angestrengt nach. Sie würde sich sofort den Garten ansehen müssen. Es war bereits Juni. Neue Kräuter mussten so schnell wie möglich angepflanzt werden, wenn sie noch etwas von ihnen haben wollte. Vorgezogene Pflanzen waren zwar sehr teuer, dennoch kam sie wohl 'nicht darum herum. „Wann kommt der Kräutermann?“
„Gar nicht. Er hat hier schon seit Jahren nicht mehr Halt gemacht. Laird Angus war nie da, um ihm etwas abzukaufen.“ Plötzlich meldete Giorsal sich zu Wort. „Er ist heute Morgen hier vorbeigekommen. Ich habe gehört, wie einer der Männer es dem Laird berichtet hat. Er war auf dem Weg nach Innes.“ „Innes?“
„Das ist der Besitz der Mclnnes. Sie sind unsere Nachbarn“, erklärte der Koch bedrückt. „Nach dieser Reise wird er erst wieder in ein paar Monaten hier in der Gegend sein. Er muss eine große Runde machen und kommt nur vier Mal im Jahr hier vorbei. Ohne Kräuter und Gewürze kann ich aber kein schmackhaftes Essen zubereiten!“
Er schien große Angst zu haben. Offenbar hatte er sie beim Wort genommen und befürchtete nun, seine Stellung zu verlieren, wenn er kein schmackhaftes Essen auftischte. Dabei konnte Iliana es ihm nicht einmal verübeln, dass alles fade schmeckte, wenn er keine Gewürze hatte. Was sie jedoch nicht hinnehmen wollte, waren abgestandene Speisen und Reste. Sie wollte ihm das eben klar machen, überlegte es sich dann jedoch anders. Sollte er doch glauben, dass sie eine strenge Herrin war. Angst war kein schlechter Ansporn.
Sie wandte sich wieder zur Tür. „Ich werde Laird Angus bitten, dass einer seiner Leute dem Mann nachreitet. Vielleicht kommt er ja zurück, wenn er die Aussicht hat, hier etwas verkaufen zu können.“
Unglücklicherweise war Argus nirgends zu sehen, als sie den Außenhof betrat. Widerstrebend sah sie zu Duncan hinüber, der gerade mit dem Stallmeister sprach. In den letzten drei Tagen hatten sie sich mehr oder weniger ignoriert, und daher war sie nicht eben begeistert, jetzt auf ihn zugehen zu müssen, aber sie benötigten nun einmal dringend Gewürze.
Sie atmete tief durch und trat zu ihm. „Mein Gemahl?“ Sie sah, wie er erstarrte und sich dann langsam mit ausdrucksloser Miene, zu ihr umdrehte. Iliana wand sich innerlich, trotzdem zwang sie sich, fortzufahren. „Ist ... ist Euer Vater in der Nähe?“ '
Duncan hatte bereits gesehen, dass seine Frau in den Außenhof gekommen war, und befürchtet, sie würde sich ihm nähern. Denn er wusste nicht, wie er mit diesem Weib umgehen sollte. Sie verweigerte ihm seine ehelichen Rechte, hatte ihm gesagt, dass er stank, und nun wirbelte sie wahllos durch sein Zuhause und putzte und veränderte alles. Was sollte ein Mann nur mit so einer Frau anfangen?
Hätte es sich um ein ganz alltägliches Problem gehandelt, wäre er sicher zu seinem Vater gegangen, um sich einen weisen Rat von ihm zu holen, aber in diesem Fall war das unmöglich. Er wollte verdammt sein, wenn er auch nur einem Menschen die demütigende Tatsache verriet, dass er die Ehe
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