Lady Ilianas lustvolles Spiel
„Ich verstehe nicht, warum nicht alle einfach ein Bad nehmen! Dann wäre doch alles ...“
„Wir haben erst Mitte Juni.“
„Ich weiß, aber ...“
„Hier herrscht eine gewisse Ordnung, Weib. Es gibt eine bestimmte Jahreszeit, in der die Schafe geschoren werden, eine bestimmte Jahreszeit für die Ernte - und eine bestimmte Jahreszeit für unser Bad.“
„Ein Bad ist nicht an die Jahreszeiten gebunden. Man kann jederzeit baden, ohne dadurch Schaden zu nehmen. Ernten kann man nicht zu jeder Jahreszeit. Das sind zwei gänzlich verschiedene Dinge!“
„Ihr versteht nicht, was ich meine ...“
„Oh doch!“ fuhr sie ihn an, dann seufzte sie. „Seonaid hat mir das mit den Plaids erklärt und wie Fett und Schmutz das Wasser abweisen. Sie hat mir auch das mit den Haferkeksen erklärt. Ich kann Eure Furcht ja verstehen, die Männer könnten verweichlichen, aber was ist mit den Frauen?“
Er stutzte. „Wie bitte?“
„Seid Ihr nicht Herr über alle, die hier leben?“
„Mein Vater ...“, begann er, aber Iliana fiel ihm gereizt ins Wort.
„Erspart Euch die Wortklaubereien, mein Gemahl. Nach dem Gesetz ist Euer Vater natürlich der Laird, aber im wirklichen Leben erteilt Ihr die Anweisungen. Ich habe es selbst miterlebt. Und herrscht Ihr über die Frauen nicht genauso wie über die Männer?“
„Ja.“
„Warum kümmert Ihr Euch dann nicht auch um das Wohlergehen der Frauen? Es ist schön und gut, dass die Männer dem Wetter trotzen und mit Haferkeksen auskommen müssen, aber was ist mit den Frauen?“ Als er nur verständnislos die Stirn runzelte, fuhr sie fort: „Könnte es nicht einen Kompromiss geben? Warum sollten die Männer nicht zwei Plaids haben? Eins, das sauber und nett anzusehen ist, wenn sie hier in der Burg bei ihren Frauen sind, und eins, das fettig, schmutzig und damit wasserundurchlässig ist, wenn sie unterwegs sein müssen?“
Duncan reagierte verstimmt auf diesen Vorschlag. „Jahrelang hat alles bestens funktioniert, so wie es war. Es besteht keine Notwendigkeit...“
„Wer von uns ist denn nun der Feigling, der sich vor Neuerungen fürchtet?“ unterbrach sie ihn trocken. Dann erhob sie sich vom Bett und wollte an ihm vorbei zur Tür gehen, doch er hielt sie am Arm zurück.
„Ich bin noch nicht fertig mit Euch.“
„Aber ich bin fertig mit Euch!“ teilte sie ihm kühl mit. Sie entwand ihm den Arm, eilte zur Tür und war schon auf dem halben Weg nach unten, als er begriff, was geschehen war.
„Weib!“ brüllte er und stürzte ihr nach.
Iliana raffte ihren Rock und lief noch schneller die Treppe hinab in die große Halle, wo sie beinahe mit ihrem Schwiegervater zusammengestoßen wäre. Sie lächelte ihn verlegen an, knickste kurz und schob sich an ihm vorbei, um zur Küche zu eilen.
„Duncan!“
„Nicht jetzt, Vater!“ schnauzte Duncan ihn im Vorbeigehen an, während er gleichzeitig seine Schwester mit einem vorwurfsvollen Blick durchbohrte. Dann stürmte er seiner Frau nach.
Iliana rannte an dem verblüfften Elgin vorbei durch die Küche hinaus ins Freie. Sie verlangsamte ihre Schritte erst, als sie bei den Frauen im Garten angekommen war, die lebhaft plaudernd ihrer Arbeit nachgingen. Es schien, als hätte Ilianas Abwesenheit ihre Zungen gelöst. Waren sie am Morgen noch zänkisch und grimmig gewesen, so schwatzten sie jetzt vergnügt wie die Elstern.
„Und dann stand dieser stinkende Dummkopf nackt da und brüllte wie ein verletzter Stier.“
„Was hast du dann getan?“ fragte Janna atemlos.
„Ich habe zurückgebrüllt. ,Du fasst mich nicht an, Willie Dunbar!' habe ich zu ihm gesagt. ,Nicht bevor du gebadet hast!'“
„Und er?“
„,Du bist mein Weib, Mavis Dunbar, und du wirst mir zu Willen sein! Das ist deine Pflicht!““
„Na so was!“ Janna gab einen verächtlichen Schnalzlaut von sich. „Sean hat genau dasselbe zu mir gesagt. Ich hätte ihm am liebsten eins über den Schädel gegeben.“
„Ich habe Willie eins über den Schädel gegeben.“
Janna starrte die Ältere fassungslos an. „Nie im Leben! Und dann?“
„Er hat die ganze Nacht geschlafen, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben.“
Ungläubig sperrte Janna den Mund auf. „Und was hat er gemacht, als er heute Morgen wach wurde?“
„Nichts. Ich habe ihm eingeredet, er hätte am Abend zu viel getrunken und sei dann einfach auf dem Boden zusammengebrochen.“
„Das kann doch nicht wahr sein! Oh Mavis, du bist schrecklich!“ Sie schüttelte sich jetzt vor Lachen.
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