Lady Ilianas lustvolles Spiel
noch immer nicht vollzogen hatte, da sie weiterhin den Keuschheitsgürtel trug.
Zudem schien sein Vater von dem Frauenzimmer recht angetan zu sein. Er war sehr erfreut, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hatte, für Ordnung und Sauberkeit im Bergfried zu sorgen. Das Ergebnis verwirrte Duncan, der beim Tod seiner Mutter erst fünf Jahre alt gewesen war, zu jung also, um sich daran zu erinnern, wie es auf Dunbar zu ihren Lebzeiten ausgesehen hatte. Er kannte es nur so, wie es immer gewesen war bis zu dem Tag, als seine Braut eingetroffen war. Für alle war es gut genug gewesen, nur nicht für seine Gemahlin - und neuerdings offenbar auch nicht mehr für seinen Vater. Es hatte fast den Anschein, als hätte sie ihn verhext. Sie hatte ihn sogar zum Lächeln gebracht. Und durch ihre Anwesenheit war er auch zu dem Schluss gekommen, dass Seonaid ihren Engländer heiraten sollte - den Mann, dem er zuvor nur Übles nachgeredet und den er stets nur den „Sassenach-Abschaum“ genannt hatte! „Mein Gemahl?“
Duncan verzog das Gesicht. „Was wollt Ihr?“ Er hörte, wie Iliana bedrückt seufzte. Was konnte sie schon bedrücken? Er war doch derjenige, dem seine Rechte verweigert wurden! „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Weib“, knurrte er, zwang sich aber dann vor dem Stallmeister zu einem Lächeln. „Braucht Ihr etwas?“
„Ich habe gehört, dass der Kräuterhändler heute Morgen über unser Land gezogen ist.“
„Ja.“
„Nun, wir haben keine Kräuter und Gewürze, und ich frage mich, ob es wohl möglich ist, ihm einen Boten nachzusenden, damit der ihn bittet, hier Halt zu machen, ehe er weiterzieht“, erwiderte sie.
Duncan schüttelte den Kopf. Also noch eine Neuerung, die sie einführen wollte. Und eine kostspielige Neuerung noch dazu. „Wir brauchen keine Gewürze. Und ich werde keinen meiner Männer einen so nutzlosen Gang tun lassen, das wäre die reine Verschwendung. “
Iliana wollte widersprechen, aber er drehte sich um und ließ sie einfach stehen.
Eine Stunde später ging Duncan quer durch den Außenhof auf den Bergfried zu, als der Stallmeister aufgeregt herbeieilte. „Me Laird! Dem Himmel sei Dank! Ich habe schon die ganze Zeit nach Euch gesucht und Euch nirgends gefunden!“
„Was ist denn, Rabbie?“ fragte Duncan stirnrunzelnd.
„Eure Gemahlin, Me Laird! Gleich, nachdem Ihr uns verlassen habt, ist sie fortgeritten!“
„Fortgeritten? Was meinst du damit? Wohin?“
„Dem Kräuterhändler hinterher! Ganz allein!“
Fluchend wandte Duncan sich den Stallungen zu. „Törichtes Weib! Sie kennt dieses Land und seine Gefahren nicht. Ich bezweifle sogar, ob sie überhaupt weiß, in welche Richtung sie zu den Mclnnes’ reiten muss.“
„Ich habe sie ihr gezeigt“, gab Rabbie widerstrebend zu. Als sein Laird ihn wütend anfunkelte, zuckte er hilflos mit den Schultern. „Sie hat es mir befohlen. Immerhin ist sie jetzt die Burgherrin. Ich habe versucht, ihr das auszureden, aber sie ist verdammt eigensinnig.“
Mit finsterer Miene trat Duncan in den Stall, um sein Pferd zu holen. Wenig später preschte er aus dem Burghof.
Schottland war zwar ein wildes und schönes Land, aber es war schwer, sich zurechtzufinden. Fest entschlossen, sich die dringend benötigten Gewürze zu holen, hatte Iliana zuversichtlich die Burg verlassen. Der Stallmeister hatte ihr gezeigt, in welcher Richtung das Land der Mclnnes’ lag, und sie war der Meinung gewesen, dass sie es mühelos finden würde. Das hatte sich als Irrtum erwiesen. Sie war nun schon fast eine Stunde unterwegs, und mittlerweile war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob sie überhaupt noch in die richtige Richtung ritt. Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht wusste, wie sie zurück zur Burg gelangen sollte.
Iliana hielt ihr Pferd an und sah sich um. Rings umher gab es nichts außer Bäumen, grünen Hügeln und schroffen Felsabbrüchen. Alles sah gleich aus, und nichts kam ihr bekannt vor. Wie auch? Schließlich war sie fremd hier. Sie kam zu dem Schluss, dass es nichts brachte, wenn sie hier stehen blieb, und trieb ihr Pferd wieder an. Doch nach einer weiteren Stunde blieb ihr nichts anderes übrig, als erneut Halt zu machen und sich ratlos umzusehen.
Kaum hatte sie ihr Pferd zum Stehen gebracht, sprangen ein paar Männer aus den Kronen der umstehenden Bäume. Sie stieß einen Schreckenslaut aus, doch im selben Moment musste sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem Pferd schenken, das voller Panik zu steigen begann. Ehe sie es jedoch wieder
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