Lady Ilianas lustvolles Spiel
selbst. An Iliana schien doch mehr zu sein, als er anfangs gedacht hatte. Der kalte, zimperliche Eindruck, den sie zuerst auf ihn gemacht hatte, wollte nicht so recht passen zu diesem Mädchen, das auf der Suche nach Kräutern und Gewürzen ganz allein zu Pferd durch fremdes Land preschte. Vielleicht hielt sie ja noch die eine oder andere Überraschung für ihn bereit... nicht zuletzt unter ihrem verdammten Keuschheitsgürtel.
„Stimmt etwas nicht, Lady Dunbar?“
Als Iliana nicht reagierte und weiterhin die Bediensteten beobachtete, die im Zimmer beschäftigt waren, warf Adina Mclnnes ihrem Gemahl einen fragenden Blick zu. Er jedoch zuckte nur ratlos mit den Schultern.
Stirnrunzelnd wandte Adina sich erneut an die jüngere Frau. „Lady Dunbar?“
Bei dem eindringlichen Tonfall ihrer Gastgeberin schrak Iliana zusammen und sah sie besorgt an. Doch plötzlich verstand sie, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. „Ach, natürlich! Ich bitte um Verzeihung, ich bin es noch gar nicht gewohnt, dass man mich ,Lady Dunbar“ nennt.“ Sie errötete. „Das habe ich eben zum ersten Mal gehört.“
Lady Mclnnes entspannte sich und lachte. „Ja, es ist schon sehr seltsam, ein Leben lang denselben Namen gehabt zu haben und von einem Tag auf den anderen plötzlich einen neuen zu bekommen.“
„Das ist wahr.“
„Wäre es Euch vielleicht angenehmer, wenn ich Euch mit Eurem Vornamen anredete?“
„Oh ja, das wäre schön!“ stimmte Iliana sofort zu. „Bitte, nennt mich doch Iliana.“
„Ich heiße Adina und mein Gemahl Robert“, teilte Lady Mclnnes ihr mit. „Ihr schient eben sehr an unseren Bediensteten interessiert ... Iliana. Stimmt etwas nicht mit ihnen?“
„Oh nein, nein! Es ist nur ... Um ehrlich zu sein, mir fiel auf, wie wohl gekleidet sie sind.“ Wieder bestaunte sie die tadellos sauberen wollenen Umhangtücher der Bediensteten.
„Ach so“, gab Adina Mclnnes gedehnt zurück. „Dann fragt Ihr Euch sicher, warum Eure eigene Dienerschaft nicht so gut ausgestattet ist?“
Widerstrebend nickte Iliana.
„Nun, meine Liebe, lasst Euch gesagt sein, dass das nicht am mangelnden Geld liegt“, schaltete Robert Mclnnes sich ein. „Es ist ein wohl gehütetes Geheimnis, aber durch seine Schafe und die Plaids, die aus ihrer Wolle gewoben werden, ist Euer Gemahl ein reicher Mann.“
Iliana zog die Stirn kraus. „Aber warum sind seine Leute dann alle so schäbig gekleidet?“
Eine Weile sprach keiner, dann seufzte Adina auf. „Meine Liebe, es gibt da ein paar Dinge, die man den Schotten nachsagt - vielleicht habt Ihr schon davon gehört?“
Oh ja, das habe ich, dachte Iliana, aber das meiste war so wenig schmeichelhaft gewesen, dass sie es nicht wiederholen wollte. Also nickte sie nur stumm.
„Nun, da wäre vor allem das Vorurteil, dass die Schotten ... na ja, geizig sind.“ Sie lächelte ein wenig gequält und räusperte sich. „Was nicht stimmt.“
„Außer, was Duncan betrifft“, warf Robert Mclnnes belustigt ein.
Entsetzt fuhr Adina zu ihm herum. „Nein, mein Gemahl. Er ist einfach nur sehr sparsam!“
Robert lachte auf. „Reg dich nicht auf. Er ist mein Freund und nimmt es mir bestimmt nicht übel, wenn ich ihn geizig nenne. Und das ist er nun einmal!“ stellte er bestimmt fest. „Deswegen ist er ja auch so reich. Ich möchte wetten, dass er irgendwo einen ganzen Berg Goldstücke versteckt hat. Das kann gar nicht anders sein. Seine Plaids verkaufen sich wie getrocknete Kuhfladen im Winter. Wir selbst kaufen sie von ihm.“ „Und dann ist da auch noch das Geschäft mit seinen Schutztruppen“, murmelte Adina.
Verständnislos sah Iliana sie an. „Schutztruppen?“
Robert nickte. „Dunbar verfügt über einige der besten Krieger weit und breit. Und die Frauen sind äußerst fruchtbar und gebären reichlich Nachwuchs. Duncan vermietet die Männer sozusagen an Leute, die sie brauchen und es sich nicht leisten können, selbst welche fest einzustellen. Auch damit macht er ein Vermögen.“
Das alles musste Iliana erst einmal verarbeiten. Die Tatsache, dass Duncan und seine Männer sich Menschen zur Verfügung stellten, die Schutz brauchten, interessierte sie weniger als die, dass auf Dunbar tatsächlich gewerbemäßig Plaids hergestellt wurden. „Aber wenn die Leute die feinsten Plaids in der ganzen Umgebung weben, warum tragen sie dann alle wollte Iliana erneut fragen, verstummte aber, als Robert Mclnnes eine wegwerfende Handbewegung machte.
„Weil er sie alle verkauft,
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