Lady Ilianas lustvolles Spiel
unter Kontrolle bekommen konnte, griff einer der Männer nach seinen Zügeln und hielt es fest. Er murmelte beschwichtigend auf das Tier ein und betrachtete Iliana dabei neugierig.
Beunruhigt nagte Iliana an ihrer Unterlippe und ließ den Blick über die Männer schweifen. Es waren insgesamt sechs. Große, grimmig aussehende Männer, die sie höchst unfreundlich musterten. Ob sie wohl von Innes stammten? Sie konnte es nur hoffen.
Der Mann, der ihre Zügel hielt, sagte etwas auf Gälisch zu ihr, und Iliana runzelte die Stirn bei diesen Worten, die für sie wie Kauderwelsch klangen. Sie zwang sich zu einem höflichen Lächeln. „Ich bedauere es zugeben zu müssen, aber ich beherrsche Eure Sprache leider noch nicht.“
Schweigend ließ er ihren Akzent auf sich einwirken. „Eine Sassenach?“ murmelte er schließlich.
„Jawohl“, erwiderte sie ruhig. „Ich bin Iliana of Wildwood, die Gemahlin von Duncan Dunbar. Und Ihr seid, wie ich hoffe, vom Clan der Mclnnes’?“
Die Männer tauschten überraschte Blicke, dann nickte ihr Sprecher bedächtig. „Wenn Ihr von Dunbar seid, warum reitet Ihr dann ganz allein? Und was sucht Ihr auf Innesland?“
Also stammten sie tatsächlich von Innes. Sie war doch in die richtige Richtung geritten. „Ich muss mich entschuldigen, ohne Einladung hergekommen zu sein, aber es ist sehr wichtig für mich. Ich bin erst seit wenigen Tagen auf Dunbar, und der Koch hat mir mitgeteilt, dass wir keine Kräuter haben.“ In kurzen Worten berichtete sie von ihrem Vorhaben, den Kräuterhändler zu bitten, auf Dunbar Halt zu machen. „Natürlich erst, nachdem er bei Euch gewesen ist“, fügte sie gewinnend lächelnd hinzu.
„Und dazu hat Dunbar seine Einwilligung gegeben?“ Der Mann machte ein zweifelndes Gesicht.
Iliana formulierte ihre Antwort mit Bedacht. „Nun ja, seht Ihr ... Mein Schwiegervater war gerade nicht auf der Burg, er hielt sich bei einem Kleinpächter auf. Und mein Gemahl behauptete, zu beschäftigt für so eine Aufgabe zu sein ... Falls Ihr versteht, was ich meine.“
„Ja.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Ihr meint, Ihr habt ihm nichts von Eurem Vorhaben gesagt.“
Iliana errötete leicht, zuckte aber nur mit den Schultern. Belustigt murmelte der Mann etwas auf Gälisch vor sich hin, dann setzte er sich in Bewegung und zog ihr Pferd am Zügel mit sich. Die anderen Männer folgten ihm. „Wir bringen Euch zu unserer Burg.“
Iliana hielt sich an der Mähne ihres Pferdes fest und betrachtete besorgt die schweigsamen, ernsten Männer in ihrem Gefolge. Sie hatten nicht ausdrücklich gesagt, dass sie zu den Leuten der Mclnnes’ gehörten. Und überhaupt - sie hatte sich nie danach erkundigt, ob sich die Dunbars gut mit ihren Nachbarn verstanden. Was war, wenn sie sich mit den Mclnnes’ im Krieg befanden?
Nun, sie würde es noch früh genug erfahren.
Es dauerte nicht lange, da tauchte eine Burg vor ihnen auf. Iliana atmete auf, denn das konnte nur die Burg der Mclnnes’ sein. Sie waren nicht lange genug unterwegs gewesen, um zu der Burg eines anderen Clans gelangen zu können. Sie wurde von ihren Gedanken abgelenkt, als sich einer der Männer aus ihrem Trupp löste und vorausritt. Wahrscheinlich, um die Neuigkeit von ihrer Ankunft zu verkünden.
Inzwischen hatten sie die Burgmauern erreicht. Sie wurde in den Außenhof geleitet, bis zu der Treppe, auf der der Burgherr und die Burgherrin bereits warteten, um sie zu begrüßen.
Ihrem freundlichen Lächeln nach zu urteilen, gab es wohl doch keine Fehde zwischen den Dunbars und den Mclnnes’. Iliana entspannte sich und lächelte, als ihr Pferd zum Stehen kam.
Lord und Lady Mclnnes mussten in den Fünfzigern sein. Der Mann hatte graues Haar, das mit Sicherheit einmal pechschwarz gewesen sein musste. Er war nicht sehr groß, aber gut gebaut, und wirkte recht anziehend. Iliana erwiderte kurz sein Lächeln und wandte sich dann seiner Gemahlin zu. Ihr Haar war mittelbraun mit ein paar vereinzelten grauen Strähnen darin. Auch sie war immer noch sehr hübsch.
Ein Mann war neben Ilianas Pferd getreten, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein.
„Mylady, es ist uns ein Vergnügen, Euch kennen zu lernen!“ Iliana drehte sich zu dem Mann mit der herzlich klingenden, fröhlichen Stimme um. „Lord Mclnnes.“ Sie knickste leicht. „Lady Mclnnes.“
„Wann hat die Hochzeit denn stattgefunden?“ erkundigte sich Lord Mclnnes neugierig.
„Vor drei Tagen.“
„Zu schade, dass wir sie verpasst haben.“ Lady Mclnnes
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