Lady Ilianas lustvolles Spiel
einige andere Dinge kümmern. Wie er seine Frau verführen könnte, darüber würde er später nachdenken.
Iliana starrte mit trübem Blick auf das Essen vor sich und zwang sich, die Augen offen zu halten, denn sie wusste, dass sie etwas essen sollte. Sie hatte nicht nur das Frühstück, sondern auch das Mittagessen an diesem Tag ausfallen lassen, und sie hatte den ganzen Tag hart gearbeitet.
Dabei hatte sie fest vorgehabt zu essen, sie hatte sich sogar mit den anderen zu Tisch gesetzt. Doch dann war der Koch gekommen und hatte ihr zugeraunt, der Kräuterhändler sei eingetroffen. Iliana hatte die neugierigen Blicke ihres Gemahls ignoriert und war rasch in die Küche geeilt, wo der Mann bereits auf sie wartete. Er war klein und drahtig, hatte ein gewinnendes Lächeln und ein angenehmes Auftreten. Iliana hatte es genossen, mit ihm zu verhandeln, trotz des Zeitdrucks, unter dem sie stand.
In den zwanzig Minuten hatte er sie mit mehr Klatsch versorgt, als sie je für möglich gehalten hätte. Seinen Worten nach lag in Schottland fast jeder mit jedem in Fehde. Voller Interesse erfuhr sie, dass sich die Dunbars gegenwärtig mit den Lindsays, den Campbells, den MacGregors und den Colquhouns befehdeten. Jetzt kannte sie wenigstens ihre Feinde. Doch das war auch das Einzige, was sie sich hatte merken können. Es gab so viele Clans, die untereinander zerstritten waren, und das oft aus so lächerlichen Gründen, dass sie es kaum glauben konnte. Anscheinend konnte die Ablehnung eines zweiten Gangs während eines Gastmahls auf einer anderen Burg schon zur Fehde führen. Sofort hatte Iliana sich den vergangenen Abend in Erinnerung gerufen und überlegt, ob sie beim Essen irgendetwas gesagt oder getan hatte, das die Mclnnes’ als Beleidigung hätten auffassen können. Sie konnte sich zwar an nichts Derartiges erinnern, aber sie würde es schon merken, wenn der Clan plötzlich in ihr Land einfiel. Etwas daran ändern konnte sie ohnehin nicht mehr.
Darüber hinaus hatte Iliana die Besuchszeiten des Tuchhändlers in Erfahrung gebracht und dem Mann das Versprechen abgenommen, dem Tuchhändler mitzuteilen, dass er auf Dunbar erwünscht wurde.
Als sie das Geschäftliche erledigt hatten, war der Koch über alle Maßen begeistert gewesen. Offensichtlich freute er sich darauf, endlich ausgefallenere Speisen zubereiten zu können. Aufgeregt schwatzend, hatte er dem Händler eine kleine Mahlzeit vorgesetzt, während Iliana in die große Halle zurückgekehrt war. Unglücklicherweise war sie wohl doch zu lange fort gewesen, denn die anderen waren bereits mit dem Essen fertig und machten sich wieder an ihre Arbeit. Iliana hatte gezögert und überlegt, trotzdem mit dem Essen fortzufahren, doch dann war sie achselzuckend durch die Küche zurück in den Garten gegangen. Sie hatte ohnehin keinen Hunger gehabt.
Den ganzen Nachmittag über hatte sie im Garten gearbeitet und nebenbei beobachtet, wie sich die anderen Frauen anstellten. Sie erkannte bald, dass sie gute Arbeiterinnen angeheuert hatte, und erwog, zwei oder drei von ihnen fest für die Burg zu übernehmen, sobald der Garten fertig war.
Den ganzen Nachmittag hatte sich Iliana auf das Abendessen gefreut. Bestimmt war es sehr schmackhaft, nachdem sie all die neuen Gewürze und Kräuter erstanden hatte. Schon das Mittagessen, so wenig sie davon auch gekostet hatte, war deutlich besser gewesen als sonst. Zwar hatte Elgin wieder nur ein einfaches Mahl aus Käse und Brot aufgetischt, aber dieses Mal hatte dem Käse kein Schimmel angehaftet, und das Brot war so frisch, dass es noch warm vom Ofen gewesen war. Um etwas Abwechslung zu bieten, hatte er sogar frisches Obst dazu serviert.
Wieder drohten ihr die Augen zuzufallen, und sie seufzte erschöpft. Sosehr sie sich auf das Essen gefreut hatte, war sie doch immer wieder von der Arbeit abgelenkt worden. Erst als der Koch neben ihr aufgetaucht war und verkündet hatte, das Abendessen sei fertig, war ihr klar geworden, wie schnell der Nachmittag verflogen war. Sie hatte sich langsam aufgerichtet und war stutzig geworden, als sie ein leichter Schwindel befiel, doch erst als sie plötzlich überall Schmerzen verspürte, hatte sie erkannt, dass sie sich vielleicht doch ein wenig übernommen hatte.
Jetzt saß sie zusammengesunken am Tisch vor ihrem köstlichen Hammelbraten und war zu müde, die Hand zum Mund zu heben. Das war ihr unangenehm, denn sie wusste, der Koch beobachtete sie voller Unruhe, in der Hoffnung auf ein Lob oder der Furcht
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